Sozialbericht 2020

5 Sozialbericht 2020 EINFÜHRUNG DES DEZERNENTEN Einführung des Dezernenten 1 Die genaue Unterscheidung zwischen Wohnungslosen und Obdachlosen findet sich im Schwerpunkteil dieses Berichts. Kommunale Sozialpolitik sorgt sich beson- ders um diejenigen in unserer Gesellschaft, die sich noch nicht oder nicht mehr selbst helfen können. Sie organisiert den Nach- teilsausgleich und ist Ansprechpartnerin für Bürger*innen, soziale Träger und andere Ins- titutionen der sozialen Fürsorge. Die Siche- rung der Existenzgrundlage, das Schaffen von Präventionsangeboten zur Verhinderung von sozialen Schieflagen und die Befähigung von Bürger*innen, selbstwirksam zu han- deln: Das sind die Aufgaben und Ziele der kommunalen sozialen Arbeit. Dieser elfte Sozialbericht liefert wieder »Daten für Taten« und soll Grundlage für Aktivitäten und Quelle für neue Ideen und Planungen sein. Er soll als nützliches Instru- ment für kommunale Politik, soziale Akteure und interessierte Bürger*innen dienen. Der Entschluss, im diesjährigen Schwerpunkt des Sozialberichts das Thema »Wohnungs- losigkeit in Kiel« zu behandeln, wurde weit vor dem Auftreten der Corona-Pandemie gefasst. In Krisenzeiten rücken Obdachlose 1 besonders häufig in den Fokus der Bevölke- rung. Sind sie in normalen Zeiten in Parks, an Bahnhöfen oder anderen öffentlichen Plätzen eher ein »Störfaktor« für das bürger- liche Auge, der schnellstmöglich von der Stadtverwaltung beseitigt gehört, strömt den Betroffenen während einer Ausnahme- situation plötzlich überbordende Sorge und Zuneigung entgegen. Hilfen und Spenden werden ehrenamtlich organisiert, ebben aber nach dem Abflauen der Krise oft genau- so schnell wieder ab, wie sie entstanden sind. Für die Betroffenen ist diese unstete Unterstützung nicht verlässlich. Das städti- sche Amt für Wohnen und Grundsicherung stellt darum eigene Beratungsstellen und beauftragt soziale Träger mit der Betreuung von Wohnungs- und Obdachlosen. Im dies- jährigen Schwerpunktthema wird sowohl auf die Ursachen für Wohnungs- und Obdachlo- sigkeit eingegangen, als auch ein genauerer Blick auf die Personenkreise geworfen, die von dieser existenziellen Situation in Kiel betroffen sind. Welche Angebote und neuen Konzepte es für Betroffene gibt, wird eben- falls erläutert. Zu einigen Themen, die im vorliegenden Sozialbericht behandelt werden, möchte ich hier noch gesondert Stellung nehmen: 1. Erfolgreiche Gründung der Kieler Wohnungsgesellschaft (KiWoG) – Chance für einkommensschwache Wohnungssuchende Die Neugründung einer städtischen Wohnungsgesellschaft ist angesichts der steigenden Zahl der sogenannten Woh- nungsnotfälle, in denen Menschen akut von Wohnungslosigkeit bedroht sind, mehr als geboten. Der freie Wohnungs- markt kann die Bedarfe nicht decken. Insbesondere Menschen mit niedrigen Einkünften stehen damit schnell am Ende ihrer Möglichkeiten bei der Wohnungs- suche. Kommen dann noch persönliche Probleme wie Suchterkrankungen oder psychische Auffälligkeiten hinzu, reduzie- ren sich die ohnehin nicht reich gesäten Angebote weiter oder tendieren gen Null. Für Kommunen in Deutschland besteht eine Pflicht zur Unterbringung, um Ob- dachlosigkeit zu verhindern. Hierzu bedarf es jedoch mehr Unterbringungsmöglich- keiten, auf die die Stadt uneingeschränkt Zugriff hat, sodass sie den Betroffenen ein Wohnungsangebot unterbreiten kann. Insbesondere, wenn es sich um Familien mit Kindern handelt. Fakt ist allerdings

RkJQdWJsaXNoZXIy NTkxNzA=