Straßen werden heutzutage vor allem als Ort der Fortbewegung wahrgenommen. Doch historisch betrachtet sind Straßen auch Orte des Aufenthalts, der Begegnung und des Spiels.

Um eine lebendige und attraktive Stadt zu schaffen, müssen wir genau diese Funktionen zukünftig wieder stärker in den Blick nehmen.

 

Attraktive und lebenswerte Straßen – Wie geht das?

Text zu attraktiven und lebenswerten Straßen, Links zu weiteren Seiten und Kontakt

Wir empfinden Straßen dann als lebenswert und attraktiv, wenn sie nach einem menschlichen Maß gestaltet sind. Das bedeutet, dass wenn wir etwas mit unseren eigenen Sinnen gut erfassen können und für uns angenehm erscheint. 

Das menschliche Maß lebt von Abwechslung und Kleinteiligkeit. Wir wollen etwas entdecken, andere beobachten, uns austauschen oder zur Ruhe kommen. Gleichzeitig kommen uns Strecken länger vor, wenn es lange geradeaus oder entlang einer monotonen Fassade geht. Auch vermeiden wir es entlang von vielbefahrenen und daher lauten und schadstoffbelasteteten Straßen unterwegs zu sein.

Wenn wir zu Fuß unterwegs sind, ist es uns einfacher möglich unsere Umgebung zu erfassen. Wir erkennen Details, erfassen die Gestaltung von Straßen und die Personen, denen wir begegnen. Damit werden häufiger auch spontane Begegnungen und Kontakte mit Freund*innen, Bekannten oder Nachbar*innen möglich. 

Straßen und Plätze sind daher attraktiv, wenn sie zur Bewegung zu Fuß und zum Aufenthalt einladen. Dafür braucht es Sitzmöglichkeiten, Flächen und Objekte für Kinder zum Spielen, eine Begrünung beziehungsweise insgesamt eine gelungene Gestaltung.

Begreifen wir die Straße wieder als Ort des Lebens und nicht nur des Fahrens.

Daher die Einladung Ihre eigene Straße zu betrachten und zu überlegen, wie Sie diese gestalten würden, wenn Sie frei entscheiden könnten. 

Was würden Sie gerne verändern? Wie soll sie aussehen? Was stellen Sie sich vor? Teilen Sie uns Ihre Ideen gerne mit.

 

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Kontakt

Landeshauptstadt Kiel
Tiefbauamt
Fleethörn 9, 24103 Kiel

Till Zeyn (Fußverkehrsbeauftragter)

0431 901-5368

 

Attraktive Plätze – Holstenfleet

„Zurück zu den Wurzeln“: Bis zur Realisierung erinnerte nur noch der Name Holstenbrücke an die einstige Wasserverbindung, die die Kieler Altstadt umschloss und die 1908 im Zuge der rasanten Entwicklung Kiels als Marinehafen zugeschüttet wurde. Das Holstenfleet bringt nun das Wasser zurück in die Kieler Altstadt und macht so die prägende historische Insellage wieder erlebbar.                                                                                                                                                                                                                                                            

Dort wo vor Beginn der Umbaumaßnahmen noch täglich mehr als 10.000 Kraftfahrzeuge den Berliner Platz und die Holstenbrücke passierten und das Bild der Stadt prägten, sind heute nur noch Busse, Fahrräder und Lieferverkehre unterwegs. Von dem geringeren Verkehrsaufkommen und der damit verbundenen enormen Lärm- und Abgasreduktion profitieren nicht nur die Kieler*innen und Besucher*innen der Kieler Innenstadt, sondern ebenso das Stadtklima und die Umwelt.

Während die Situation im Bereich der Straße Holstenbrücke zuletzt geprägt war von überdimensionierten Verkehrsflächen und zunehmenden Leerständen , wurde mit der Realisierung des Holstenfleets auch das unmittelbare Umfeld aufgewertet, indem helle Aufenthaltsflächen mit hoher Qualität entstanden, die genügend Sonnenlicht erhalten. Sitzmöglichkeiten entlang der Wasserverbindung laden zum Verweilen ein. Auf diese Weise wurde ein Ort der Begegnung mit hoher Aufenthaltsqualität für Kieler* innen und Besucher*innen geschaffen.

Das Projekt Holstenfleet

Lebendige Straßen – Jungfernstieg

"Stärkung der Nachbarschaft": Mit der umfassenden Sanierung des Jungfernstiegs ist eine Straße für alle entstanden. Nicht nur lässt es sich jetzt zu Fuß und mit dem Rad besser vorankommen, auch mehr Platz für Sitzmöglichkeiten und mehr Bäume machen die Straße noch lebenswerter. Und das Beste: Die Bewohner*innen gestalten ihre Straße mit und füllen sie mit Leben: Während einige die Baumscheiben als Blumenbeete pflegen, organisieren andere das nächste Straßenfest.

Im Zuge der notwendigen Kanalsanierungen wurde der Jungfernstieg von 2020 bis 2023 zur Fahrradstraße umgebaut (Veloroute 4). Insgesamt wurde der Straßenraum neu georndet: Nun steht nicht mehr der fließende und ruhende Kfz-Verkehr im Vordergrund, sondern die aktive Mobilität zu Fuß und mit dem Rad. Gleichzeitig sind neue Flächen für den Aufenthalt entstanden. Insgesamt ein Impuls für ein neues nachbarschaftliches Leben in der Straße.

