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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0397/2023

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Beratungsfolge

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Antrag

Antrag:

 

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Sachverhalt/Begründung

Hintergrund

 

Mit den gleichlautenden Anträgen der Ortsbeiräte Ellerbek/Wellingdorf (vom 04.12.2019) sowie Neumühlen-Dietrichsdorf/Oppendorf (vom 28.11.2019) wurde die Verwaltung beauftragt, auf den Alten Schwentinebrücken im Rahmen eines einjährigen Modellversuchs eine Sperrung für den Kfz-Verkehr einzurichten (siehe auch Drs. 0233/2022). Da es sich um Weisungsangelegenheiten handelt, kann nur ein Prüfauftrag erteilt werden. Nach erfolgter Prüfung wurde der Verkehrsversuch ab 25.05.2022 eingerichtet.

 

Ziel ist es, die vielfältigen Konflikte zwischen unterschiedlichen Verkehrsarten auf den Brücken zu reduzieren. Insbesondere wurden gravierende Konflikte zwischen Radfahrenden und Zufußgehenden beschrieben und beobachtet: Radfahrende müssen die Fahrbahn benutzen, fühlten sich dort jedoch durch den Kfz-Verkehr bedrängt und wichen überwiegend auf die Gehwege aus. Die Benutzung der Fahrbahn wurde als konfliktreich wahrgenommen.

 

Auch die Verkehrsabufe für den Kfz-Verkehr waren nicht konfliktfrei. Es wurde die Vorfahrt missachtet und es kam zu Rangiervorgängen auf der Brücke. Auch die KVG war teilweise betroffen, sodass Fahrplanverzögerungen eintraten. Das Ausweichen von Pkw auf die Gehwege bei Gegenverkehr stellte eine zusätzliche Gefahrenlage für den Fußverkehr dar. Auch wenn das Unfallaufkommen nur wenige Unfälle zeigte, bestand damit zumindest eine

abstrakte Gefahrenlage.

 

In einem Zwischenfazit wurde den Ortsbeiräten in einer gemeinsamen Sitzung am 07.12.2022 bereits erste Erkenntnisse des Verkehrsversuchs vorgestellt. In der darauffolgenden ausführlichen Diskussion wurden viele Anliegen hervorgebracht, die von der Verwaltung im Rahmen der Evaluation einbezogen wurden.

 

Im Folgenden werden die bisherigen, z. T. noch vorläufigen Ergebnisse der Evaluation zusammengefasst:

 

Verkehrsabläufe auf den Brücken

 

In regelmäßigen Verkehrsbeobachtungen mit Teilnahme der Polizei, Straßenverkehrsbehörde und Tiefbauamt wurden die Verkehrsabläufe auf den Brücken dokumentiert. Während zu Beginn des Verkehrsversuchs noch viele Kfz ordnungswidrig die Brücken befuhren, nahm die Anzahl über den Beobachtungszeitraum stark ab. Zuletzt waren kaum noch Kfz beobachtet worden. Die Verteilung des Radverkehrs zwischen Fahrbahn und Gehwegen verlagerte sich von anfänglichen 33/67 % auf zuletzt durchschnittlich 64/36 % (Fahrbahn/Gehweg). Es zeigt sich eine deutliche Tendenz zur Fahrbahnnutzung:

 

In der folgenden Tabelle sind die Ergebnisse der Zählungen im Rahmen der Verkehrsbeobachtungen und Verkehrserhebungen dargestellt:

 

Datum

 

Fahrrad & Roller
Fahrbahn

Fahrrad & Roller
Gehweg

Kfz
(einschl. Motorrad, ohne Bus)

Mofa

24.03.2022

 

24 h-Zählung

586 (22 %)

2.129 (78 %)

4.016

nicht separat erfasst

20.06.2022

Vormittag

59 (33 %)

118 (67 %)

10

2

Nachmittag

45 (43 %)

60 (57 %)

31

2

18.07.2022

Vormittag

41 (46 %)

48 (54 %)

2

0

Nachmittag

60 (49 %)

62 (51 %)

14

1

15.09.2022

Vormittag

99 (46 %)

117 (54 %)

9

0

Nachmittag

68 (49 %)

71 (51 %)

22

2

27.09.2022

 

24 h-Zählung

461 (32 %)

961 (68 %)

363

nicht separat erfasst

19.10.2022

Vormittag

45 (46 %)

53 (54 %)

5

0

Nachmittag

95 (65 %)

51 (35 %)

10

0

12.12.2022

Vormittag

37 (46 %)

44 (54 %)

