Kieler Gedenkorte

Die Stadt unterhält und pflegt Gedenkorte, die zur Erinnerung und zur Mahnung an den National­sozialismus und den Zweiten Weltkrieg angelegt worden sind.

Sie sind an historischen Orten entstanden, sie erinnern an Opfer von Verfolgung und Krieg und sollen vor rassistischer Ideologie und nationalistischer Diktatur warnen.

Gedenkorte sind Schlüssel zu unserer jüngeren Vergangenheit. Sie machen Unbegreifliches begreifbar und erinnern uns daran, dass die Geschehnisse nur ein Menschenalter her sind.

Die folgende Aufstellung soll Ihnen den Besuch der Gedenkorte erleichtern. Alle städtischen Gedenkorte sind frei zugänglich. 

Alle Gedenkorte im Stadtraum sind in ihrer eigenen Zeit entstanden und haben ihre eigene Geschichte. Sie zeigen auch, wie mühsam eine Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit war und wie lange es brauchte, bis sich die Stadt öffentlich zu den Verbrechen des Nationalsozialismus bekannte und alle Formen von Verfolgung anerkannte.

Die Stadt wird die Gedenkorte in den kommenden Jahren weiterentwickeln. Dazu können bauliche Sicherungsmaßnahmen, Verbesserungen der Zugänglichkeit und Umgestaltungen gehören. Insbesondere soll ein didaktisches Konzept entstehen, das die Gedenkorte zusammenbindet, Inhalte aktualisiert und vertiefte Informationen bietet. Zuständig für die Weiterentwicklung ist das Stadtarchiv.

Neben der Stadt betreibt der Verein Mahnmal Kilian e.V. den Erinnerungsort Flandernbunker, die einzige Gedenkstätte in Kiel, die ein laufendes Veranstaltungs- und pädagogisches Programm bietet. 

Wir stellen hier nur größere Gedenkorte vor, die bis auf den Flanderbunker von der Stadt unterhalten werden. Darüberhinaus gibt es im ganzen Stadtgebiet Erinnerungszeichen wie Stelen, Tafeln oder Straßennamen. Viele Orte der NS-Geschichte in Kiel werden auch noch nicht als Erinnerungsorte verstanden, wie der Wilhelmplatz, das Nordmarksportfeld oder die Werftindustrie auf dem Ostufer. 

 

Auch interessant

Kontakt

Landeshauptstadt Kiel

Stadtarchiv, Rathaus

Fleethörn 9, 24103 Kiel

0431 901-3422

 

 
Arbeitserziehungslager Nordmark
Gedenkort AEL Nordmark
Gedenkort AEL Nordmark
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Gedenkort AEL Nordmark
Gedenkort AEL Nordmark
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Gedenkort AEL Nordmark: Informationstafel
Gedenkort AEL Nordmark: Informationstafel
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Gedenkort AEL Nordmark
Gedenkort AEL Nordmark
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Gedenkort "Arbeitserziehungslager Nordmark"

Der Gedenkort erinnert an das „Arbeitserziehungslager Nordmark“ (AEL) und an die rund 600 Menschen, die in diesem Lager ermordet wurden. Die Opfer waren vor allem Zwangsarbeiter*innen, die aus besetzten Nachbarstaaten nach Kiel verschleppt worden waren.

Im Juni 1944 baute die Geheime Staatspolizei (Gestapo) am Stadtrand das „Arbeitserziehungslager Nordmark“ auf; die mehr als 20 Baracken wurden von Häftlingen errichtet. Das AEL sollte die Polizeigefängnisse entlasten, die aufgrund der massiven nationalsozialistischen Repressionen vollkommen überbelegt waren.

Im AEL wurden vor allem ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter inhaftiert, die bei geringstem Fehlverhalten am Arbeitsplatz als „Arbeitsbummelanten“ eingewiesen wurden. Die Lagerinsassen kamen aus mindestens 18 Nationen, darunter auch Deutsche, den größten Anteil machten aber Sowjetbürger und Polen aus. Etwa ein Viertel waren Frauen. Insgesamt waren etwa 5000 Menschen im Lager inhaftiert, mindestens 578 überlebten die Lagerhaft nicht.

