Ida Hinz (1904 - 1986)

Foto Ida Hinz
Ida Hinz | Abbildung Stadtarchiv Kiel 2.1, Lichtbildstelle 43016

Stadtpräsidentin

* 28.12.1904 Bönebüttel, Kreis Plön
† 26.05.1986 Kiel-Gaarden

Verleihung am 03.05.1974

Ida Präkelt wurde am 28. Dezember 1904 in Bönebüttel in der Nähe von Neumünster geboren. Als sie zwei Jahre alt war, zog die Familie nach Gaarden, wo Ida dann die Volksschule besuchte. Auf eine Lehre als kaufmännische Angestellte verzichtete sie selbstlos, da die Mutter schwer erkrankt war und sie sie pflegen musste. Nach dem Tod der Mutter ersetzte Ida die Hausfrau und kümmerte sich um die Familie.

Trotzdem fand sie Zeit, sich durch Selbstunterricht, Teilnahme an Kursen der Volkshochschule, durch Vorträge und Diskussionen in der Sozialistischen Arbeiterjugend, der sie 1914 beigetreten war, weiterzubilden. Hier lernte sie auch ihren späteren Mann Friedrich Hinz kennen. 1921 wurde Ida Mitglied der SPD.
 


Die Not des Kriegs als Antrieb

Im Zweiten Weltkrieg wurde Kiel zu 75 Prozent zerstört. Ida Hinz äußerte sich später einmal dazu:

„Schon in den Bombennächten hatte ich mir vorgenommen, am Wiederaufbau unserer Stadt mitzuhelfen, wenn ich das Ende dieses Krieges miterleben sollte. In den schwersten Jahren des Wiederaufbaus (1946-1955) wurde ich einmal gefragt, welche Arbeit oder Aufgabe mir am meisten Freude gemacht habe, meine Antwort war, von Freude könne wohl keine Rede sein, denn am Ende jedes Krieges steht das Chaos, die Not und die Verzweiflung.

Ich denke dabei an unsere ausgebombten Kieler, die irgendwo auf dem Landes untergebracht waren, die hier in ihrer Heimatstadt ihr Zuhause und damit Hab und Gut verloren hatten. Ich denke an die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die von der damaligen englischen Militärregierung in unsere zerstörte Stadt eingewiesen wurden.“

 

"Uns Ida" - eine hervorragende Kommunalpolitikerin

Nach dem Krieg wurde Ida Hinz wieder Mitglied der SPD und 1946 für Gaarden-Ost in die erste Ratsversammlung nach dem Zusammenbruch gewählt. Sie setzte sich vor allem für die Lösung sozialer Probleme, für den Wiederaufbau Kiels und für die Versöhnung mit den ausländischen Nachbarn ein.

Die erste Verbindung zum Ausland fand für Ida Hinz mit den Dänen statt, als 1947 eine Frauenorganisation in Kopenhagen 40 Frauen aus Westdeutschland zu völkerverbindenden Gesprächen einlud. Hier warb Ida Hinz für Hilfsmaßnahmen der notleidenden Kieler Kinder. Es folgten ein Besuch in Estland und die Teilnahme an einer internationalen Tagung in Bad Reichenhall, zu der eine amerikanische politische Frauenorganisation eingeladen hatte.

1951 übernahm Ida Hinz als Dezernentin das Wohnungsamt, eine sehr schwierige Aufgabe in dem zerstörten Kiel mit vielen wohnungssuchenden Menschen. Immer wieder forderte sie „billige Wohnungen auf dem schnellsten Weg“. Sie versuchte die drängenden Probleme „mit Mut, Weisheit, Fraulichkeit“ zu meistern und erwarb sich dabei „Hochachtung und Bewunderung der ganzen Stadt“ (Kieler Nachrichten 19. Dezember 1969). Von den Kielern wurde sie liebevoll „uns Ida“ genannt.

1959 wechselte sie in das weniger aufreibende Gartenamt. Auch hier erwarb sie sich Anerkennung durch die Verschönerung der Stadt mit städtischen Grünanlagen, der Erhaltung von Kleingärten, mit Vorgarten- und Balkonwettbewerben.

Die allgemeine Beliebheit von Ida Hinz zeigte sich in ihren zahlreichen öffentlichen Ämtern. Seit 1945 war sie im Vorstand des Kreisvereins der SPD, von 1951-1970 Kieler Stadträtin und gehörte dem Präsidium und dem Fraktionsvorstand der SPD an.

Sie war außerdem Aufsichtsratsmitglied der Kieler Wohnungsbaugesellschaft, zweite Vorsitzende der Kreisgruppe Kiel in der Schutzgemeinde Deutscher Wald, stellvertretende Vorsitzende des Kreiskuratoriums Unteilbares Deutschland, im Vorstand des Kommunalvereins Gaarden und der Marie-Christian-Heime und ehrenamtliches Vorstandmitglied der Vereinsbäckerei Gaarden.

 

Erste Stadtpräsidentin in der Bundesrepublik

18 Jahre lang, von 1952 bis 1970, hatte Ida Hinz das Amt der stellvertretenden Stadtpräsidentin inne. Am 21. Mai 1970 wählte die Ratsversammlung sie zu ihrer Vorsitzenden, zur Stadtpräsidentin. In der Geschichte Kiels und in der gesamten Bundesrepublik war es das erste Mal, dass eine Frau das höchste politische Amt einer Stadt bekleidete.

Für ihre verdienstvolle Arbeit während der 28jährigen kommunalpolitischen Tätigkeit wurde Ida Hinz vielfach geehrt. 1961 erhielt sie die Goldmedaille des Kieler Kommunalvereins, 1970 das Bundesverdienstkreuz, 1973 die Freiherr-von-Stein- und die Andreas-Gayk-Medaille. Für ihre humorvolle Art und Fröhlichkeit bekam sie den Ritterorden „Amica Laetitiae“ verliehen.

Anlässlich ihres Ausscheidens aus der Kommunalpolitik 1974 wurde Ida Hinz von Kiel mit der höchsten Auszeichnung gewürdigt, die die Stadt zu vergeben hat. „Uns Ida“ erhielt auf einstimmigen Beschluss der Ratsversammlung wegen ihrer uneigennützigen Arbeit zum Wohl der Stadt das Ehrenbürgerrecht. Auch in diesem Fall war sie die erste Frau in Kiel, die diesen Titel verliehen bekam.

Nach längerer Krankheit starb Ida Hinz am 26. Mai 1986 in Kiel.


Text: Christa Geckeler


Literatur & Zeitungen

  • Stadtarchiv Kiel, Ratsprotokoll vom 25. April 1974
  • 1863/1978. 115 Jahre Sozialdemokratie. Festschrift der Kieler Sozialdemokraten, Kiel 1978, Seite 22 f.
  • Schultheiß, Nicole: geht nicht gibt's nicht. 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte, Hg.: Annegret Bergmann, Frauenbeauftragte der Landeshauptstadt Kiel, Kiel 2007, Seite 16-18
  • Kieler Express vom 9. Mai 1974
  • Kieler Nachrichten vom 6. November 1961, vom 27. Dezember 1969, vom 22. Mai 1970, vom 20. April 1974, vom 6. Mai 1974, vom 28. Mai 1986
  • Nordwoche vom 19. Dezember 1969
  • Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung vom 28. Dezember 1954, vom 28. Dezember 1964