4

0

Nachmittag

Keine Verkehrsbeobachtung

11.01.2023

Vormittag

52 (59 %)

36 (41 %)

2

2

Nachmittag

50 (71 %)

22 (29 %)

1

0

02.02.2023

Vormittag

56 (58 %)

40 (42 %)

4

0

Nachmittag

60 (59 %)

42 (41 %)

15

0

01.03.2023

Vormittag

72 (65 %)

38 (35 %)

4

0

02.03.2023

Nachmittag

58 (79 %)

15 (21 %)

5

0

28.03.2023

Mittags (13:30-14:00)

35 (56 %)

27 (44 %)

1

1

 

Die deutlich geringere Radverkehrsstärke im September 2022 im Vergleich zur Zählung im März 2022 ist durch die schlechten Wetterbedingungen am 27.09.2022 sowie jahreszeitlichen Schwankungen erklärbar. Am 24.03.2022 war hingegen überwiegend sonniges Wetter beobachtet worden. Ein Vergleich der beobachteten Zeit am 01.03.2023 (7:30-8:00 Uhr; 110 Radfahrende) und dem entsprechenden Zeitbereich am 24.03.2022 (131 Radfahrende) zeigt keine wesentliche Abnahme der Radverkehrsstärke. Da die angrenzende Fachhochschule sich bis zum 15.03.2023 noch in der vorlesungsfreien Zeit befand, kann davon ausgegangen werden, dass die Radverkehrsmenge in etwa dem Wert aus dem Vorjahr entspricht.

 

Die KVG, welche die Brücken in dichtem Takt mit der Linie 11 befährt, bewertet die reduzierten Konflikte positiv, auch wenn die Zeitersparnis quantitativ gering ist. Wesentlich ist, dass Busse nicht mehr durch länger andauernde Konflikte mit Kfz sowie teilweise notwendigem Zurücksetzen Zeitverluste erleiden. Mit dem Zurücksetzen oder Ausweichen auf die Gehwege bestand ein zusätzliches Sicherheitsrisiko. Für die Linie 60S bestehen laut KVG keine nennenswerten Verzögerungen durch Staus auf dem Ostring, sodass die Linienführung weiterhin schneller als über die Alten Schwentinebrücken ist.

 

Der VCD schreibt in seiner Stellungnahme: „Der aktuelle Verkehrsversuch hat nach Wahrnehmung des VCD bereits zu einem Rückgang der regelwidrigen Gehwegnutzung durch Radfahrende geführt, aufgrund des nach wie vor stark verworfenen Kopfsteinpflasters ist die Situation sowohl für Radfahrende als auch für Zufußgehende jedoch noch nicht zufriedenstellend. Deshalb begrüßt der VCD, dass das Kopfsteinpflaster abgeschliffen werden soll und somit die Nutzung der Fahrbahn für Radfahrende sicherer und attraktiver wird. Da vor der Umsetzung dieser Maßnahme aus Sicht des VCD keine validen Aussagen über den Erfolg des Verkehrsversuchs getroffen werden können, sollte der Verkehrsversuch fortgesetzt werden.“

 

Verkehrsverlagerungen auf Umleitungsstrecken

 

Im Vorfeld zur Durchführung des Verkehrsversuchs wurde ein umfangreiches Erfassungs- und Beobachtungskonzept festgelegt. Die Kfz-Mengen wurden für umliegende Knotenpunkte sowie zentrale Knotenpunkte auf den Umleitungsstrecken im März 2022 bzw. September 2021 erhoben. Die Zählungen wurden im September 2022 wiederholt, um die Verlagerungen auf andere Strecken zu untersuchen. Überdies wurde auch das Verhalten des Radverkehrs auf den Alten Schwentinebrücken erhoben (Gehweg- und Fahrbahnnutzung). Die Verkehrserhebungen wurden mittels kamerabasierter Technik verbunden mit manueller Auswertung sowie mittels der Dauerzählstellen der Landeshauptstadt Kiel durchgeführt.

 

Verkehrserhebungen in der Wischhofstraße (Höhe Altenteichstraße):

 

Der Vergleich der Erhebungen zeigt, dass die ausgewiesenen Umleitungsstrecken über die Neuen Schwentinebrücken angenommen werden. Auch ist zu erkennen, dass die Umleitung in das Stadtteilzentrum Wellingdorf über die Wischhofstraße genutzt wird. Die Verlagerungen zeigen, dass es sich bei den Kfz-Verkehren, die zuvor die Alten Schwentinebrücken genutzt haben, überwiegend um Verkehre handelt, die weiter in Richtung Zentrum oder Richtung Schwentinental OT Klausdorf fahren bzw. aus diesen Richtungen kommen.

