3. Bildungskonferenz JUGEND
Inklusion - Alle können mitmachen!
Was macht eine inklusive Gesellschaft aus? Wie kann ein inklusives Miteinander in Kiel gelingen? Was können wir konkret tun, um uns für eine inklusivere Zukunft einzusetzen?
Die bundesweite Initiative Tag der Bildung möchte an diesem Tag für eine chancengerechte Bildung sensibilisieren. Bürgermeisterin und Bildungsdezernentin Renate Treutel nutzte diesen Tag und diskutierte mit Kieler Schüler*innen auf der dritten Bildungskonferenz Jugend über eine inklusive Gesellschaft.
Am Montag, 9. Dezember 2024 sprachen insgesamt etwa 65 Schüler*innen aus der 9. Jahrgangsstufe des Thor-Heyerdahl-Gymnasiums und der Lilli-Nielsen-Schule sowie zwei 10. bis 12. Klassen der Lilli-Nielsen-Schule über ein inklusives Miteinander und wie dieses gelingen kann. Es ging um konkrete Gestaltungsmöglichkeiten für eine Stadt, in der alle Menschen ganz selbstverständlich mitmachen können.
Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter, Behinderung oder sozialem Hintergrund – die gleichen Chancen hat, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Es ist wichtig, Barrieren abzubauen und eine Umgebung zu schaffen, in der sich alle Menschen respektiert und wertgeschätzt fühlen.
Zum Beginn der Konferenz erläuterten Bürgermeisterin Renate Treutel und die Vorsitzende des Jungen Rates Meltem Söbütay in einem Interview ihre Aufgaben und beantworteten vorab eingereichte Fragen der Schüler*innen. Die Schüler*innen brachten u. a. folgende Fragen ein: Inwiefern werden Bürger*innen bei der Planung einer inklusiven Stadt Kiel einbezogen? Werden Menschen mit Sehbehinderung bei der Planung von inklusiver Wegeführung als Expert*innen gehört? Wie finden wir einen passenden Praktikums- und Ausbildungsplatz?
In einer kurzen Einführung „Inklusion – was ist das?“ gab Marco Reschat, Bildungsfachkraft vom Institut für Inklusive Bildung an der Christian-Albrechts-Universität im Anschluss einen Überblick darüber, was Inklusion meint und in seinem Alltag für ihn bedeutet.
In dem World Café sammelten die Schüler*innen ihre Ideen und Forderungen zu den Fragestellungen „Wo erlebst du, dass wirklich alle ganz natürlich mitmachen können? Und wo nicht?“ sowie „Was können wir tun, damit alle Menschen mitmachen können? Bei uns in der Klasse, in der Schule, in Kiel?“
In der abschließenden Diskussionsrunde beantworteten Renate Treutel, Meltem Söbütay sowie Martina Starke, vom Beirat für Menschen mit Behinderungen die konkreten Fragen der Jugendlichen wie: Woran scheitert die Umsetzung barrierefreier Einrichtungen? Können die Aufgaben in Berufen auf entsprechende Behinderungen angepasst werden? Was tut Politik, um Menschen mit Behinderungen den Berufseinstieg zu ermöglichen? Wie können Freizeitaktivitäten für alle nutzbar gemacht werden? Es entspann sich eine lebhafte Diskussion darüber, wie eine gute Integration in den Beruf gelingen kann und wie Freizeitaktivitäten für alle Menschen nutzbar gemacht werden sollten. Neben einem rollstuhlgerechten Umfeld forderten die Schüler*innen mehr Aufklärung und Sensibilisierung für einen guten Umgang mit Menschen mit Behinderungen.
Hier finden Sie zeitnah die Ergebnisse der Bildungskonferenz
Kurze Wege
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- Graphic Recording
- Dokumentation der vergangenen Bildungskonferenzen
- Ergebnisse 1. Bildungskonferenz Jugend
- Ergebnisse 2. Bildungskonferenz Jugend

Kontakt
Landeshauptstadt Kiel
Dezernat für Bildung, Jugend, Kultur und Kreative Stadt
Referat Bildungsmanagement
Fleethörn 9, 24103 Kiel
Franziska Berger
Leitung & Bildungsmanagerin
0431 901-3188
Franziska.Berger@kiel.de
Inhalte & Ergebnisse des Tages des Tages
Zu Beginn der Veranstaltung wurde den Schüler*innen die Frage gestellt, was ihre größte Unter-stützung sei, um in ihrem Alltag eigenständig und selbstbestimmt zu sein.
Die insgesamt 49 Antworten der Schüler*innen verteilen sich auf unterschiedliche Bereiche des Lebens. Die meisten Nennungen gab es in dem Bereich Unterstützung durch Mitmenschen, wobei hier besonders oft die Eltern oder die Familie genannt wurden.