Der Lageralltag unterschied sich nicht von einem Konzentrationslager. Die Häftlinge hatten täglich zehn Stunden härteste körperliche Arbeiten zu leisten, vor allem im Bunkerbau. Unzulängliche Versorgung, miserable hygienische Bedingungen und unzureichende Krankenversorgung führten dazu, dass viele Häftlinge die Haftzeit nicht überlebten. Misshandlungen und willkürliche Erschießungen waren an der Tagesordnung. Die Lage verschärfte sich im April 1945, als Häftlinge aus anderen Lagern ins AEL verlegt wurden, u.a. knapp 200 Häftlinge des KZ-Außenlagers Fuhlsbüttel. Noch kurz vor Einmarsch der Briten am 4. Mai 1945 erschossen die Wachmannschaften rund 300 Häftlinge. 

Die Entstehung des Gedenkorts ist ausschließlich privatem Engagement zu verdanken. Die Stadt hat bis zur Einrichtung des heutigen Gedenkorts jahrzehntelang Erinnerung und Aufarbeitung ausgebremst. Der Gedenkort entstand 2003 aus Mitteln der EU und der Stadt. Die inhaltliche Gestaltung lag beim Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein (AKENS), der sich seit Anfang der 1980er Jahre für einen Gedenkort eingesetzt hatte.

Im Zentrum des Gedenkorts steht eine Gedenkstele, die sich zusammensetzt aus dem Grundstein eines älteren, von polnischen Zwangsarbeitern 1946 gesetzten Erinnerungssteins und einer modernen Stele, auf der dreizehn Namen von Ermordeten aus unterschiedlichen Nationen stellvertretend für die Opfer des AEL Nordmark stehen. Drei Informationstafeln führen mit Text und Bild in die Geschichte des Ortes ein.

In direkter Nähe finden sich Fundamentreste des Gästehauses der SS, die der AKENS 1989 in Eigenregie freigelegt hat. Weitere bauliche Reste des AEL Nordmark sind nicht erhalten. An der Rendsburger Landstraße finden sich weiter eine kleine Erinnerungstafel, aufgestellt 1985, und ein Findling mit der Aufschrift „Den Opfern des Nationalsozialismus“ von 1971.

Lage und Zugang

Gedenkort Arbeitserziehungslager Nordmark

Rendsburger Landstraße 227

24113 Kiel 

Der Gedenkort ist von der Rendsburger Landstraße aus in 150 Metern auf dem Russee-Wanderweg zu Fuß oder per Fahrrad erreichbar. Parkplätze sind ausreichend an der Rendsburger Landstraße vorhanden. Vom Kieler Hauptbahnhof verkehrt Bus 62 in 15 Minuten zur Haltestelle Strucksdiek. Von dort zu Fuß zum Gedenkort.

Der Gedenkort ist offen zugänglich. 

Weitere Informationen auf den Seiten des AKENS

Fotonachweis: Henrik Matzen, www.photomatzen.de, bereitgestellt durch die Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten

Kieler Synagoge
Gedenkstätte Kieler Synagoge
Gedenkstätte Kieler Synagoge
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Gedenkstätte Kieler Synagoge
Gedenkstätte Kieler Synagoge
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Gedenkstätte Kieler Synagoge
Gedenkstätte Kieler Synagoge
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Gedenkstätte Kieler Synagoge
Gedenkstätte Kieler Synagoge
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Gedenkstätte Kieler Synagoge
Gedenkstätte Kieler Synagoge
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Synagogendenkmal

Das Synagogendenkmal befindet sich am ehemaligen Standort der Kieler Synagoge, die in der Pogromnacht am 9. November 1938 schwer beschädigt und danach abgerissen wurde. Das Denkmal ist das zentrale Mahnmal für die Opfer des Holocaust in Kiel.

Die Synagoge wurde 1910 an repräsentativer Stelle am Schrevenpark eingeweiht. Der großzügige Bau des Kieler Architekten Johann Theede stach durch seine auffällige Kuppel aus der Umgebungsbebauung heraus. Die neue Synagoge war Sinnbild eines wachsenden jüdischen Selbstbewusstseins, einer zunehmenden gesellschaftlichen Integration des Judentums und vor allem einer religiösen und kulturellen Blüte der jüdischen Gemeinde in Kiel.

Der Antisemitismus der völkischen Rechten und der aufkommende Nationalsozialismus wurden bereits in der Weimarer Republik zu einer Bedrohung jüdischen Lebens. Erstmals wurde 1932 ein Brandanschlag auf die Synagoge verübt. 

