Sozialbericht 2022

95 Sozialbericht 2022 Beginn an einer Frühstücksgruppe und an einem Yoga-Kurs teil und kann so einen neuen Bekanntenkreis aufbauen. Später organisiert sie in der »anna« sogar eine eigene Hand- arbeitsrunde für Interessierte. Herausforderung Corona Die Mitarbeiter*innen waren und sind trotz pandemiebedingter Einschränkungen unter Einhaltung sämtlicher Hygiene- und Schutzvorkehrungen durchgängig auch aufsuchend tätig. Es zeigt sich, dass die Klientel in der Regel nicht über telefonische oder digitale Wege erreicht werden kann, die geschilderte Problematik im Einzelfall jedoch häufig keinen Aufschub duldet. Auch stellt ein Termin im Amt oft keine Alternative dar. Insbesondere Personen, die sehr zurückgezogen leben oder nicht auf familiäre Unterstützung zurück- greifen können, thematisieren im Gespräch die zusätzliche emotionale Belastung durch Einsamkeit und Isolation. Viele bis dahin stützende Anlauf- und Treffpunkte können nicht mehr genutzt werden und persönliche Kontakte im Bekannten- und Freundeskreis werden aus Angst vor Ansteckung reduziert oder eingestellt. Die flexible Arbeitsweise der Mitarbeitenden, die Hausbesuche, aber auch Beratungstreffen im Freien oder in Räumlichkeiten anderer Sozialraumakteur*in- nen einschließt, ist für Einige daher besonders wichtig. Die Gestaltung von Netzwerken und Kooperationsstrukturen konnte trotz pandemiebe- dingter Einschränkungen fortgeführt und ausgebaut werden. Die Mitarbeiter*innen nutzen hierfür neben der telefonischen Kontaktaufnahme auch digitale Formate oder organisieren witterungsabhängig Treffen außerhalb geschlossener Räume. Erkenntnisse Damit Ratsuchende schnell an die richtige Stelle geleitet oder mit hilfreichen Informatio- nen versorgt werden können, sind funktionierende professionelle Netzwerke unerlässlich. Außerdem helfen Kenntnisse über den Sozialraum und dessen Besonderheiten dabei, wohn- ortnahe Angebote zu vermitteln, Ressourcen zu erfassen, für die dort Lebenden zu nutzen und auch weiterzuentwickeln. Die Mitarbeiter*innen stoßen in der Arbeit auch auf strukturelle Barrieren und Versorgungs- engpässe, die trotz guter Netzwerke eine Problemlösung erschweren oder teilweise auch unmöglich machen. So stellt die aktuelle Wohnraumknappheit insbesondere Personen mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten vor große Herausforderungen, die auch durch einen Wohnberechtigungsschein nicht wesentlich verringert werden können. Ebenso schwer ist es für ältere Menschen mit einem negativen Schufa-Eintrag, einen Platz im Betreuten Wohnen zu finden. Die Vermietenden setzen oftmals eine positive Schufa-Auskunft für einen Mietver- tragsabschluss voraus und lehnen Interessent*innen ohne diese ab, selbst bei vorliegender Garantie der Mietkostenübernahme durch einen Sozialleistungsträger. Hier bedarf es zusätz- lich zum Beratungs- und Betreuungsangebot sozialpolitischer Interventionen. Des Weiteren sieht der KSD einen Bedarf an Unterstützungsangeboten für Menschen mit dem sogenannten Messie-Syndrom. Aktuell gibt es kaum Möglichkeiten für diesen Personen- kreis Hilfe zu erhalten. Es wären ambulante psychosoziale Projekte und therapeutische Be- UNTERSTÜTZUNG VON ERWACHSENEN IM SOZIALEN NETZ Die aufsuchende Arbeit wurde auch während der Pandemie fortgesetzt.

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