Der Bereich Mobilität spielt eine wichtige Rolle. Aufgezählt wurden hier der Rollstuhl, öffentliche Verkehrsmittel, das Fahrrad, das Auto und die Gehhilfe.
Daneben bedeuten technische Geräte eine große Unterstützung, es wurde vor allem das Handy/Tablet genannt und einmal das Internet.
Ein zusätzlicher wichtiger Faktor ist das zur Verfügung stehende Geld. Des Weiteren sieht jeweils eine Person das Grundgesetz, eine respektvolle Haltung, Bildung und die Fähigkeit Lesen als wichtigste Unterstützung.
Im World Café wurden in 9 Kleingruppen folgende Fragen diskutiert:
1. Wo erlebst du, dass wirklich alle ganz natürlich mitmachen können? Und wo nicht?
In den Kleingruppen wurden von den Jugendlichen unterschiedliche Bereiche genannt, in denen einerseits alle uneingeschränkt mitmachen können und andererseits eine Teilnahme nur eingeschränkt möglich ist. Die genannten Punkte werden nachfolgend zu Oberkategorien zusammengefasst und in der Übersicht nach Anzahl der jeweiligen Nennungen in den einzelnen Kategorien dargestellt.
Im Bereich des öffentlichen Raums wurden das Theater (n=3), das Kino, die Kieler Woche und der Weihnachtsmarkt (jeweils n=2) sowie mit jeweils einer Nennung der Tierpark, der Strand in Schilksee, Restaurants, das Aquarium, das Museum, der Zoo, spezielle Spielplätze und Orte zum Einkaufen genannt.
Sportarten ist die Kategorie mit den anschließend meisten Nennungen. Hier wurden sportbezogene Aktivitäten aufgeführt: der Sportverein, das Fitnessstudio, Kanu fahren, segeln, "Rollisport", Physiotherapie und der Sportunterricht in der Schule.
Eine weitere große Rolle für die uneingeschränkte Teilnahme spielt der Bereich Mobilität: Der ÖPNV wurde drei Mal genannt. Einmal wurde hervorgehoben, dass sich in den Bussen Intro-Module befinden. Des Weiteren ermöglichen angepasste Ampeln, Blindenstreifen und Gehwege für Sehbehinderte eine natürliche Teilnahme.
Andere Aktivitäten, bei denen eine uneingeschränkte Teilnahme möglich ist, sind für die Schüler*innen künstlerische Aktivitäten oder Videospiele. Wertgeschätzt wird das Bemühen, dass Ausflüge an die gegebenen Möglichkeiten angepasst werden.
Im beruflichen Bereich werden von den anwesenden Jugendlichen zwei Berufe genannt, bei denen sie teilhaben können: Koch und Feuerwehr.
Auf die Frage, wo nicht alle mitmachen können, haben die Schüler*innen folgendes zusammengetragen:
Im öffentlichen Raum sind Spielplätze, Kinos, Toiletten und Einkaufsläden die am häufigsten genannten Orte. Jeweils eine Nennung haben die Orte Strand, Weihnachtsmärkte, Konzerte, Schwimmbäder, Parkplätze, Restaurants, Arztpraxen, Krankenhaus, Sportveranstaltungen und -plätze, Museum, Theater, Kitas, Vergnügungspark, Rathaus sowie Indoor-Freizeitparks.
Die zweithäufigsten Nennungen erfährt der Bereich Mobilität. Hier werden die öffentlichen Ver-kehrsmittel im Allgemeinen genannt und im speziellen Bahnhöfe sowie fehlende Sprachansagen bei Haltestellen mit mindestens zwei Buslinien. Auch die technisch nicht so gut ausgestatteten Züge sowie nicht ausreichend geschultes Personal in der Bahn werden benannt.
Für den Bereich Sport wird gesagt, dass nicht jede Sportart möglich ist und auch der Sportun-terricht an Schule wird bemängelt. Weitere Nennungen sind das Fitnessstudio sowie Kampfsport.
Thematisiert wird von den Jugendlichen, dass im Bereich Aktivitäten nicht alles einfach möglich ist. So ist es schwer, an bestimmten allgemeinen Trends teilzunehmen, was z. B. Gaming, Mode und Backtrends umfasst.
Im beruflichen Bereich wird von den Jugendlichen mitgeteilt, dass nicht alle Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze frei zugänglich sind. Es wird darauf hingewiesen, dass es nicht möglich ist, sich einen Beruf einfach auszusuchen oder gar seinen Traum-Job aufzunehmen. Speziell wird hervorgehoben, dass Berufe im Handwerk sowie z. B. der Beruf des Arztes nicht einfach auszuüben sind.
Unter weitere Punkte fällt, dass die Wohnungssuche nicht für jeden möglich ist. Außerdem ist die natürliche Teilhabe für Menschen schwierig, die nicht lesen oder schreiben können oder auf bestimmte Hilfsmittel angewiesensind, die nicht überall verfügbar sind.
