Kieler Aktionsplan zum Bienenschutz

Die Situation der Wild- wie auch der Honigbienen ist besorgnis­erregend schlecht. Auch in Schleswig-Holstein ist ein dramatischer Rückgang von Arten und Populationen zu verzeichnen. Ursachen dafür sind das nicht ausreichende Nahrungs­angebot sowie schwindender Lebensraum, Krankheiten, Parasiten und die Folgen von Pestizideinsatz.

Fünf neue Blühwiesen für Kiel

18 Blühwiesen sollen die 18 Ortsbeiratsbezirke der Landeshauptstadt Kiel bunter machen, so sieht es der der Ratsbeschluss von 2019 vor. Das Programm soll durch die Schaffung zusätzlicher Lebensräume, Nahrungsangebote und Nistplätze die Biodiversität fördern und einen Beitrag gegen das Insektensterben leisten. In den vergangenen beiden Jahren wurden bereits acht Wiesen umgestaltet und locken nun Bienen, Schmetterlinge und viele weitere Insekten an.

Fünf neue Blühwiesen waren für dieses Jahr geplant und nachdem sich auf der Schleusenwiese in Holtenau bereits eine artenreiche Wiese entwickelt hat (siehe unten), sät das städtische Grünflächenamt in den nächsten Wochen die vier weiteren Wiesen mit einheimischen Wildkräutern, Blumen und Gräsern neu an, damit es dort in Zukunft auch summt und brummt. Kinder und Jugendliche aus benachbarten Kitas, Schulen und Jugendtreffs unterstützen die Gärtner*innen. Zudem beteiligen sich die Ortsbeiräte sowie Vereine und verschiedenen Einrichtungen aus den Ortsteilen an den Aktionen.

Die vier neuen Blühwiesen entstehen:

  • in Suchsdorf, Grünfläche am Steenbeker Weg (gegenüber dem Baumarkt), 8. September ab 10 Uhr
  • in Russee, ehemaliger Spielplatz am Käthe-Kollwitz-Pfad, 13. September ab 11 Uhr
  • in der Wik, Grünanlage Homannstraße (neben Holtenauer Straße 280), 21. September ab 11 Uhr
  • in Schreventeich, Grünstreifen an der Eckernförder Straße (vor dem Professor-Peters-Platz), 28. September ab 10.30 Uhr.
 

Interessierte sind herzlich eingeladen, sich bei den Terminen vor Ort zu beteiligen.

Blühwiesen machen die Stadt bunter
Blühwiese mit Spielgeräten im Hintergrund
Neue Blühwiese am Spielplatz Grüner Berg in Schilksee (Ansaat 2021) - Foto: A. Bläse
1/3
Blühwiese mit Haus im Hintergrund
Erste Blüten vor der Kindertagesstätte Tiroler Ring in Elmschenhagen (Ansaat 2020) - Foto: A. Bläse
2/3
Blühwiese an einer Sandbahnkurve
Ostkurve Jahnsportplatz Dietrichsdorf (Ansaat 2020) - Foto: A. Bläse
3/3

Blütenvielfalt an der Schleuse

 Als Teil des Programms „18 Blühwiesen für Kiel“ wurde auch die Schleusenwiese in Holtenau zur Umwandlung in eine insektenfreundliche Wiese vorgeschlagen. Geplant war eine Neuanlage mit einer artenreichen Saatgutmischung. Die Natur ist der menschlichen Planung mittlerweile zuvorgekommen: Hasenglöckchen, Margeriten, Flockenblumen, Schafgarbe, andere typische Wiesenblumen und sogar geschützte Arten wie Orchideen blühen seit April auf der grünen Fläche am Kanalufer.

Um den wertvollen Bestand zu schützen und zu entwickeln, hat das Grünflächenamt im Frühjahr die Pflege der Fläche umgestellt. Während es auf der Wiese blühen darf, werden die Rasenwege zu den Ruhebänken und Bereiche, die als Liegewiese genutzt werden können, weiterhin kurzgehalten. Die bunte und artenreiche Wiese ist sowohl für Insekten als auch für Menschen interessant und wurde im August der Öffentlichkeit vorgestellt. 

Blütenvielfalt an der Schleuse
Blühwiese vor einer Hecke, dahinter Häuser
Blütenvielfalt auf der Schleusenwiese - Foto: A. Bläse
1/2
Einzelnes Breitblättiges Knabenkraut auf einer Blühwiese
Breitblättiges Knabenkraut - Foto: A. Bläse
2/2

Ein Aktionsplan mit Erfolg

Seit 2014 gibt es in Kiel den „Aktionsplan Bienenschutz“, mit dem Ziel, die Lebensbedingungen und Lebensräume für Bienen (vor allem Wildbienen) und andere Insekten zu verbessern. Seitdem sind diverse Maßnahmen umgesetzt oder angestoßen worden, über die an dieser Stelle informiert werden sollen.