 

Es war im Zeitraum der Vorher-Zählungen weiterhin ein Effekt der Corona-Pandemie messbar, wie der Vergleich mit Verkehrserhebungen vor 2020 zeigt. Sofern vorhanden, sind diese in den Tabellen aufgeführt. Die Verwaltung geht davon aus, dass ein geringer Anteil der gestiegenen Verkehrsmengen auf den langsamen Rückgang der Auswirkungen der Pandemie (z. B. Home-Office) zurückzuführen ist, da die gemessenen Verkehrsstärken in 2022 noch nicht wieder denen aus den Vorjahren entsprachen.

 

 

Richtung Schönberger Str.

Richtung Ostring

Gesamt

Prozent

Erfassungsmethode

Kfz/24h

%

 

15.12.2010

5.439

4.957

10.396

 

Kamera

19.05.2022

5.110

4.443

9.553

-

Dauerzählstelle

25.05.2022

Beginn des Verkehrsversuchs

29.09.2022

5.914

5.001

10.915

+ 14,3 %

Dauerzählstelle

13.12.2022

6.326

4.576

10.902

+ 14,1 %

Dauerzählstelle

21.12.2022

5.920

4.584

10.504

+ 10,0 %

Dauerzählstelle

27.03.2023

6.157

4.685

10.842

+ 13,5 %

Dauerzählstelle

 

Verkehrserhebungen auf dem Ostring (Neue Schwentinebrücke):

 

Mehrfach wurde auf neue Staus auf dem Ostring stadtauswärts zwischen Rampe Wischhofstraße und Schönkirchener Straße hingewiesen. Es handelt sich um einen Rückstau von der Lichtsignalanlage (LSA) am Knotenpunkt Ostring/Schönkirchener Straße, der auch bereits vor dem Verkehrsversuch zu beobachten war. Die Länge des Staus hat durch die Zunahme der Verkehrsmenge auf dem Ostring stadtauswärts zugenommen. Die Geschwindigkeitsdaten der dortigen Dauerzählstelle zeigen, dass es sich um einen begrenzten Zeitraum zur Nachmittagsspitzenstunde handelt und dieser auch nicht in jeder Woche auftritt (siehe Anhang). Die Zunahme zum Erhebungszeitpunkt im September ist auch auf die Sperrung am Rastorfer Kreuz auf der B 202 zwischen August und November 2022 zurückzuführen. Seit dem Ende der dortigen Baumaßnahmen ist ein Rückgang der Verkehrsmengen sowie auch der Staulänge und -dauer zu verzeichnen.

 

 

Richtung Zentrum

Richtung Dietrichsdorf

Gesamt

Prozent

Erfassungsmethode

Kfz/24h

%

 

19.04.2016

26.554

27.816

54.370

 

Kamera

24.03.2022

22.908

24.146

47.054

-

Kamera

25.05.2022

Beginn des Verkehrsversuchs

08.08.2022

Beginn der Baumaßnahme B 202/Rastorfer Kreuz

27.09.2022

28.424

27.416

55.840

+ 18,7 %

Dauerzählstelle

09.11.2022

Ende der Baumaßnahme B202/Rastorfer Kreuz

13.12.2022

26.715

25.974

52.689

+ 12,0 %

Dauerzählstelle

21.12.2022

26.959

26.279

53.238

+ 13,1 %

Dauerzählstelle

27.03.2023

26.979

25.847

52.826

+ 12,3 %

Dauerzählstelle

 

Verkehrserhebungen im Wehdenweg (Höhe Bahnübergang):

 

Im Wehdenweg wurde eine Entlastung beobachtet. Die Verkehre vom nördlichen Ufer der Schwentine in Richtung Klausdorf verlagern sich teilweise auf die Ausfahrt Klausdorfer Weg. Die Entlastung des Wehdenweges entspricht dem seitens der Anwohnenden und des Ortsbeirates Ellerbek/Wellingdorf geäerten Wunsch nach mehr Verkehrssicherheit. Die Rückstaulänge an der LSA Klausdorfer Weg/Rampe Ostring überstieg bisher nicht die dortige Rampenlänge.