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 versammelten sich SS- und SA-Männer auf dem Rathausplatz, fuhren zur Synagoge, verschafften sich gewaltsam Zugang, zertrümmerten Ausstattung und Mobiliar und legten schließlich Feuer. In der gleichen Nacht verwüsteten Nationalsozialisten jüdische Geschäfte und drangen gewaltsam in Wohnungen jüdischer Familien ein. Auf zwei jüdische Geschäftsleute wurden Mordanschläge verübt, die diese nur mit Glück überlebten. Zahlreiche jüdische Männer wurden verhaftet und in Konzentrationslager eingeliefert.

Die rund 600 Angehörigen der Kieler jüdischen Gemeinde versuchten in der Folgezeit verzweifelt aus Deutschland auszuwandern. Viele wurden Opfer der nun einsetzenden systematischen Verfolgungen und Deportationen in Vernichtungslager. Derzeit sind etwa 260 Kieler Opfer des Holocaust belegbar.

Die Synagoge wurde von der Stadt für einen geringen Preis gekauft und 1940 abgerissen.

Nach dem Krieg errichteten 1967/68 die Stadtwerke hier ein Wohnhaus. An die Synagoge erinnerte nur eine Tafel, die man 1968 an dem Haus anbrachte. Der heutige Gedenkort entstand 1989 in gemeinsamer Initiative der Stadt, der Stadtwerke und der Jüdischen Gemeinde mit Sitz in Hamburg.

Das Synagogendenkmal wurde von der Hamburger Bildhauerin Doris Waschk-Balz geschaffen, die bereits 1981 ein Mahnmal vor der ehemaligen Hamburger Synagoge Oberstraße gestaltet hatte. Das Denkmal in der Form einer gebrochenen Stele zeigt einen Riss der Synagoge und symbolisiert deren Verwüstung durch einen zerrissenen Thoravorhang und einen stürzenden Chanukkaleuchter.

Die Gedenktafel von 1968 ist als Texttafel in das Denkmal integriert. Zum 9. November richtet die Landeshauptstadt Kiel hier jährlich eine Gedenkveranstaltung aus.

Lage und Zugang

Synagogendenkmal

Goethestraße 13

24116 Kiel

Das Denkmal liegt am Schrevenpark, Goethestraße/Ecke Humboldtstraße. Vom Kieler Hauptbahnhof verkehrt Bus 51 in 7 Minuten zur Haltestelle Kunsthochschule. Von dort zu Fuß über die Humboldtstraße zum Gedenkort.

Der Gedenkort ist offen zugänglich. 

Fotonachweis: Marco Knopp, alle Rechte Landeshauptstadt Kiel


 
Kieler Rathaus
Gedenkhalle im Kieler Rathaus: Gedenkbücher
Gedenkhalle im Kieler Rathaus: Gedenkbücher
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Gedenkhalle im Kieler Rathaus
Gedenkhalle im Kieler Rathaus
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Relief im Rathaus:
Relief im Rathaus: "Bürger bauen eine neue Stadt" (Ausschnitt)
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Relief im Rathaus:
Relief im Rathaus: "Bürger bauen eine neue Stadt" (Ausschnitt)
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Gedenkort im Kieler Rathaus

Im Kieler Rathaus befindet sich eine Gedenkhalle, in der an die Kieler Gefallenen des 1. und des 2. Weltkriegs, an zivile Opfer der Luftangriffe im 2. Weltkrieg und an Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird. Der Gedenkort wurde nach langer Diskussion 1955 eingeweiht. 

Nach dem 2. Weltkrieg plante die Stadt zunächst ein großes Denkmal im öffentlichen Raum, das an die Opfer des Krieges, an der Front und im Bombenkrieg, erinnern sollte. Die Planungen begannen 1950 und führten zu einem öffentlichen Wettbewerb, eine Entscheidung für ein Denkmal wurde aber nicht getroffen.

Stattdessen begann 1953 ein Sonderausschuss der Ratsversammlung mit Planungen für eine Gedenkhalle im Kieler Rathaus, in der alle Opfer namentlich genannt werden sollten, auch noch Vermisste oder noch nicht heimgekehrte Kriegsgefangene. Dabei tat man sich mit der Definition von Opfergruppen schwer. Während Gefallene oder Opfer des Luftkriegs in großer Zahl erfasst wurden, wurden nur kleine Teile der NS-Opfer in die Gedenkbücher aufgenommen. Da man nur „Kieler“ Opfer aufnahm, wurden die Opfer des Arbeitserziehungslagers Nordmark, Luftkriegsopfer unter Zwangsarbeitern oder die ermordeten Kieler Sinti und Roma schlicht übergangen. Die Opfer des "Arbeitserziehunglagers Nordmark" und ermordete Kieler Sinti und Roma wurden erst in den 1990er Jahren nachgetragen.