Während der Radverkehr in alle Richtungen fahren kann, gelten für Autos Einbahnstraßenregelungen. So können die Durchgangsverkehre reduziert und dem Leben vor Ort Vorrang eingeräumt werden. Ein Prototyp für eine gelungene Wohnstraße. Wo zuvor die Kreuzungsbereiche oft durch parkende Autos versperrt waren, ermöglichen Gehwegüberfahrten nun, dass der Fußverkehr die Fahrbahn seltener queren muss und sich freier bewegen kann. Das schafft eine klare Priorität für die Bewohner*innen vor Ort und eine sicherere und komfortablere Fortbewegung. 

Besonders im Jungfernstieg sind die vielen kleinen Geschäfte, die sich entlang der Straße erstrecken und die Straße weiter beleben. Von Café und Kneipe, über Friseure bis hin zum Fahrradladen sind viele Treffpunkte und Versorgungsgelegenheiten vorhanden, die maßgeblich zum Leben in der Straße beitragen.


„Pocket Parks“ – Wellingdorfer Wohnzimmer

„Inseln der Begegnung“: Pocket-Parks bezeichnen kleine Grünflächen, die auf zuvor mindergenutzten Flächen entstanden sind. So wurde das Wellingdorfer Wohnzimmer auf einem nicht notwendigen Straßendreieck angelegt und dient nun unittelbar vor dem Nachbarschaftstreff als zusätzlicher Ort der Begegnung und Veranstaltungsfläche für das Quartier.

Das Wellingdorfer Wohnzimmer wurde im Rahmen des Projekts "Aktive Mobilität in städtischen Quartieren" (ExWoSt-Programm) realisiert. Schwerpunkt war die experimentelle Umgestaltung des öffentlichen Straßenraumes im Quartier zur Unterstützung aktiver Mobilitätsformen. Insbesondere Kinder sollen den Straßenraum wieder verstärkt zum Spielen nutzen können. Eine intensive Einbindung der örtlichen Bevölkerung wurde durch das vor Ort tätige Quartiersbüro Wahlestraße und das Stadtteilbüro Ost ermöglicht.

Aus der experimentellen und provisorischen Umgestaltung ist nun eine dauerhafte geworden. Das Projekt steht modellhaft für überdimensionierte Straßenräume, die gleichzeitig auch eine alternative Nutzung ermöglichen. Weitere Projekte im Stadtgebiet sollen folgen.

Mehr zum Projekt "Aktive Mobilität in städtischen Quartieren"

Kiel ans Wasser – Kiellinie

„Stadt am Meer“: Die Kiellinie ist wohl einer der beliebtesten Erholungsorte in Kiel. Doch die "Visitenkarte" der Stadt ist in die Jahre gekommen. Die Stadt hat deswegen einen Planungsprozess angestoßen, der Aufenthalts- und Gestaltungsqualität, Barrierefreiheit und Hochwasserschutz zu einem Gesamtkonzept vereint.

Die Kiellinie ist die Promenade und Flaniermeile der Stadt. Sie wird aber nicht nur zum Spaziergehen genutzt, sondern ist gesäumt von Bootshäusern, Ruder- und Segelclubs, Traditionsseglern, Meeresforschung, der Landesregierung und dem Düsternbrooker Gehölz. Damit ist die Kiellinie von den unterschiedlichsten Nutzungen mit ihren diversen Nutzer*innen geprägt und ist somit ein Ort, der die Stadtgesellschaft auf besondere Art und Weise zusammenbringt und verbindet.

Über die letzten Jahre hinweg hat sich die Kiellinie stetig weiterentwickelt. Sie ist mehr und mehr zu einem Aufenthaltsort geworden. Nicht nur laden die stetig zunehmenden Gastronomie-Angebote zum Treffen und Verweilen ein, auch die zwei neuen offiziellen Bastestellen (2019 Reventlou, 2021 Bellevue) erfreuen sich größter Beliebtheit und ermöglichen das zuvor größtenteils illegale Baden mitten im Herzen der Stadt.

Mit der Umgestaltung der Kiellinie soll dieser Weg der Attraktivierung weiter beschritten werden und die Kieler*innen ebenso wie die Besucher*innen noch näher an das Wasser rücken. Offen bleibt, ob der nördliche Teil der Kiellinie autofrei werden soll oder nicht. Eine autofreie Variante würde die Promenade für den Fuß- und Radverkehr noch attraktiver gestalten und weitere Spielräume bieten. Die Entscheidung trifft die Ratsversammlung.

Mehr zum Projekt Kiellinie und Düsternbrooker Fördehang


Einladende Grünanlagen – Hiroshimapark

„Zurücklehnen im Innenstadt-Trubel“: Rund um den Jeppe-Hein-Brunnen werden vom Grünflächenamt an schönen Tagen – auch am Wochenende – Liegen aufgestellt, die zum Verweilen einladen. Während diese hervorragend angenommen werden, zieht der Brunnen vor allem Kinder in den Bann. So ist für jede*n etwas dabei!

Wem gehört die Straße? – Parklets

Parklet in der Gutenbergstraße

„Umparken im Kopf“: Parklets regen dazu an, darüber nachzudenken, wie wir unsere Straßen nutzen wollen. Sie machen das Angebot die eigene Straße anders zu begreifen. Aus einem Parkplatz wird ein Parklet: Der zuvor privat genutzte öffentliche Raum wird wieder allen zur Verfügung gestellt. Es entsteht ein Begegnungspunkt für die Nachbarschaft und belebt die Straße.