2. Was können wir tun, damit alle Menschen ganz natürlich mitmachen können? Bei uns in der Klasse, in der Schule, in Kiel und in der Welt? Was braucht es dafür?
In den Kleingruppen wurden insgesamt 60 Aspekte zur Steigerung einer natürlichen Teilnahme genannt und was es dafür braucht.
Am Häufigsten werden Themen zur Barrierefreiheit diskutiert. Konkrete Vorschläge sind hier mehr rollstuhlgerechte Ausstattung wie automatische Türöffner in Rollstuhlhöhe, weniger Stufen und dafür mehr Rampen, bessere Gehwege sowie barrierefreie Toiletten und Parkplätze, bei denen man besser auf den Bürgersteig kommt. Gefordert wird, dass der barrierefreie Ausbau vorrangig vor Denkmalschutz stehen sollte. Daneben wird ein besser ausgebauter ÖPNV und Fernverkehr gewünscht sowie eine erhöhte Sicherheit im Zug durch mehr Personal. Als wichtiger Aspekt wird genannt, dass die Leitstreifen auf den Wegen freigehalten werden und ein Bewusstsein für deren Funktion hergestellt wird. Eine weitere Methode, um mehr Zugang zu schaffen, ist es Texte größer zu schreiben oder Blindenschrift zu benutzen. Für den Sportverein wird mehr inklusives Training gefordert.
In sieben der Kleingruppen wurde über das gesellschaftliche Miteinander diskutiert. Wichtige Punkte waren hierbei Hilfsbereitschaft und Achtsamkeit im Umgang miteinander. Konkrete Vorschläge reichen hier von mehr gegenseitiger Unterstützung über mehr Zusammenhalt und Geduld miteinander bis hin dazu, dass gefragt wird, ob Hilfe gebraucht wird und man dann diese ggf. anbietet.
Über mehr Aufklärung und Sensibilisierung wird in fünf Gruppen gesprochen. Mitmenschen wissen oft nicht, wie sie sich Menschen mit einer Behinderung gegenüber verhalten sollen und haben dadurch Angst zu helfen, z. B. im Bus. Einhergehend damit wäre es ein Ziel, durch Steigerung von Akzeptanz Vorurteile und Hass zu reduzieren. Auch im Bereich der Schulen wird mehr Verständnis für Menschen mit Behinderungen gewünscht.
Berufliche Aspekte werden in vier der Kleingruppen angesprochen. Es besteht der Wunsch nach mehr Praktikumsplätzen und dass im Rahmen von diesen die Gegebenheiten vor Ort auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden (z. B., dass bestimmte Dinge für die Zeit umgestellt werden oder gut auf die Bedürfnisse der*s Praktikantin*en gehört wird). Wünschenswert wäre es, wenn es insgesamt mehr Berufe für Menschen mit Behinderungen gäbe. Ebenso wäre eine Ansprechperson für Minijobs gut.
Ganz konkrete Ideen werden auch für die Schule formuliert. Diese sollte sich weiterentwickeln und moderne Technik vorhalten, sodass z. B. KIs zum Lesen verfügbar sind. Insgesamt sollte der Unterricht auf die unterschiedlichen Bedürfnisse angepasst werden. Das Lesen lernen sollte für alle möglich werden, hier könnten die Schulen sich verbessern.
In zwei Gruppen wird das Thema Kommunikation diskutiert. Es sollte mehr Kommunikation untereinander stattfinden sowie die Meinungen von jedem Einzelnen wahrgenommen und verstanden werden. Probleme sollten gemeinsam gelöst werden.
Das Thema Finanzen wurde in zwei Gruppen besprochen. Insgesamt würde es helfen Dinge günstiger zu machen, im Speziellen die Hilfsmittel bzw. keine Aufschläge zu erheben, z.B. bei Taxifahrten.
Außerdem würde es helfen Angebote für Menschen mit Behinderungen auszubauen und mehr Sport- und Spielgeräte vorzuhalten.
Für die anschließende Diskussion wurden folgende Wünsche und Fragen formuliert:
- den Bereich Mobilität sinnvoll gestalten, ausbauen, Möglichkeiten schaffen
- Aufklärung und Sensibilisierung der Menschen in Bus und Bahn für Unterstützung
- Freizeitaktivitäten für alle nutzbar machen
- Wie finde ich meinen Traum-Job? Was kann die Politik tun, um Menschen mit Behinderung den Einstieg zu ermöglichen?
- Kann man die Aufgaben in Berufen auf entsprechende Behinderungen anpassen?
- Zuhören und Sachen umstellen, z.B. im Praktikum
- Aufklärung!
- rollstuhlgerechtes Umfeld
- Woran scheitert die Umsetzung barrierefreier Einrichtungen?

Graphic Recording von Robin Hotz
Die Konferenz wurde von dem Graphic Facilitator Robin Hotz begleitet und mit einem Graphic Recording visuell eingefangen.

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