Im Oktober 1955 wurde die Gedenkhalle eingeweiht. In den 1970er Jahren wurde der Gedenkort im Vorraum durch zwei Bronzen von Ernst Barlach ergänzt (Frierende Alte, Der Sinnende).

Gegenpol zur Gedenkhalle ist das Relief "Bürger bauen eine neue Stadt", das auf gleicher Ebene den Gang vor dem Bürgeramt einnimmt. Es wurde von den Kieler Bildhauern Alwin Blaue und Fritz During geschaffen und zur Kieler Woche 1957 eingeweiht. 

Das Relief entstand auf den Wunsch des Oberbürgermeisters Andreas Gayk, in dessen Amtszeit die Wiederaufbauphase fiel. Gayk wünschte sich einen Ort, an dem an den Zusammenhalt der Kieler Bevölkerung im Wiederaufbau erinnert wird. Die Erinnerungskultur der Stadt sollte so an eine positive Erinnerung anknüpfen, die der Erinnerung an die Zerstörung der Stadt entgegengesetzt werden sollte. 

Der Gedenkort ist über der Eingangstür durch die Inschrift „Gedenkstätte der Stadt Kiel. Den Toten beider Weltkriege und den Opfern des Nationalsozialismus“ markiert. Der Raum erhält einen sakralen Charakter durch eine Pietà des Kieler Malers Werner Lange (1888-1955) in Sgraffitotechnik und die Kreuzsymbole in den zwei Flügeln der gläsernen Eingangstür.

In sechs Büchern sind die Namen der Gefallenen der Weltkriege, von Opfern von Luftangriffen, von Opfern des Holocaust, von ermordeten Sinti und Roma und von weiteren Opfern des Nationalsozialismus aufgelistet.

Lage und Zugang

Gedenkort im Kieler RathausFleethörn 9

24103 Kiel

Der Gedenkort befindet sich im Erdgeschoss des Kieler Rathauses, Eingang Rathausplatz. Parkplätze finden sich begrenzt vor dem Rathaus am Opernhaus und rückseitig auf dem Parkplatz Waisenhofstraße. Vom Kieler Hauptbahnhof verkehrt Bus 11 in 6 Minuten zur Haltestelle Rathaus/Opernhaus.

Der Gedenkort ist zu den Öffnungszeiten des Rathauses offen zugänglich.

Foto: Landeshauptstadt Kiel, Bodo Quante (Gedenkhalle) und Mathias Friedemann (Relief)

Nordfriedhof
Nordfriedhof: Hochkreuz
Nordfriedhof: Hochkreuz
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Nordfriedhof: Kriegsgräberfeld
Nordfriedhof: Kriegsgräberfeld
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Nordfriedhof: Kriegsgräberfeld
Nordfriedhof: Kriegsgräberfeld
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Nordfriedhof: Hochkreuz
Nordfriedhof: Hochkreuz
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Nordfriedhof: Gedenkstein
Nordfriedhof: Gedenkstein
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Nordfriedhof: Gedenkstein
Nordfriedhof: Gedenkstein der Marine an den 1. Weltkrieg
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Nordfriedhof: Gedenkstein 1. Weltkrieg
Nordfriedhof: Gedenkstein der Marine an den 1. Weltkrieg
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Nordfriedhof: Kriegsgräber und Denkmäler

Der Nordfriedhof ist ein bedeutender Gedenkort zur Geschichte Kiels im 20. Jahrhundert. Zahlreiche Grabfelder und Denkmale erinnern an Opfer des 1. und 2. Weltkriegs, doch auch Opfer des Nationalsozialismus sind auf dem Nordfriedhof beigesetzt.

Der Nordfriedhof mit seinen zahlreichen Grabfeldern, Denkmälern und Gedenksteinen ist ein bedeutender Gedenkort zur Geschichte Kiels im 20. Jahrhundert. Er entstand 1875 als Friedhof der Marinegarnison, 1878 wurde die Friedhofskapelle errichtet. Er war Marineangehörigen vorbehalten, so dass die historischen Grabfelder vor allem Kriegsgräberstätten für Gefallene des 1. und des 2. Weltkriegs sind.

