Wir lieben das Meer

Für viele Menschen führt ihr Lieblingsweg zum Meer. Sie segeln, surfen, kiten, tauchen auf den Meeresboden oder erleben Romantik pur beim Sonnenuntergang am Wasser.

Für uns Kieler*innen ist klar: Lieber in der Förde baden als in Arbeit schwimmen. Wir lieben unsere Ostsee, springen auch im Winter ins kalte Wasser, angeln Meerforelle und Hering; einige lassen sich in den Ostseewellen taufen und in der See bestatten.

Ja, wir sind verrückt nach Meer. Aber unser Meer ist in Gefahr. Warum, und wie wir es schützen können, erfahrt Ihr hier.

 
 

Meer & Mensch

Das Meer in einer globalisierten Welt

Das Meer besitzt eine Reihe von Funktionen, die Ozeane sind Wirtschaftsraum und Handelsstraße in einer globalisierten Welt. 

Der Mensch sieht das Meer heute zunehmend als multifunktionalen Raum, in dem er Energie erzeugen und marine Ressourcen nutzen kann, sei es onshore, offshore oder unter Wasser. Eutrophierung, Verschmutzung, Überfischung und die Erwärmung des Meers sind einige der Folgen. Strömungen und marine Nahrungsnetze verteilen die Ergebnisse des menschlichen Tuns schließlich auch in den letzten Winkel der Weltozeane. 

Das Meer wird weiter existieren und der Zustand des Meeres ist dynamisch. Doch ist seine Nutzung grenzenlos? Die Beziehung zwischen Meer und Mensch ist noch weitaus komplexer als hier skizziert, denn wir sind auf vielfältige Art und Weise vom Meer abhängig.

 

Menschen-verursachte Gefahren für das Meer

Nie war der Ozean so warm wie heute. Damit verringert sich seine Fähigkeit, CO2 zu speichern, eine wichtige Klimaschutzfunktion. Apropos Luft: Ein großer Teil des Sauerstoffs, den wir atmen, wird im Meer produziert. 

Zusätzlich dazu ist das Meer zunehmend sauer. Die durch den steigenden Kohlendioxidgehalt der Luft verursachte Ozeanversauerung verändert die Chemie der Ozeane. Diese wirkt sich negativ auf Korallen, Muscheln und andere kalkbildende Organismen aus. Die Lebewesen des Meeres und viele Meeresökosysteme, insgesamt die marine Biodiversität, sind durch menschliche Aktivitäten und den menschgemachten Klimawandel bedroht, auch die Stabilität mariner Stoffkreisläufe ist gefährdet.

Diese großräumigen Veränderungen haben unmittelbare und mittelbare Auswirkungen auf lokale Gegebenheiten und beeinflussen menschliche Aktivitäten sowohl im Meer als auch auf dem Land. Die Erhaltung der marinen Funktionen ist für das Überleben an Land unerlässlich und das Funktionieren der Gesellschaft ist nicht zuletzt auch vom Zustand des Meeres abhängig. So können beispielsweise gesellschaftliche Konflikte um den Umgang mit schwindenden, natürlichen Meeresressourcen in Zukunft vielerorts häufiger werden.

All diese Veränderungen sind nicht unmittelbar wahrnehmbar, denn das Meer ist für uns, wenngleich in räumlicher Nähe, häufig ein eher unbekannter Lebensraum. Wir sehen das Meer allenfalls an der Küste als Übergangsbereich zwischen Meer und Land. 

Doch auch die vielfältig genutzten und häufig dicht besiedelten Küstenregionen sind durch den Meeresspiegelanstieg bedroht; Räume, in denen sich auch Tourismus und Erholung konzentrieren. 

Die in Zukunft häufiger und intensiver auflaufenden Sturmfluten an den Küsten, Verdrängung und der Austausch von Süßwasser durch Meerwasser im Boden, die Erosion von Küstenabschnitten sowie die verminderte Drainage von Wasser an Land gehören zu den Folgen des Meeresspiegelanstiegs, die wir zukünftig auch in Kiel und der Region erleben werden.

 


Kiel & Meeresschutz

Kiel übernimmt Verantwortung

Kiel ist eine Küstenstadt an der Ostsee und Deutschlands einzige Landeshauptstadt am Meer. Obwohl Meeresschutz in Deutschland keine kommunale Aufgabe ist, hat die Stadt beschlossen, sich für den Schutz des Meeres einzusetzen.

Die Ratsversammlung hat im Jahr 2020 entschieden, „(…) für den Meeresschutz, der ein Kernthema des Klimaschutzes ist, Verantwortung zu übernehmen und damit einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu übernehmen (…)“ (Drucksache 0240/2020, Kieler Ratsversammlung). 

