Kulturpflanzen vermehren

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Blumen, Kräuter und Gemüse lassen sich durch Saat vermehren, Gehölze wie Beerenobst wiederum durch Stecklinge. Doch welche Sorten bringen Saatgut hervor und wie erntet man es? Welche Pflanzenteile treiben eine neue Pflanze aus?

Sonnenblumensaat ernten | Foto: Permakulturzentrum Kiel e.V.
 
 

Samenfestes Saatgut

Ein Ziel des Gärtnerns im Sinne der Permakultur ist es, samenfestes Saatgut zu erhalten und zu vermehren. Warum? Die Artenvielfalt der essbaren Kultursorten ist in den letzten 100 Jahren stark geschrumpft. Das macht samenfeste Saat zu einer wertvollen Zutat für einen ökologischen Garten.
 

Zur Saatgutvermehrung aus dem eigenen Garten eignen sich nur samenfeste Sorten. Samenfeste Kulturpflanzen sind durch Züchtung über Jahrhunderte – oder Jahrtausende – entstanden.

Was ist der Unterschied zu konventionellem Saatgut?

Eine aus natürlicher Saat entstandene Pflanze bildet neue Saat aus. Diese wird in der nächsten Saison ohne Verluste zur Aussaat genutzt.

Konventionelles Saatgut hingegen ist meist Hybridsaatgut. Die Hybridpflanzen vereinen die gewollten Eigenschaften (Ertrag, Fruchtform, Fruchtgröße) der beiden (durch Inzucht kultivierten) Elternlinien; sie sind aber nicht mehr vermehrungsfähig. Das heißt, es muss jede Saison neues Saatgut gekauft werden.

Nach einem ersten Gärtnerjahr mit guter Saat besteht die Möglichkeit, selbst Saat zu gewinnen und zu vermehren. Die Saat wird nach der Ausreifung geerntet, getrocknet, gereinigt, gelagert und in der nächsten Vegetationsphase wieder als Saat ausgesät.

So gehts:

  • Suchen Sie sich die gesündesten Pflanzen aus. Zwei bis vier ausgereifte Exemplare reichen.
  • Ernten Sie die Pflanzen bei trockenem Wetter.
  • Lassen Sie sie im Haus nachtrocknen. Beachten Sie: Erbsen, Bohnen und andere Hülsenfrüchte, Paprika oder Chili mit der Schale oder Schote trocknen lassen!
  • Entnehmen Sie die Samen erst, wenn alles völlig trocken ist und reinigen Sie sie zum Aufbewahren: befreien Sie sie von Blütenblättern, Schalen (z.B. Sonnenblumen) Fruchtfleisch (z.B. Tomaten, Kürbisse) und holen Sie sie aus den Saatkapseln oder Schoten.

Tipp 1: Mutterpflanzen, die ihre Samen ganz leicht verlieren, kann man Papiertüten überstülpen und zubinden, so dass jeder Windstoß gleich beim Einsammeln hilft.

Tipp 2: Tomatensaatkörnchen können Sie mit Tomatenfleisch auf einem Küchenkrepp verteilen und trocknen lassen und das getrocknete Krepp einfach zusammenfalten und so aufbewahren. Im Frühling das Küchenkrepp mit den Kernen portionieren und wie es ist in die Erde setzen. Das Papier zersetzt sich.

Saat ernten im zweiten Gärtnerjahr

Nur wenige Pflanzen bilden erst im zweiten Jahr Saat aus. Dazu zählen Kohlsorten, Möhre, Sellerie, Petersilie, Pastinaken, Rüben und Rote Beete. Es ist möglich, einige kräftige Pflanzen den Winter über im Beet stehen zu lassen. Das Grün oberhalb der Erde verschwindet zwar, aber und die Frucht unter der Erde kann im Frühling wieder austreiben.

Das Grün der Möhren kann im zweiten Jahr bis zu einem Meter hoch werden und wunderschöne weiße Blüten hervorbringen. Kohlpflanzen wachsen „über sich hinaus“ und blühen meist in kräftigen Gelbtönen.

Sollte es unsicher sein, ob die ausgewählte Pflanze mit der unterirdischen Frucht den Winter überlebt, kann sie in einem Gemisch aus feuchtem Sand und Erde (Austrocknen vermeiden) überwintern und im Frühling erneut eingepflanzt werden.

Saat lagern

Die eigene Saat können Sie in Papiertüten und in Gläsern aufbewahren. Saaten können ein bis sechs Jahre alt werden, vielleicht auch älter.  Sie sind auch in der nächsten Generation zur Weitervermehrung nutzbar.

Möhre bildet im zweiten Jahr Blüten

Samenfeste Sorten finden Sie bei Bio-Anbietern oder auf Saatgutbörsen in Ihrer Umgebung.

  • Der Naturschutzbund NABU hat eine Liste der Bezugsadressen veröffentlicht.
  • Besuchen Sie Saattauschbörsen in Ihrer Region. Nehmen Sie Ihre Samenerträge mit und gehen Sie auf die Suche nach interessanten Sorten Salat, Kohlrabi, Spinat, Erbsen und Bohnen und anderem. Samenfeste Sorten sind robust und wenig anfällig gegen Krankheiten und Schädlinge. Achten Sie aber darauf, dass Sie auch nur samenfeste Sorten anbieten.

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Stecklinge & Austriebe

Beerenobst wie Johannisbeeren, Stachelbeeren oder Himbeeren vermehrt man am besten durch Stecklinge oder unterirdische Austriebe. 

Stecklinge werden aus dem frischen, einjährigen Zweigen oder Trieben geschnitten. Ein guter Zeitpunkt ist der Spätsommer, wenn die jungen Äste und Triebe klar zu erkennen sind. Sie lassen sich mit einem scharfen Messer gut mit einer Länge von etwa 30 Zentimeter schräg abschneiden.

Anschließend setzt man sie in ein Erde-Sand-Gemisch, und zwar etwa zur Hälfte oder drei Viertel tief.

Es ist gut, für die "Kleinen" eine geschützte Ecke anzulegen oder sie in Pflanztöpfe zu setzten, um die Entwicklung gut zu beobachten.

Bis zum Frühling haben sich Wurzeln gebildet und ein Umzug an den vorgesehenen freien Standort ist möglich.

Himbeeren, zum Beispiel, haben ein sehr kräftiges, flaches Wurzelwerk. Die Vermehrung geht recht einfach über das Abstechen der jungen Ausläufer und das direkte Einpflanzen an Ort und Stelle.

Bei Johannisbeeren und Stachelbeeren zieht man die unteren Äste so weit zur Erde, dass sie etwa auf ein Drittel Länge vom Stamm mit Erde und Grassoden bedeckt werden und Wurzeln schlagen können.

Wenn sich genug Wurzeln gebildet haben, schneidet man den Trieb zwischen Stamm und neuer Wurzel ab und verpflanzt ihn.

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