Kieler Engagement zeigt Gesicht

Kieler*innen packen mit an, wenn andere Hilfe benötigen und Gemeinschaftssinn gefragt ist. Für den Zusammenhalt unserer Stadt ist das von unschätzbarem Wert.

Mit einer digitalen Plakat-Aktion würdigen die Landeshauptstadt Kiel, das nettekieler Ehrenamtsbüro und die Ströer Deutsche Städte Medien GmbH das freiwillige Engagement der Kieler*innen. An dieser Stelle stellen wir die Gesichter der Aktion vor.


Yasen Erfani
Zentrum für Empowerment und Interkulturelle Kreativität (ZEIK)

Yasen Erfani, 43 Jahre alt, aus Afghanistan, ist über Pakistan in den Iran geflüchtet, wo er zehn Jahre lang lebte. 2008 hat er sich auf den Weg nach Europa gemacht und eine traumatische Odyssee erlebt. Eigentlich wollte er gar nicht nach Deutschland, sondern nach Schweden. Auf der Fähre in Rostock wurde er aufgegriffen und blieb in Deutschland. Seit 2013 lebt Yasen Erfani in Kiel und ist Mitbegründer des Zentrums für Empowerment und Interkulturelle Kreativität (ZEIK) in Gaarden.

Ein Mann steht an ein Gelände gelehnt. In Hintergrund ein Gebäude mit den bunten Buchstaben ZEIK

Warum engagierst Du Dich?

Als ich 2010 nach Deutschland kam, durfte ich weder zur Schule, noch arbeiten oder einen Deutschkurs besuchen. Es gab hier auch nur wenige Afghanen. Wir konnten alle kein Deutsch, bei wichtigen Terminen waren wir buchstäblich sprachlos und Dolmetscher waren sehr teuer. Da hätte ich fast aufgegeben. Mit der Aufenthaltsgenehmigung konnte ich schließlich Deutsch lernen und habe mich gefragt, wie ich anderen behilflich sein kann. Nach den eigenen Anfangsschwierigkeiten wollte ich anderen helfen, damit sie einen besseren Start haben.

Als Geflüchteter möchte ich mich für die Demokratie und Toleranz in Deutschland einsetzen und gesellschaftliche Verantwortung für ein gutes Zusammenleben in unserer neuen Heimat übernehmen. Außerdem verbessert das Engagement die Sprache und man lernt andere Menschen und Kulturen kennen. Ich bin auch jemand, die nicht rumsitzen kann, sondern aktiv werden muss.

Was genau tust Du und wie beeinflusst dein Engagement die Gesellschaft?

Seit Ende 2014 arbeite ich als Lotse für die Lotsengruppe für Geflüchtete (ein Projekt der Zentralen Bildungs- und Beratungsstelle für Migrant*innen (ZBBS e.V.)). Wir unterstützen neue Zuwanderer ehrenamtlich beim Ankommen in Kiel als muttersprachliche Begleiter*innen. Durch gemeinsame Unternehmungen und regelmäßige Treffen sind wir zu einem multikulturellen Team zusammengewachsen. Bei der großen Flüchtlingswelle 2015 waren wir Tag und Nacht im Einsatz. Es gab Tage, an denen bis zu 1200 Menschen Kiel erreichten.

2017 haben wir dann das Zentrum für Empowerment und Interkulturelle Kreativität (ZEIK) gegründet. Wir bieten verschiedene Aktivitäten an: zeik-macht-mobil-fuers-klima, Clean-up-Day, Informatik für Geflüchtete, „Migrantinnen einfach stark im Alltag“ (MiA-Kurse) für Frauen, die Öffnung der Familie, Nachbarschschaftsbrunch, STAFF.SH – Starterpaket für Flüchtlinge in Schleswig-Holstein, Oud-Musikkurs, Persische Sprachkurse für Kinder. Das Angebot richtet sich an alle Geflüchtete – Das Zentrum ist für alle Interessierte, unabhängig von Alter, Herkunft, Religion und das Geschlecht. Alle sind herzlich willkommen!

Was macht Dein Engagement mit Dir? Glücksmomente? Besondere Erlebnisse?

Durch mein ehrenamtliches Engagement hatte ich die große Ehre, den Bundespräsidenten, Frank-Walter Steinmeier, in Berlin treffen. Das hat mich mit Stolz erfüllt und es war der größte Glücksmoment für mich neben dem Bundespräsidenten am selben Tisch zu Mittag zu essen. Dieses großartige Treffen werde ich nie vergessen.

Da meine Arbeit durch die Pandemie sehr eingeschränkt war, wollte ich dennoch helfen und habe mich eigenständig bei einem Impfzentrum gemeldet, um dort den Ablauf durch Dolmetschen zu beschleunigen. Das ganze Team war darüber sehr erfreut und auch so habe ich dazu beigetragen, dass Sprachbarrieren beim Impfen nicht mehr so groß waren. Ich war dort viele Monate und durfte auch Coronatests selbständig durchführen.

Des Weiteren erfüllt es mich, wenn ich mich bei der Organisation für Demos, Veranstaltungen, Workshops usw. einbringen kann. Oft begleite ich Menschen zu Behörden oder zum Arzt, um zu dolmetschen und sie zu unterstützen. Diese Menschen freuen sich über meine Unterstützung, was mich sehr glücklich macht. Es ist ein gutes Gefühl, jemandem zu helfen oder zu begleiten. Die Dankbarkeit ist in ihren Augen zu sehen.

Was wünscht Du Dir für die Zukunft der Kieler Stadtgesellschaft/der Kieler*innen bezogen auf das Thema Engagement?

Ich möchte mich zunächst bei den Menschen in den europäischen Ländern, besonderes Deutschland und Kiel, dem Herrn Oberbürgermeister Ulf Kämpfer bedanken, dass sie geflüchtete Menschen aufnehmen. Ich würde mir wünschen, dass Deutschland, Schleswig-Holstein und Kiel weiterhin die Migranten – besonderes die Frauen und ethnische Minderheit aus Afghanistan – aufnehmen. Sie wurden gezwungen, ihr Heimatland zu verlassen. Niemand möchte freiwillig seine Heimat aus Begeisterung, Zufriedenheit, Glück, verlassen und heimatlos werden. Diese Menschen kommen aus verschiedenen Gründen in unser Land, z.B. wegen Krieg, Verfolgung oder Gewalt.

Die Kieler*innen haben vieles ermöglicht und tun es noch immer. Wir haben 2015 und die Willkommens-Kultur nicht vergessen. Seitdem ist es überall möglich, einen Deutschkurs zu machen. Das hat sich sehr verbessert. Ich wünsche mir für die Kieler*innen, dass wir alle in Frieden und ohne Sorgen leben können. Dass wir nicht gegeneinander, sondern miteinander leben, denn hier ist mein Zuhause.

 

Danke!

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Kontakt

nettekieler Ehrenamtsbüro
Andreas-Gayk-Straße 31, Eingang A
24103 Kiel
0431 901-5502

 
 

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Mit verschiedenen Ehrungen und Auszeichnungen würdigt die Landesregierung besonderes Engagement der Bürger*innen des Landes. Hier erhalten Sie Informationen, wie Sie engagierte Mitmenschen für eine staatliche Auszeichnung vorschlagen können.

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