Sozialbericht 2022

25 Sozialbericht 2022 HAUSHALTE UND WOHNEN Abbildung 14: Haushaltstypen zum 31.12.2021 Quelle: Landeshauptstadt Kiel, Amt für Wohnen und Grundsicherung Einpersonenhaushalte Paare und Mehrpersonenhaushalte ohne Kind(er) Paare und Mehrpersonenhaushalte mit Kind(ern) sonstige Haushalte ohne Kind(er) Personen in Wohnheimen Alleinerziehendenhaushalte 0 7.363 6.301 19.069 28.042 80.480 5.580 20.000 40.000 60.000 80.000 Exkurs: Verteilung von Wohnraum auf die Haushalte Die Zahl der Haushalte ist bundesweit wesentlich schneller angestiegen als die Zahl der in den Haushalten lebenden Menschen, daher ist die Haushaltsgröße immer weiter ge- sunken. Im Jahr 1970 waren es in Westdeutschland noch 22,0 Millionen Haushalte und 60,2 Millionen Haushaltsmitglieder. Die durchschnittliche Haushaltsgröße lag damit bei 2,74 Personen je Haushalt. In den Jahren 2018 und 2019 wurden nur noch 1,99 Personen pro Haushalt registriert. 25 Der Trend zu Haushalten mit weniger Personen trägt dazu bei, dass die Bevölkerung insgesamt mehr Wohnfläche beansprucht. Dabei ist im Bundes- trend eine weitere Entwicklung zu beobachten, die zeigt: ältere Haushalte belegen viel Wohnraum. Ein Einpersonenhaushalt in der Altersgruppe über 75 Jahre belegte 1978 noch 55m², im Jahr 2010 waren es dann schon 78m². Bei jungen Einpersonenhaushalten hat sich dieser Wert seit 1978 nicht wesentlich geändert und lag bei unter 50m². 26 Es lässt sich also auch ein großer Unterschied zwischen den Generationen beobachten. Unter anderem tragen der angespannte Wohnungsmarkt, eine geringere Flexibilität und physische Hürden dazu bei, dass viele ältere Menschen ihre großen Wohnungen nicht verlassen. Laut einer Umfrage des Instituts für Arbeit und Technik in Berlin finden zwar viele ältere Menschen, dass ihre Wohnung zu groß für sie sei, aber sie wollen und können häufig keine höhere Miete zahlen. Dies wäre jedoch auf dem heutigen Wohnungsmarkt meistens der Fall, da die Bestandsmieten der Senior*innen oft weit unter der Miete einer Neuvermietung liegen und die älteren Menschen eine finanzielle Verschlechterung für eine kleinere Wohnung in Kauf nehmen müssten. Die größeren Wohnungen stehen damit Mehrpersonenhaushalten nicht zur Verfügung und tragen zur Situation der Wohnungsnot bei. Mögliche Ansätze zur Verbesserung diese Situation sind Wohnungstauschprogramme von Wohnbaugesellschaften oder -ge- nossenschaften, Unterstützung bei der Suche nach einer Wohnung im angestammten Stadtteil (denn häufig wollen die Menschen den ihnen bekannten Stadtteil und ihr sozia- les Umfeld nicht verlassen) und Zuschüsse zu einem Umzug. Zudem erscheint es sinnvoll über alternative Formen des Zusammenlebens nachzudenken, wie Mehrgenerationen- 25 Vgl. Statistisches Bundesamt: Mikrozensus 2019, Entwicklung der Privathaushalte bis 2040, Statistisches Jahrbuch. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Haushalte-Familien/Publikationen/ Downloads-Haushalte/entwicklung-privathaushalte-5124001209004.pdf?__blob=publicationFile (abgerufen am 03.06.2022). 26 Vgl. Umweltbundesamt: Wohnfläche. https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/wohnen/ wohnflaeche - altere-haushalte-belegen-viel-wohnraum (abgerufen am 02.06.2022). Auch im Jahr 2021 sind Einpersonenhaushalte als die dominierende Wohnform weiter im steigenden Trend.

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