Meeresschutz folgt damit auf Klimaschutz, Zero Waste und das UN-Nachhaltigkeitsziel 14 „Leben unter Wasser“, in deren Sache sich die Landeshauptstadt Kiel bereits vorher engagiert hat.

Über die Kieler Förde ist Kiel mit der Ostsee verbunden, und das kleine Brackwassermeer Ostsee gehört zum Weltmeer. Die Ozeane bedecken insgesamt etwa 70 Prozent der Oberfläche unseres Planeten. Think global, act local, sowohl bezüglich der Atmosphäre in Sachen Klimaschutz als auch bezüglich des Ozeans beim Meeresschutz.

 

 

Schwerpunkte im Kieler Meeresschutz

Kiel ist aktiv im Meeresschutz. Aktivitäten zum Schutz des Meeres können sowohl direkte, messbare Maßnahmen sein (zum Beispiel weniger Stoffe, die ins Meer eingeleitet werden), als auch indirekte, weiche Aktivitäten die dem Schutz des Meeres dienen (zum Beispiel Bewusstseinsbildung und Bildung).

Sie können aber auch direkt dem Schutz des Meeres dienen und positive Auswirkungen außerhalb des Meeres haben (zum Beispiel die Bindung von CO2 in intakten marinen Ökosystemen als Beitrag zum Natürlichen Klimaschutz). Oder sie dienen vorrangig einem anderen Ziel und finden außerhalb des Meeres statt (zum Beispiel die Reduzierung von Treibhaus­gas-Emissionen im Rahmen des Klimaschutzes) und wirken sich positiv auf das Meer aus (zum Beispiel die Reduzierung der Temperaturerhöhung des Meeres).

 

Die Landeshauptstadt Kiel hat drei konzeptionelle Schwerpunkte des Meeresschutzes.

Das Meer wird auf vielfältige Art und Weise genutzt. Kiel gilt als Kompetenzadresse in Sachen maritimer Wirtschaft und Meeresforschung. Sehr unterschiedliche Akteur*innen und Interessensgruppen beschäftigen sich mit dem Meer und der Meeresnutzung und verfolgen unterschiedliche Zielsetzungen. Expertise und Know-how des Meeres und des Meeresschutzes haben wir hier in Kiel. 

Letztlich verfügen wir in Kiel auch maßgeblich über umfangreiches Alltagswissen über das Meer. Meeresschutz erfordert eine integrierte Herangehensweise, das Potenzial besteht im Dialog und in der transdisziplinären Kooperation, die helfen, Zielkonflikte zu vermeiden und das Verständnis füreinander zu fördern.

Während sich internationale Übereinkommen wie etwa das Abkommen für den Meeresnaturschutz der UN mit den Aktivitäten auf der Hohen See beschäftigen und sich sektorale Abkommen auf einzelne Handlungsfelder der Meeresnutzung beziehen, ist landseitiger und küstennaher Meeresschutz heute noch seltener. 

Doch was tun, wenn ein paar Meter hinter unserer Kaikante die Bundeswasserstraße anfängt? Die Reduzierung des Mülleintrags und die Verringerung der Nährstoffzufuhr von Seiten des Landes trägt signifikant zur Verringerung der Verschmutzung des Meeres und der Nährstoffanreicherung bei und kann auch einen Beitrag zur Reduzierung des Sauerstoffschwunds in der Ostsee leisten. 

Zu den Maßnahmen zählen unter anderem die Zero Waste- Initiative, die Vermeidung des Pestizideinsatzes auf öffentlichen Flächen, Renaturierungsmaßnahmen in Küstennähe wie etwa das Anlegen von Biotopen und die Auswahl von emissionsarmen Bauverfahren, die zur Revitalisierung beitragen und eine positive Wirkung für die Artenvielfalt haben.

Das Meeres-Visualisierungszentrum (Arbeitstitel), ein Edutainment Center zu den Themen Meer, Meeresschutz und Meeresforschung in Kiel, ist das Großprojekt der Landeshauptstadt in Sachen Meeresschutz. Im Prozess hin zu einem solchen Zentrum ist die zweite konzeptionelle Phase abgeschlossen. 

Die Landeshauptstadt Kiel fördert außerdem das Bewusstsein für Meer und Meeresschutz und trägt im Rahmen einer diversen Projektförderung zur Sensibilisierung bei. Sie fördert in diesem Zusammenhang das Cinemare Filmfestival, den Ocean Summit, Meeresschutzprojekte sowie Vorläuferprojekte des Meeres-Visualisierungszentrums.