Wissenschaftspreis 2023
Zoologe Prof. Dr. Hinrich Schulenburg

Mit dem Kieler Wissenschaftspreis 2023 wurde Prof.Dr. Hinrich Schulenburg – Evolutionsökologe und Genetiker an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel – ausgezeichnet.

 

Der Preisträger im Interview

Professor Dr. Hinrich Schulenberg ist seit 2008 Professor für Zoologie an der CAU und leitet am Zoologischen Institut die Arbeitsgruppe „Evolutionsökologie und Genetik“. Auf diesem Gebiet gehört er zu den zentralen Expert*innen, sein Ruf reicht weit über Deutschland hinaus. 

Schulenbergs Forschungsinteresse gilt dem Prozess der Evolution, einschließlich der zugrundeliegenden ökologischen und genetischen Mechanismen. An der CAU leitet er das Kiel Evolution Center und das Graduiertenkolleg Angewandte Evolutionsforschung. Ein besonderes Anliegen ist Schulenburg die Wissenschaftskommunikation und der Dialog mit der Gesellschaft.

Was hat Sie nach Kiel geführt?

Ich habe 2008 das Angebot einer Professur in der Biologie der Kieler Universität angenommen. Die Rahmenbedingungen sind in Kiel für mich fantastisch. Hierzu gehören die Forschungsschwerpunkte an der Kieler Uni wie auch an den Partnerinstitutionen, insbesondere das Max-Planck Institut für Evolutionsbiologie in Plön oder das Geomar. 

Zudem mag ich den Norden Deutschlands, den Wind, das Meer vor der Haustür, das Segeln, die norddeutsche Mentalität, den trockenen Humor. Alles in allem passt das perfekt.

Was genau machen Sie?

Ich bin Evolutionsbiologe und bin fasziniert von den Prozessen, die dazu führen, dass sich Organismen im Verlaufe der Zeit verändern. 

In der Lehre versuche ich die Studierenden für Evolution zu begeistern, vor allem da es ein Thema ist, dass verschiedenste Bereiche der Biologie verbindet und damit einen Rahmen für die Biologie insgesamt bietet. In der Forschung untersuche ich mit meiner Arbeitsgruppe die Evolution von Antibiotikaresistenzen wie auch die Interaktion von Organismen mit ihren kleinen Mitbewohnern, dem sogenannten Mikrobiom.

Worin liegt die Bedeutung Ihrer Forschung für die Gesellschaft?

Meine Arbeitsgruppe forscht an zwei hochaktuellen Themen: Antibiotikaresistenzen und Wirt-Mikrobiom Interaktionen. Unsere Forschung zur Evolution von Antibiotikaresistenzen liefert dabei neue Ideen für verbesserte Therapien gegen Krankheitserreger. 

Die weltweite Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen stellt derzeit eine der größten Gefahren für die Gesundheit des Menschen dar. Unsere Ergebnisse weisen Wege auf, über die wir mit den vorhandenen Antibiotika nachhaltig Krankheitskeime bekämpfen und gleichzeitig die Ausbreitung der Resistenzen in Schach halten können. 

Unsere Forschung zum Mikrobiom liefert hingegen neue Erkenntnisse zum Einfluss der Mikroben auf unsere Gesundheit. Dieser Einfluss des Mikrobioms ist enorm und war so vor ein paar Jahren völlig unbekannt. Mittlerweile wissen wir, dass das Mikrobiom helfen kann, Krankheitskeime zu bekämpfen oder die Toleranz gegenüber Umweltstress zu erhöhen.

Welche Bedeutung hat der Kieler Wissenschaftspreis für Sie?

Über den Preis der Stadt habe ich mich wahnsinnig gefreut: Er stellt eine besondere Auszeichnung für die Forschung meiner Arbeitsgruppe dar, die seit über zehn Jahren mit großem Enthusiasmus wie auch Können die Geheimnisse der Evolution erkundet. Daneben freut es mich, dass es der Preis meiner Lieblingsstadt Kiel ist!

Was wünschen Sie sich für Kiels Zukunft?

Viel Wind! Und weiterhin eine große Offenheit für die Welt, insbesondere Toleranz und Neugierde für das, was anders ist, und somit auch für die Diversität, die uns alle zu etwas Einzigartigem macht. Das ist am Ende auch die Grundlage dafür, dass Kiel weiterhin ein spannender Ort für hochkarätige Forschung bleibt.


Ehrung hervorragender wissenschaftlicher und innovativer Leistungen

Die Landeshauptstadt zeichnet mit den Preisen Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen aus, deren Wirken in besonderer Beziehung zu Kiel oder zu Schleswig-Holstein steht und die sich hervorragende Verdienste, auch über das Land hinaus, erworben haben.

Der Kieler Wissenschaftspreis wurde erstmals im Jahr 2001 an den Pathologen und Anatomen Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Karl Lennert verliehen. Seitdem wird der Preis im jährlichen Wechsel mit dem traditionellen Kieler Kulturpreis vergeben, der bereits seit 1952 existiert.

Seit 2017 wird der Wissenschaftspreis ergänzt durch den Innovationspreis für herausragende Erfindungen und wissenschaftlich basierte Startup-Geschäftsmodelle.

Die Preisträger*innen werden vom Kultur- und Wissenschaftssenat der Landeshauptstadt Kiel vorgeschlagen. Entschieden wird die Preisvergabe durch die Kieler Ratsversammlung.