Sozialbericht 2022

31 Sozialbericht 2022 HAUSHALTE UND WOHNEN Diskussion um den Verkauf der kommunalen Wohnungsgesellschaft Die kommunale Verkaufsentscheidung der Wohnungsgesellschaft war begleitet von intensiven Diskussionen zwischen Befürworter*innen und Gegner*innen des Verkaufs. Die Befürwortenden hatten vor allem finanzpolitische Argumente, wie beispielsweise das Senken der kommunalen Schulden oder die zu dem damaligen Zeitpunkt entspannte Wohnungsmarktlage, während die Gegner*innen primär sozialpolitische Überlegungen zur Preisentwicklung der Wohnraummieten, der Verlust des kommunalen Einflusses auf Begleitmaßnahmen bei der sozialen Stadtentwicklung sowie bei Investitionstätig- keiten bewegten. Hinzu kam, dass die Bevölkerungsprognosen Ende der 1990er Jahre eine stagnierende Bevölkerungsentwicklung für Kiel voraussagten. Diese Prognosen in Verbindung mit dem zu der Zeit entspannten Kieler Wohnungsmarkt führten bei vielen Entscheidungsträger*innen zu der Überzeugung, dass der Verkauf der kommunalen Wohnungsgesellschaft vertretbar sei, um die Haushaltslage der Kommune zu stabilisie- ren. Bereits 2010 war jedoch ein Anstieg der Mieten spürbar und es wurde prognostiziert, dass einkommensschwache Haushalte es künftig sehr schwer auf dem Kieler Wohnungs- markt haben würden. Diese Prognose hat sich als richtig herausgestellt. Wie oben beschrieben wurden die Wohnungen der KWG mbH seit dem Verkauf durch die Stadt Kiel mehrmals weiterverkauft. Seit dem Verkauf an die WCM wechselten die Woh- nungen noch einige Male den Besitzer. Inzwischen gehören die meisten der 1999 ver- äußerten Wohnungen dem großen Wohnungsunternehmen Vonovia SE. Vonovia besitzt 23.000 Wohnungen in der Landeshauptstadt Kiel. 2.000 davon sind öffentlich gefördert. In der öffentlichen Diskussion wird der Verkauf der KWG mbH heute retrospektiv vor- nehmlich als Fehler bewertet. Die Gründung der KiWoG wird von vielen Akteur*innen des Kieler Wohnungsmarktes wie dem Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen begrüßt. 20 Jahre nach dem Verkauf der kommunalen Wohnungsgesellschaft sorgt die Landeshauptstadt Kiel mit der Gründung der KiWoG dafür, dass es in Kiel wieder als Wohnungsmarktakteur sichtbar ist und dabei helfen kann, dass es mehr bezahlbaren und an sozialen Kriterien orientierten Wohnraum gibt. Wohnraum in Kiel Der Gesamtwohnungsbestand steigt auch im Jahr 2021 weiter an und liegt zum Jahresende bei 138.439 Wohnungen in Kiel. Seit 2011 ist der Wohnungsbestand insgesamt um 3,8 % gestiegen. Bei einem längeren Betrachtungszeitraum seit 2005 beträgt der Zuwachs sogar 7,1 %. Im Vergleich zum Vorjahr kann im Jahr 2021 ein Plus von 810 Wohnungen registriert werden, dies entspricht einer Steigerung von 0,6 %.

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