 

 

Richtung Wellingdorf

Richtung Klausdorf

Gesamt

Prozent

Erfassungsmethode

Kfz/24h

%

 

04.06.2019

5.944

3.998

9.942

 

Kamera

19.05.2022

3.017

4.437

7.454

-

Dauerzählstelle

25.05.2022

Beginn des Verkehrsversuchs

27.09.2022

2.537

4.337

6.874

- 7,8 %

Dauerzählstelle

13.12.2022

2.436

4.220

6.656

- 10,7 %

Dauerzählstelle

21.12.2022

2.541

4.318

6.859

- 8,0 %

Dauerzählstelle

30.03.2023

2.552

4.520

7.072

- 5,1 %

Dauerzählstelle

 

Verkehrserhebungen im Klausdorfer Weg (zwischen Ellerbeker Weg und Stadtgrenze):

 

 

Richtung Ellerbek

Richtung Klausdorf

Gesamt

Prozent

Erfassungsmethode

Kfz/24h

%

 

15.12.2010

2.277

2.897

5.174

 

Kamera

19.05.2022

2.631

3.578

6.209

-

Dauerzählstelle

25.05.2022

Beginn des Verkehrsversuchs

27.09.2022

2.385

3.723

6.108

- 1,6 %

Dauerzählstelle

 

Es wurden keine weiteren Kapazitätsengpässe auf den Umleitungsstrecken festgestellt. Weitere Knotenpunktzählungen und die Geschwindigkeitsdaten der Dauerzählstelle auf dem Ostring werden an diese Mitteilung angehangen.

 

Auswirkungen auf Gewerbe sowie städtebauliche Aspekte

 

r die Gewerbetreibenden ist der Verkehrsversuch und die damit einhergehende Sperrung der Schwentinebrücken eine hohe Herausforderung, da für einen Großteil der Kund*innen eine Änderung der gewohnten Wege oder eine Änderung des Verkehrsmittels notwendig ist. Damit ist für Gewerbetreibende der Verlust von Kund*innen eine schwer einzuschätzende Gefahr. Von Beginn an wurde deswegen ein Schwerpunkt auf die Information der ansässigen Gewerbetreibenden gelegt. Alle Betriebe sind nach wie vor erreichbar. Ein Teil der Kund*innen kommt zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem ÖPNV. Es gab eine Online-Infor-

mationsveranstaltung, Ortsbegehungen und Gespräche mit Gewerbetreibenden insbesondere seitens der Ortsbeiräte.

 

Die IHK hat bisher zwei Umfragen durchgeführt, wovon die erste zum Beginn des Verkehrsversuchs und die zweite über den Jahreswechsel 2022 durchgeführt wurde. Der Großteil der Betriebe (70 %) erwartete gemäß der zweiten Umfrage keine Veränderungen. Dabei ist zu sagen, dass sich nur ein sehr kleiner Teil der Unternehmen an den Umfragen beteiligt hat. Von 160 angeschriebenen Betrieben haben sich lediglich rund 13 % beteiligt.

 

Im Februar 2023 hat sich eine Initiative von Unternehmen zusammengefunden, die sich für eine Beendigung des Verkehrsversuches einsetzt und den motorisierten Verkehr auf den Schwentinebrücken wieder zulassen möchte. Deren Tenor ist, dass durch die Sperrung die Anzahl der Kund*innen zurückgeht. Ob ein Rückgang tatsächlich auf die Sperrung oder auf andere Faktoren (z. B. anderes Einkaufsverhalten infolge von Inflation und Energiekrise) zurückzuführen ist, ist im Einzelfall schwer zu beurteilen.

 

Hier ein Zitat aus der Stellungnahme der IHK: „Insgesamt können wir bisher sagen, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen des Verkehrsversuches Alte Schwentinebrücken“r den weit überwiegenden Teil der lokal ansässigen Wirtschaft darstellbar erscheinen und im Vorfeld eine annehmbare Kommunikation mit den Unternehmen stattgefunden hat.“

 

Vorläufige Bewertung und Empfehlung zum weiteren Vorgehen

 

Zusammenfassend lässt sich infolge des Verkehrsversuchs ein Gewinn für die Verkehrssicherheit und -abläufe auf den Alten Schwentinebrücken festhalten. Auch wenn noch immer etliche Radfahrende ordnungswidrig die Gehwege befahren, kann eine erhebliche Verlagerung des Radverkehrs von den Gehwegen in die Fahrbahn beobachtet werden. Die weiterhin vorhandene Fehlnutzung wird auf den Fahrbahnbelag aus Großpflaster zurückgeführt. Dieses soll in den Sommerferien 2023 in Folge der Erkenntnisse aus dem Verkehrsversuch durch geschnittenes Großpflaster ausgetauscht werden. Hierdurch entsteht eine weitestgehend ebene Oberfläche, die das Radfahren angenehmer gestaltet. Gleichzeitig konnte so ein Kompromiss unter Berücksichtigung der Denkmalschutzbelange erreicht und das historische Erscheinungsbild der Brücken erhalten werden.

