Falken im Rathausturm
Kiel macht sich stark für den Klima- und Umweltschutz. Dazu gehört auch der Artenschutz. Und der findet unter anderem im Rathausturm statt. Denn dort befindet sich ein Falkennistkasten. Dank unserer Webcam haben Sie die Möglichkeit, live am Familienleben der Falken teilzunehmen - tagsüber in Farbe, nachts mit Infrarotlicht.
Einblicke - Turmfalken im Rathausturm
Aufmerksame Beobachter*innen werden es vielleicht schon entdeckt haben: Das runde, rote Ding in der rechten oberen Ecke des Nistkastens. Am Nachmittag des 26. April legte das Weibchen das erste Ei. Weitere werden im Abstand von zwei bis drei Tagen folgen. Eine Gelege kann aus bis zu sechs Eiern bestehen.
Keine Angst, wenn das Weibchen mal für längere Zeit nicht auf den Eiern sitzt. Der eigentliche Brutvorgang beginnt erst mit dem letzten Ei. Vorher werden die Eier lediglich warmgehalten. Ist das letzte Ei gelegt, erhöht das Weibchen ihre Körpertemperatur für den Brutvorgang. Erst dann beginnt die embryonale Entwicklung der Küken. So ist gewährleistet, dass die Küken fast gleichzeitig schlüpfen.
Der Terzel ist übrigens nicht in der Lage zu brüten. Er kann die Eier lediglich warm halten, was auch als "hudern" bezeichnet wird.
Übrigens: Bei dem weißen Ei in der linken Ecke des Nistkasten handelt es sich nicht um ein Falken- sondern um ein nicht bebrütetes Taubenei.
Kleiner Steckbrief: Der Turmfalke
Turmfalken (lateinisch Falco tinnunculus) haben sich hervorragend an das Leben in Siedlungsräumen angepasst, wie auch schon ihr deutscher Name belegt. Ursprünglich nisteten Turmfalken in alten Baumhöhlen. 2007 war der Turmfalke Vogel des Jahres. Der Bestand wird auf circa 55.000 Paare geschätzt.
Die durchschnittliche Körperlänge der männlichen Turmfalken (auch "Terzel" genannt) beträgt etwa 34 Zentimeter, bei den Weibchen circa 36 Zentimeter. Das Männchen weist eine Flügelspannweite von etwa 75 Zentimetern auf, beim Weibchen sind es etwa 76 Zentimeter.
Unterscheiden lassen sich die Geschlechter auch durch die Kopffärbung. Beim Männchen ist der Kopf grau, beim Weibchen rotbraun-gebändert.
Charakterisch für den Turmfalken ist der sogenannte “Rüttelflug”, bei dem der Vogel ohne Vorwärtsbewegung im Flug auf einer Stelle bleibt, um Beute - in der Regel Kleinnagetiere, wie zum Beispiel Mäuse oder Ratten - zu suchen und sich von dort aus auf sie zu stürzen.
Quellen:
2016 bis 2021: Wanderfalken zu Gast im Rathausturm
Von 2016 bis 2021 zog ein Wanderfalkenpaar insgesamt zehn Jungtiere dieser seltenen Falkenart auf.
Wissenswertes über Wanderfalken
Der Wanderfalke (Falco peregrinus) ist mit einer Körperlänge von 50 Zentimetern, einer Flügelspannweite von etwa 115 Zentimetern und einem Gewicht von 1.100 bis 1.300 Gramm die zweitgrößte Falkenart.
Typisch für Wanderfalken ist das schwarz-weiß gebänderte Brust- und das dunkelgrau-blau gefärbte Rückengefieder. Die schwarzen Backenstreifen sind bei jedem Tier anders ausgeprägt und machen sie daher wiedererkennbar. Die Jungvögel haben ein braunes Brustgefieder mit schwarzen Bändern beziehungsweise “Tropfen”. Im Vergleich zu den Alttieren verläuft die Bänderung nicht quer sondern längs. Auch sind die Backenstreifen deutlich schmaler.
Von Natur aus bauen die scheuen Greifvögel keine eigenen Nester, sondern brüten auf Felsen, auf Bäumen (überwiegend in Nestern von Krähen), hohen Gebäuden, Türmen und Schornsteinen und auf den unbewohnten Inseln der Nordsee sogar auf dem Erdoden.
Der Wanderfalke ist das schnellste Lebewesen der Welt. Bei der Jagd stürzt er sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Stundenilometern auf ihre Beute - vornehmlich Vögel.
Diese Eigenschaften schützen die Wanderfalken allerdings nicht davor, Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre beinahe auszusterben. Der Einsatz von Pestiziden wie DDT ließ die Eierschalen dünn werden, so dass sie direkt nach der Eiablage zerbrachen. Die Entnahme von Eiern und Jungtieren aus den Nestern sowie der Schwund des natürlichen Lebensraumes taten ihr Übriges, um den Bestand zu dezimieren. 1975 gab es schätzungsweise nur noch 50 Brutpaare vorwiegend in Süddeutschland.
Dank strenger Schutzmaßnahmen konnte sich der Bestand erholen, so dass die Art von der Roten Liste gestrichen wurde, ist aber mit geschätzten 1.000 Brutpaaren in Deutschland noch sehr fragil.
Der Nistkasten im Rathausturm wird seit vielen Jahren ehrenamtlich von Mitgliedern der AG Wanderfalkenschutz Schleswig-Holstein betreut, die den Kasten nach erfolgter Brut und Ausflug der Jungvögel inspizieren, säubern, aber auch "abgestürzte" Jungvögel wieder zurück auf den Turm bringen. Ziel der AG ist es, den Bestand der in Schleswig-Holstein immer noch seltenen Wanderfalken durch das Aufstellen von Nistkästen zu Stabilisieren und weiter auszubauen.
Quellen
Helen MacDonald: Falke - Biographie eines Räubers; C.H.Beck-Verlag
Kontakt
Landeshauptstadt Kiel
Umweltschutzamt
Holstenstraße 106- 108
24103 Kiel