Auch die Militärangehörigen unter den Opfern des Matrosenaufstands 1918 und die während des Kapp-Putsches 1920 Gefallenen der reaktionären Marinebrigade Loewenfeldt sind auf dem Nordfriedhof beigesetzt. Für einzelne Schiffsbesatzungen sind größere Gedenkstelen aufgestellt (z.B. Gneisenau, Scharnhorst, Lützow).

Das zentrale Denkmal für die Opfer der Marine im 1. Weltkrieg ist ein monumentaler, altarähnlicher Quader, auf dem seit 1933 der Anker des 1932 gesunkenen Segelschulschiffs Niobe liegt. Der Stein erregt Anstoß durch seine Aufschrift, die die Gefallenen des 1. Weltkriegs instrumentalisiert, um die Kriegspolitik der Nationalsozialisten zu propagieren: "Wir Toten fordern als unser Recht / die alte Treue vom neuen Geschlecht".

Im 2. Weltkrieg wurde ein neues großes Gräberfeld angelegt, auf dem übergangslos auch zivile Opfer des Luftkriegs in großer Zahl beerdigt wurden. Das zentrale Hochkreuz mit der Inschrift "Den Toten zur Ehre / Den Lebenden zur Mahnung / 1939-1945" wurde 1954 eingeweiht. Hier findet zum Volkstrauertag jährlich die zentrale Kranzniederlegung der Bundeswehr und des Volksbunds deutsche Kriegsgräberfürsorge statt.

Auch Grabstätten von Opfern des Nationalsozialismus finden sich auf dem Nordfriedhof. Eine große Gruppengrabanlage umfasst sowjetische Staatsangehörige, die während des 2. Weltkriegs in Kiel ums Leben kamen. Dabei handelt es sich um Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die aufgrund mangelnder Versorgung und unmenschlicher Arbeits- und Unterkunftsbedingungen starben, oder Bombenangriffen zum Opfer fielen. Hier ruhen auch sowjetische Kriegsgefangene, die durch einen Luftangriff in Dietrichsdorf starben. Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen aus Osteuropa wurde in der Regel der Zugang zu Luftschutzbunkern verwehrt, so dass sie Luftangriffen schutzlos ausgeliefert waren.

Weiter finden sich Gräber von Opfern standrechtlicher Erschießungen im 2. Weltkrieg. Es handelt sich um Militärangehörige, die zum Teil wegen kleiner Vergehen oder Widerstandshandlungen in Schnellverfahren zum Tod verurteilt wurden. Hingerichtet wurden sie auf dem Marineschießplatz in Altenholz.

Eine separate Anlage bildet der „Kiel War Cemetery“, wo sich knapp 1000 Soldatengräber der Commonwealth-Staaten befinden. Hier liegen insbesondere britische Flugzeugbesatzungen, die während der Luftangriffe auf Kiel ums Leben kamen.

Der Nordfriedhof wurde 1948 der Stadt übertragen und ist heute der größte Friedhof in städtischer Zuständigkeit.

Vom Eingangsbereich mit der Friedhofskapelle führen mehrere Wege durch die Gräberfelder des 1. Weltkriegs auf die zentrale, symmetrisch angelegte Gräberfläche des 2. Weltkriegs zu.

Besonders auffällig sind zwei zentrale Gedenksteine. Der Gedenkstein für die Gefallenen des 1. Weltkriegs ist ein altarartiger Quader, auf dem der Anker des 1932 gesunkenen Segelschulschiffs Niobe liegt. Für die Gefallenen des 2. Weltkriegs errichtete die Stadt ein Hochkreuz, an dem zum Volkstrauertag Kränze niedergelegt werden.

Lage und Zugang

Nordfriedhof

Westring 481

24118 Kiel

Die historischen Grabanlagen des Nordfriedhofs sind am besten vom Haupteingang am Westring aus erreichbar. Am Haupteingang und am Westring finden sich eingeschränkt Parkplätze. Vom Kieler Hauptbahnhof verkehren die Busse 91 und 92 in 19 Minuten zur Haltestelle Nordfriedhof.

Der Gedenkort ist offen zugänglich.

