Falken im Rathausturm

Kiel macht sich stark für den Klima- und Umweltschutz. Dazu gehört auch der Artenschutz. Und der findet unter anderem im Rathausturm statt. Denn dort befindet sich ein Falkennistkasten. Dank unserer Webcam haben Sie die Möglichkeit, live am Familienleben der Falken teilzunehmen - tagsüber in Farbe, nachts mit Infrarotlicht.

Einblicke - Turmfalken im Rathausturm

Das Turmfalkenpaar, das in den vergangenen zwei Jahren insgesamt neun Küken hoch über den Dächern Kiels großgezogen hat, hat sich auch in diesem Jahr wieder im Nistkasten des Rathausturmes eingefunden.

Bereits am 13. März bezog das Paar den Nistkasten. Am 12. April legte das Weibchen ihr erstes Ei in eine Nistmulde, die sie einige Tage zuvor angelegt hat. Bis zum 19. April folgten drei weitere Eier. 

Am Morgen des 14. Mai befreite sich das erste Küken aus seinem Ei. Drei weitere Küken folgten.

Am 17. Juni startete das erste Küken zu seinem "Jungfernflug". 

Inzwischen haben alle Jungfalken den Rathausturm verlassen. 

Im Video können Sie sich noch einmal die Brutsaison 2024 in 45 Minuten anschauen.

Kleiner Steckbrief: Der Turmfalke

Turmfalken (lateinisch Falco tinnunculus) haben sich hervorragend an das Leben in Siedlungsräumen angepasst, wie auch schon ihr deutscher Name belegt. Ursprünglich nisteten Turmfalken in alten Baumhöhlen. 2007 war der Turmfalke Vogel des Jahres. Der Bestand wird auf circa 55.000 Paare geschätzt. 

Die durchschnittliche Körperlänge der männlichen Turmfalken (auch "Terzel" genannt) beträgt etwa 34 Zentimeter, bei den Weibchen circa 36 Zentimeter. Das Männchen weist eine Flügelspannweite von etwa 75 Zentimetern auf, beim Weibchen sind es etwa 76 Zentimeter.

Unterscheiden lassen sich die Geschlechter auch durch die Kopffärbung. Beim Männchen ist der Kopf grau, beim Weibchen rotbraun-gebändert.

 Charakterisch für den Turmfalken ist der sogenannte “Rüttelflug”, bei dem der Vogel ohne Vorwärtsbewegung im Flug auf einer Stelle bleibt, um Beute - in der Regel Kleinnagetiere, wie zum Beispiel Mäuse oder Ratten - zu suchen und sich von dort aus auf sie zu stürzen. 

Ein Turmfalkenweibchen am Dach des Rathausturmes
Das Weibchen vor dem Einflugloch des Nistkastens
1/5
Ein f´liegender falke
Das Weibchen im Flug
2/5
Zwei Turmfalken
Das Männchen (Terzel) umkreist das Weibchen.
3/5
Zwei Turmfalken
Paarung am Rathausturm
4/5
Ein Turmfalke mit zwei eiern im Nistkasten
14. April 2024: Das zweite Ei
5/5
Quellen:

2016 bis 2021: Wanderfalken zu Gast im Rathausturm

Von 2016 bis 2021 zog ein Wanderfalkenpaar insgesamt zehn Jungtiere dieser seltenen Falkenart auf.


Zwei junge Wanderfalken
Zwei junge Wanderfalken aus der Brutsaison 2020 vor dem Nistkasten.
1/6
Ein Wanderfalke mit gespreizten Flügeln
Wanderfalken haben eine Flügelspannweite von bis zu 115 Zentimetern.
2/6
Ein Wanderfalke landet am Nistkasten
Elegante Landung
3/6
Ein junger Wanderfalke
Ein junger Wanderfalke der Brutsaison 2020 erkundet flatternd seinen Brutfelsen - den Rathausturm.
4/6
Ein Wanderfalke im Flug
Im Flug.
5/6
Ein sich putzender Wanderfalke.
Wanderfalken putzen sich oft und ausgiebig.
6/6

Wissenswertes über Wanderfalken

Der Wanderfalke (Falco peregrinus) ist mit einer Körperlänge von 50 Zentimetern, einer Flügelspannweite von etwa 115 Zentimetern und einem Gewicht von 1.100 bis 1.300 Gramm die zweitgrößte Falkenart.

Typisch für Wanderfalken ist das schwarz-weiß gebänderte Brust- und das dunkelgrau-blau gefärbte Rückengefieder. Die schwarzen Backenstreifen sind bei jedem Tier anders ausgeprägt und machen sie daher wiedererkennbar. Die Jungvögel haben ein braunes Brustgefieder mit schwarzen Bändern beziehungsweise “Tropfen”. Im Vergleich zu den Alttieren verläuft die Bänderung nicht quer sondern längs. Auch sind die Backenstreifen deutlich schmaler.

Von Natur aus bauen die scheuen Greifvögel keine eigenen Nester, sondern brüten auf Felsen, auf Bäumen (überwiegend in Nestern von Krähen), hohen Gebäuden, Türmen und Schornsteinen und auf den unbewohnten Inseln der Nordsee sogar auf dem Erdoden.

Der Wanderfalke ist das schnellste Lebewesen der Welt. Bei der Jagd stürzt er sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Stundenilometern auf ihre Beute - vornehmlich Vögel.

Diese Eigenschaften schützen die Wanderfalken allerdings nicht davor, Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre beinahe auszusterben. Der Einsatz von Pestiziden wie DDT ließ die Eierschalen dünn werden, so dass sie direkt nach der Eiablage zerbrachen. Die Entnahme von Eiern und Jungtieren aus den Nestern sowie der Schwund des natürlichen Lebensraumes taten ihr Übriges, um den Bestand zu dezimieren. 1975 gab es schätzungsweise nur noch 50 Brutpaare vorwiegend in Süddeutschland.

Dank strenger Schutzmaßnahmen konnte sich der Bestand erholen, so dass die Art von der Roten Liste gestrichen wurde, ist aber mit geschätzten 1.000 Brutpaaren in Deutschland noch sehr fragil.

Der Nistkasten im Rathausturm wird seit vielen Jahren ehrenamtlich von Mitgliedern der AG Wanderfalkenschutz Schleswig-Holstein betreut, die den Kasten nach erfolgter Brut und Ausflug der Jungvögel inspizieren, säubern, aber auch "abgestürzte" Jungvögel wieder zurück auf den Turm bringen.  Ziel der AG ist es, den Bestand der in Schleswig-Holstein immer noch seltenen Wanderfalken durch das Aufstellen von Nistkästen zu Stabilisieren und weiter auszubauen. 

Quellen

Helen MacDonald: Falke - Biographie eines Räubers; C.H.Beck-Verlag



Kontakt

Landeshauptstadt Kiel
Umweltschutzamt
Holstenstraße 106- 108
24103 Kiel