 

Die Verwaltung erwartet, dass mit dem Umbau des Fahrbahnbelages in Verbindung mit einer Sperrung für den motorisierten Individualverkehr ein noch deutlich geringerer Anteil an Fehlnutzung erreicht wird.

 

Schwieriger ist die Einschätzung der Auswirkungen des Verkehrsversuchs auf die im Umfeld der Alten Schwentinebrücken angesiedelten Gewerbebetriebe. Die Frage von Umsatzrückgängen und deren ursächliche Verbindung mit dem Verkehrsversuch wird von einzelnen Gewerbebetrieben bzw. der IHK unterschiedlich eingeschätzt und kontrovers diskutiert. Diesbezüglich sollen im weiteren Verlauf weitere Erkenntnisse und Einschätzungen gewonnen und der intensive Dialog fortgesetzt werden.

 

Neben der Beibehaltung der im Verkehrsversuch erprobten Verkehrsführung sind auch mildere Maßnahmen denkbar, sofern eine abschließende Prüfung eine verkehrsrechtliche Machbarkeit ergibt:

 

-          Um die Verkehrsmenge auf den Brücken zumindest zu reduzieren, könnte eine zeitliche Beschränkung des Durchfahrtsverbotes während der Vormittags- und Nachmittagsspitzenstunden eingerichtet werden. In diesem zeitlichen Bereich sind die Verkehrsabläufe besonders konfliktreich. Hinzu kommt, dass es sich in diesen Zeiten vielfach um den festgestellten Durchgangsverkehr handeln wird.

-          Alternativ könnte eine Einbahnstraßenregelung unter Ausnahme des Linien- und Radverkehrs eingerichtet werden. Dieses würde die Verkehrsabläufe durch die reduzierten Begegnungsverkehre bereits gegenüber dem vorherigen Zustand verbessern.

-          Als mildestes Mittel wäre ein Überholverbot von einspurigen Fahrzeugen zu betrachten, um insbesondere das Überholen von Fahrrädern zwischen den Brücken aufgrund des nicht ausreichenden Überholabstandes zu verhindern.

 

Ergänzend ist festzuhalten, dass eine Verlängerung des Verkehrsversuchs durch die Straßenverkehrsbehörde bis längstens zum Beginn der Baumaßnahmeglich ist, da sich gezeigt hat, dass die Baumaßnahmen am Rastorfer Kreuz (B 202) im Zeitraum vom 08.08. bis 09.11.2022 zu Veränderungen in Verkehrszählungen und -abläufen geführt haben, so dass die zusätzliche Zeit genutzt werden kann, die oben aufgeführten Verkehrsdaten weiter zu

verifizieren. Auch der Austausch des Fahrbahnbelages in den Sommerferien für voraussichtlich 10 Wochen spricht für eine Verlängerung des Versuchs.

 

Weiterhin werden Folgemaßnahmen zum Verkehrsversuch, welche teilweise unabhängig vom weiteren Vorgehen umgesetzt werden könnten, durch die Verwaltung aktuell geprüft bzw. zum Teil bereits zur Umsetzung vorbereitet (z. B. Austausch Pflaster). Dazu gehören unter anderem:

 

-          Grünpfeil nur für Radfahrende an der LSA Schönberger Straße/Wehdenweg.

-          Verbesserte Aufleitung des Radverkehrs auf die Fahrbahn am Knotenpunkt Schönberger Straße/Wischhofstraße.

-          Perspektivische Öffnung des obenliegenden Rechtsabbiegers vom Heikendorfer Weg auf den Ostring als Alternative zum Tunnel, damit ein zweifacher Spurwechsel im Ostring Richtung Wischhofstraße vermieden werden kann.

-          Umbau des Fahrbahnbelags in der Straße „An der Holsatiamühle“ zwischen Scharweg und Geh- und Radweg zur Tiefen Allee.

-          Stärkung der Aufenthaltsqualität und Hinweisschilder zur Unterstützung der ansässigen Geschäfte.

 

Der Bauausschuss sowie die Ortsbeiräte Neumühlen-Dietrichsdorf/Oppendorf und Ellerbek/Wellingdorf werden gebeten, auf Grundlage der bisherigen Evaluation und den in den kommenden Wochen zusätzlich gewonnenen Erkenntnissen über die Optionen nach dem Ende des Verkehrsversuches zu beraten und Stellungnahmen abzugeben. Die Verwaltung wird daraufhin die entsprechenden Maßnahmen abschließend prüfen.

 

 

 

 

Doris Grondke

Stadträtin

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Anlagen

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