Weitere Informationen und ein Friedhofsplan auf den Seiten der Friedhofsverwaltung 

Fotonachweis: Marco Knopp, alle Rechte Landeshauptstadt Kiel


 
Eichhof
Eichhof: Gedenkstätte am Bombenopferfeld
Eichhof: Gedenkstätte am Bombenopferfeld
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Eichhof: Gedenkstein für Sowjetbürger*innen
Eichhof: Gedenkstein für Sowjetbürger*innen
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Eichhof: Bombenopferfeld
Eichhof: Bombenopferfeld
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Eichhof: Bombenopferfeld
Eichhof: Bombenopferfeld
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Eichhof: Gedenkstätte am Bombenopferfeld
Eichhof: Gedenkstätte am Bombenopferfeld
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Eichhof: Informationsstele an der Revolutionsgrabstätte
Eichhof: Informationsstele an der Revolutionsgrabstätte
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Eichhof: Revolutionsgrabstätte
Eichhof: Revolutionsgrabstätte
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Eichhof: Revolutionsgrabstätte
Eichhof: Revolutionsgrabstätte
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Eichhof: Revolutionsgrabstätte
Eichhof: Revolutionsgrabstätte
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Parkfriedhof Eichhof: Historische Grabstätten

Auf dem Eichhof, dem größten Friedhof Schleswig-Holsteins, liegen bedeutende Gedenkorte: Die "Ruhestätte der Opfer der Revolution", das sogenannte Bombenopferfeld mit eigener Gedenkstätte, aber auch Gräber von Opfern des Nationalsozialismus.

Der Parkfriedhof Eichhof wurde 1910 als neuer ziviler Friedhof der wachsenden Großstadt Kiel eingeweiht. Der Friedhof ist ein kirchlicher Friedhof und liegt zum größten Teil auf dem Gemeindegebiet von Kronshagen. Die Landeshauptstadt Kiel hat die Pflege von zwei historischen Grabstätten übernommen, der Revolutionsgrabstätte und dem Bombenopferfeld.

Die Revolutionsgrabstätte wurde 1920 angelegt und umfasst Grabstätten von zivilen Opfern des Matrosenaufstandes im November 1918 (fünf Gräber), der sogenannten „Spartakusunruhen“ im Januar 1919 (fünf Gräber) und des Kapp-Lüttwitz-Putsches vom März 1920 (25 Gräber). Ein zentraler Gedenkstein mit der Aufschrift „Ruhestätte der Opfer der Revolution“ wurde ebenfalls 1920 aufgestellt. Die großzügige Anlage wurde 1924 durch den Worpsweder Gartenarchitekten Leberecht Migge neu gestaltet.

Auf dem Bombenopferfeld (Feld 59) sind zivile Opfer der Luftangriffe auf Kiel in einheitlich gestalteten Reihengräbern beigesetzt. Unter den Opfern finden sich auch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die in gleicher Weise beigesetzt sind, wie deutsche Opfer des Luftkriegs. An die Opfer des Luftkriegs erinnert ein Mahnmal in der Form einer stilisierten Hausruine.

Ein zusätzlicher Gedenkstein erinnert an 172 verstorbene Sowjetbürger, die auf dem Friedhof begraben wurden.

Zahlreiche, vor allem ausländische Opfer des Nationalsozialismus wurden auf dem Eichhof beigesetzt. Unter anderem ließ die Gestapo auch 358 Opfer des Arbeitserziehungslagers Nordmark (AEL) in Massengräbern verscharren. Weiter wurden verstorbene Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Kiel und der Umgebung auf dem Friedhof beigesetzt. 1958 wurden die Opfer des Arbeitserziehungslagers exhumiert und, soweit identifizierbar, an ihre Herkunftsorte überführt. Die meisten Opfer des Nationalsozialismus liegen nach Umbettungen heute auf den Feldern 59, 60 und 61. 

Die Revolutionsgrabstätte ist eine einheitlich gestaltete Anlage; die Gräber sind im Halbkreis angeordnet, in deren Mitte sich der zentrale Gedenkstein befindet. Unterhalb dieses inneren Gräberkreises befindet sich eine weite Rasenfläche, die als Versammlungsfläche gedacht war. Von den Gräbern ist sie durch eine Natursteinmauer abgegrenzt wird. Vor Ort befindet sich eine Erläuterungstafel (Feld 44).

Das Bombenopferfeld und die Felder mit Opfern des Nationalsozialismus sind einheitlich angelegte Kissengräber (Felder 55, 59, 60, 61). Das zentrale Bombenopferdenkmal ist eine im Grundriss viereckige offene Anlage, die an eine Hausruine erinnern soll. Sie trägt eine Gedenktafel mit der Inschrift: „2835 Opfer des Bombenkrieges mahnen zum Frieden“. Später wurde vor der Tafel eine auf dem Boden liegende Platte installiert mit der Aufschrift: „Zum ehrenden Gedächtnis der Opfer der Gewaltherrschaft 1933-1945, die auf diesem Friedhof ruhen“.

