Sozialbericht 2022

51 Sozialbericht 2022 tig beschäftigt waren. Bei einer Förderdauer von bis zu fünf Jahren beträgt der Lohnkos- tenzuschuss in den ersten zwei Jahren des Beschäftigungsverhältnisses 100 % des gesetz- lichen Tarif- beziehungsweise Mindestlohns und sinkt dann um 10 Prozentpunkte jährlich. In diesem Instrument hat das Jobcenter Kiel überdurchschnittliche Akzente gesetzt und 350 Förderungen ermöglicht. Ein weiterer Grund für die sinkenden Zahlen bei den Langzeitleistungsbeziehenden ist die zunehmend gelingende Integration von Menschen aus Asylherkunftsländern in den Arbeits- markt, so dass sie aus dem Leistungsbezug fallen. Auch sind die ersten Auswirkungen des demographischen Wandels zu spüren. Die geburten- starken Jahrgänge, die zur sogenannte Babyboomer-Generation gehören, erreichen zuneh- mend das Rentenalter und dies betrifft entsprechend auch Langzeitleistungsbeziehende. Eine Steigerung der Leistungsbezieher*innen in der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsmin- derung wird aller Voraussicht nach die Folge sein. Da in den nachfolgenden Jahrgängen die Geburtenrate gesunken ist, konkurrieren immer weniger erwerbsfähige Leistungsberechtigte um vorhandene Stellen. Kinderarmut Es gibt zurzeit zwei in der Wissenschaft anerkannte Armutsdefinitionen: 1. Die sozialstaatlich definierte Kinderarmut: Kinder gelten als arm, die in einem Haushalt leben, der Leistungen nach dem Sozialge- setzbuch Zweites Buch – Grundsicherung für Arbeitsuchende erhält (SGB II/Hartz IV). 2. Die relative Einkommensarmut: Kinder gelten als armutsgefährdet, die in Haushalten leben, deren Einkommen weniger als 60 % des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt (Median des Haushaltsnetto- äquivalenzeinkommens) 51 . Für diesen Bericht wird der sozialstaatlich definierte Armutsbegriff verwendet, da diese Zahl aus den zur Verfügung stehenden Statistiken erfasst werden kann. Bei Kinderarmut handelt es sich um ein strukturelles Problem. Da die Höhe von Transferleis- tungen nicht im Gestaltungsbereich der Kommunen liegen, braucht es andere Ansätze, um von Armut betroffene Familien zu unterstützen, was für die Einführung einer Kindergrund- sicherung spricht. Dem vermuteten Vorenthalten von Leistungen, die für Kinder vorgesehen sind, durch Eltern widerspricht der wissenschaftliche Nachweis, dass Eltern eher selbst ver- zichten, als dass sie ihren Kindern etwas vorenthalten. 52 Das kindbezogene Armutskonzept, das 2012 von Gerda Holz, Claudia Laubstein und Evelyn Sthamer im Zuge einer Langzeitstudie vorgestellt wurde, bietet aufgrund eines mehrdi- 51 Bertelsmann Stiftung: Factsheet – Kinderarmut in Deutschland. https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/ BSt/Publikationen/GrauePublikationen/291_2020_BST_Facsheet_Kinderarmut_SGB-II_Daten__ID967.pdf (abgerufen am 15.05.2022). 52 Bertelsmann-Stiftung: Studie Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche. https://www.bertelsmann-stiftung.de/ fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/Studie_WB_Armutsfolgen_fuer_Kinder_und_Jugendliche_ 2016.pdf (abgerufen am 15.05.2022). SICHERUNG DES LEBENSUNTERHALTS

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