Lage und Zugang

Parkfriedhof Eichhof

Eichhofstraße 56 

24119 Kronshagen

Die Revolutionsgrabstätte und das Bombenopferfeld sind am einfachsten über den hinteren Eingang des Eichhoffriedhofs an der Kopperpahler Allee 60 zu erreichen, gegenüber des Bürgerhauses Kronshagen. Von dort erreicht man zu Fuß die Revolutionsgrabstätte auf Feld 44, indem man sich links hält (200m), das Bombenopferfeld auf den Feldern 59-61 indem man sich rechts hält (400m). Parkplätze finden sich an der Kopperpahler Allee und am Bürgerhaus. Vom Kieler Hauptbahnhof verkehrt Bus 34 in 15 Minuten zur Haltestelle Gebrüder-Grimm-Schule. 

Der Gedenkort ist offen zugänglich.

Weitere Informationen und einen Friedhofsplan auf den Seiten der Friedhofsverwaltung

Fotonachweis: Marco Knopp, alle Rechte Landeshauptstadt Kiel

Flandernbunker
Flandernbunker
Erinnerungsort Flandernbunker
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Flandernbunker. Mahnmal - Denkort - Museum

Der Flandernbunker an der Kiellinie wird als Gedenkstätte durch den Verein „Mahnmal Kilian“ betrieben. In Ausstellungen, Führungen und Veranstaltungen problematisiert der Verein Kiels Funktion als Militärstandort in Vergangenheit und Gegenwart.

Der Flandernbunker wird als Gedenkstätte durch den Verein „Mahnmal Kilian“ betrieben.

Der Bunker wurde 1943 von der Marine erbaut und diente der 5. U-Boot-Flottille als Luftschutzraum. Seit 1944 war er behelfsweise Funkzentrale und Kommandantur des Marineoberkommandos Ostsee.

Der Bunker erinnert als Luftschutzraum an die alliierten Luftangriffe auf die Stadt Kiel, die als Marine- und Rüstungsstandort besonders stark zerstört wurde. Zugleich ist der Bunker auch ein Erinnerungsort an Zwangsarbeit, weil er auch durch Zwangsarbeiter errichtet wurde. 

Der Verein „Mahnmal Kilian“ hat sich bereits 1995 gegründet, um ursprünglich die Ruinen des U-Boot-Bunkers Kilian vor dem Abriss zu retten und zu einer Gedenkstätte auszubauen. Obwohl der Kilian-Bunker zum Baudenkmal deklariert worden war, wurde er im Jahr 2000 im Rahmen des Ausbaus des Ostuferhafens vollständig abgetragen.

2001 erwarb der Verein den Flandernbunker, um die Erinnerungsarbeit fortzusetzen. Der Bunker liegt direkt am heutigen Marinestützpunkt, so dass der Verein gerade an diesem Ort den Diskurs um Friedens- und Rüstungspolitik führen kann.

„Mahnmal Kilian“ bietet Ausstellungen, Veranstaltungen und Führungen an und wendet sich mit pädagogischen Projekten an Schulen. 

Der dreigeschossige Flandernbunker bot auf 550 Quadratmetern 750 Personen Schutz. Er wurde nach dem 2. Weltkrieg entfestigt, das heißt durch große Durchbrüche in die Außenwände wurde der Bunker militärisch unbrauchbar gemacht.

Durch Spenden und Förderungen finanziert, gelang dem Verein Mahnmal Kilian eine vollständige Sanierung, die eine barrierefreie Zugänglichkeit der Räume ermöglicht.

Lage und Zugang

Flandernbunker

Verein Mahnmal Kilian e.V.

Kiellinie 249

24106 Kiel 

Der Flandernbunker befindet sich auf der Höhe der Einfahrt zum Marinestützpunkt im Stadtteil Wik. Parkplätze finden sich direkt vor dem Gedenkort an der Kiellinie. Vom Kieler Hauptbahnhof verkehren die Buslinien 41/42 und 32/33 in 18 Minuten zur Haltestelle Mercatorstraße, von dort 300 Meter Fußweg.

Der Flandernbunker ist montags bis freitags von 11 - 15 Uhr und sonntags von 11 - 17 Uhr zu besichtigen; Eintritt 4 Euro (ermäßigt 3 Euro).

Führungen jeweils zum ersten Snntag des Monats um 11.30 Uhr (außer Januar) Eintritt 4 Euro (ermäßigt 3 Euro). Kosten für die Führung 2 Euro (ermäßigt 1 Euro). 

Weitere Informationen auf den Seiten des Vereins Mahnmal Kilian 

Fotonachweis: Landeshauptstadt Kiel / Wolfgang Okon


 
Hiroshimapark
Gedenkstein Sinti und Roma
Gedenkstein Sinti und Roma
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Gedenkstein Sinti und Roma im Kieler Hiroshimapark
Gedenkstein Sinti und Roma im Kieler Hiroshimapark
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Gedenkstein Sinti und Roma: Detail
Gedenkstein Sinti und Roma: Detail
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Gedenkstein Sinti und Roma: Detail
Gedenkstein Sinti und Roma: Detail
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Gedenkstein für ermordete Sinti und Roma

Am Kleinen Kiel befindet sich ein Gedenkort, der an die Ermordung von Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten erinnert: Der Granitstein hat die Funktion einer zentralen Erinnerungsstätte für die Sinti und Roma in Schleswig-Holstein.

1997 wurde am Kleinen Kiel ein Gedenkstein für die durch die Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma aus Schleswig-Holstein gesetzt. Rund 200 Sinti und Roma aus Kiel und anderen schleswig-holsteinischen Gemeinden waren am 16. Mai 1940 durch die Kriminalpolizei verhaftet und anschließend nach Hamburg gebracht worden.

Dort wurden sie mit weiteren rund 700 Sinti und Roma aus Nordwestdeutschland im Fruchtschuppen C im Hamburger Hafen interniert und am 20. Mai 1940 mit einem Deportationszug ins von Deutschland besetzte Polen (Generalgouvernement) gebracht. Dort wurden sie unter unmenschlichen Bedingungen in Lagern inhaftiert und zu härtester Arbeit gezwungen. Ein großer Teil von ihnen starb an den Folgen von Unterernährung und Krankheiten. Dieser und weiterer Verfolgung fielen mehr als 300 Sinti und Roma aus Schleswig-Holstein zum Opfer.

Nach dem Krieg fanden die überlebenden Sinti und Roma kaum Anerkennung als NS-Opfer. Ihnen wurde eine kriminelle Haltung unterstellt und eine Verfolgung aus rassistischen Gründen abgesprochen.

Die Fortdauer von Vorurteilen und Ausgrenzung drückte sich nicht nur in der Frage der Wiedergutmachung aus, sondern auch in der Erinnerungskultur. Erst 1995 fand erstmals in Schleswig-Holstein eine öffentliche Gedenkveranstaltung statt, die durch den Landesverband der Sinti und Roma auf dem Kieler Rathausplatz ausgerichtet wurde. Hier wurde erstmals der Wunsch nach einem dauerhaften Ort des Erinnerns formuliert.

1997 wurde gemeinsam vom Landesverband, der Landeshauptstadt Kiel und dem Land Schleswig-Holstein der Gedenkort am Kleinen Kiel geschaffen. Er ist der zentrale Gedenkort für die ermordeten Sinti und Roma aus Schleswig-Holstein.

Eingebettet in die Grünanlagen am Kleinen Kiel steht ein Granitstein, der durch den Bildhauer Heino Weis gestaltet wurde. Der Stein trägt ein Marienrelief und eine stilisierte Rose. Die Aufschrift lautet: "Zum Gedenken an die Sinti und Roma aus Schleswig-Holstein, die dem Völkermord der Nazis zum Opfer fielen"

Lage und Zugang

Gedenkstein für ermordete Sinti und Roma

Hiroshimapark

24103 Kiel

Der Gedenkstein liegt im Hiroshimapark am Kleinen Kiel auf Höhe Lorentzendamm 36. Wenige Parkplätze finden sich am Lorentzendamm, ansonsten stehen Parkflächen auf dem Exerzierplatz oder in der Tiefgarage Europaplatz zur Verfügung. Vom Kieler Hauptbahnhof verkehrt Bus 11 in 6 Minuten zur Haltestelle Rathaus/Opernhaus oder in 8 Minuten zur Haltestelle Lorentzendamm. 

Der Gedenkort ist offen zugänglich. 

Fotonachweis: Marco Knopp, alle Rechte Landeshauptstadt Kiel