Saatgutmischungen für Blühwiesen in Kiel:

  • mehrjährige Pflanzen, die über viele Jahre ein Nahrungs- und Blütenangebot schaffen
  • In der Regel gebietsheimisches Saatgut
  • Speziell auf die Fläche abgestimmte Artenzusammensetzung
  • Berücksichtigung der Boden- und Lichtverhältnisse
 

Ergänzend zur Anlage von Blühwiesen werden vermehrt im öffentlichen Grün nektar- und pollenspendende Solitärblütensträucher gepflanzt. Diese Sträucher werden so miteinander kombiniert, dass ein lang anhaltender Blühaspekt erzielt und damit ein Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten geschaffen wird, das verteilt über das gesamte Jahr zur Verfügung steht.

Blühwiese mit Haus im Hindergrund - öffnet eine vergrößerte Ansicht
Ein Schild mit der Aufschrift Wiesen für Insekten steht in ein einer Blumenwiese - öffnet eine vergrößerte Ansicht
Seidenbiene auf einer Magarite  - öffnet eine vergrößerte Ansicht

Wildbienenkartierungen

In den Jahren 2015 und 2019 wurden durch Gutachter*innen Wildbienenkartierungen auf ausgesuchten städtischen Flächen durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind bemerkenswert. Es wurden seit 2015 insgesamt 116 Wildbienenarten nachgewiesen, von denen einige Arten als gefährdet oder potenziell gefährdet registriert sind. 

Als Beispiele sind hier die Seidenbiene oder die Dünen-Blattschneiderbiene zu nennen. Die Ergebnisse zeigen das hohe Artenpotential, das sich durch Erhalt, Schutz und kompetente Förderung entfalten kann. Auch Standorte, die optisch nicht als „bunte Blumenwiesen“ in Erscheinung treten, können als Lebensraum für Insekten sehr wertvoll sein.

Mähen für Insekten?!

Das Grünflächenamt der Landeshauptstadt Kiel hat in den letzten Jahren an diversen Stellen in der Stadt Blühwiesen angelegt, die im Frühsommer prachtvoll blühen. Die schönsten befinden sich im Schleusenpark in der Wik, in der Grünanlage Orchideenwiese an der Feldstraße und auf dem Quartiersplatz in Meimersdorf am Kieler Weg. Sie wurden nicht nur angelegt, weil sie schön anzusehen sind, sondern um Lebensräume für viele Pflanzen- und Tierarten, insbesondere für Insekten, zu schaffen.

Um die Vielfalt der bunten Wiesen zu erhalten, ist es sehr wichtig, sie richtig zu pflegen.

Blühwiesen müssen 1 bis 2 mal im Jahr gemäht werden, und das Schnittgut muss von der Fläche abgeräumt werden. Ohne die regelmäßige Mahd machen sich schnell konkurrenzstarke und unerwünschte Arten wie Brennnesseln, Gräser oder Giersch breit, die allmählich die blühenden Kräuter verdrängen. Da in Kiel nährstoffreiche Böden vorherrschen, reicht ein einmaliges Mähen im Spätsommer an vielen Stellen nicht aus. 

Es muss 2 mal gemäht werden. Das bedeutet, dass die erste Mahd erfolgt, wenn ein Teil der Pflanzen in voller Blüte steht. Dies ist für den Betrachter schwer nachzuvollziehen. Dieser Schnitt ist allerdings wichtig, um die gewünschten Arten zu stärken und die Blütenvielfalt für die Insekten zu erweitern! 

Nach dieser frühen Mahd kann die Blühwiese sogar ein zweites Mal im Spätsommer blühen und bildet dann eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten zu einer Zeit, wo das Blütenangebot anderenorts oft schon deutlich reduziert ist. Um den Tieren trotz der Mahd den Lebensraum zu erhalten, werden wenn möglich wechselnd Teilbereiche stehen gelassen und erst bei der nächsten Mahd wieder geschnitten.

Ab 2021 ist geplant, weitere 18 Flächen als Blühwiesen anzulegen. Dieses Projekt befindet sich noch in der Vorbereitung und wird dann noch mehr Lebensräume für blütenbesuchende Insekten in Kiel schaffen.


Jede*r kann sich für Bienenschutz engagieren

Eine Pflanzenliste mit heimischen Wildpflanzen haben wir dazu zusammengestellt.

Jede*r in Kiel und Umgebung kann sich für den Bienenschutz engagieren, indem Pflanzen mit Nektar und Pollen für Bienen und andere Insekten bei der Bepflanzung von Balkon, Terrasse oder Garten verwendet werden. Als Faustregeln gelten hierfür: Besser heimische als exotische Arten und eher ungefüllte als gefülltblühende Sorten verwenden.

Gleichzeitig ist es wichtig, einen Blühaspekt für einen möglichst langen Zeitraum im Jahr zu erreichen, da die Insekten vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst hinein Nahrung suchen. 

Weitere Informationen finden Sie im Flyer Keine Angst vor Wespen, Hornissen, Hummeln und Bienen.


Poster zum Herunterladen & Ausdrucken


Zum Herunterladen

Deckblatt des Flyers: Keine Angst vor Wespen

Flyer "Keine Angst vor Wespen, Hornissen, Hummeln und Bienen"

 

Auch interessant

Keine Angst vor Bienen, Wespen & Hornissen

Kontakt

Landeshauptstadt Kiel

Umweltschutzamt
Untere Naturschutzbehörde
Luisa Britzius
0431 901-3740 


Grünflächenamt
Pflege- und Entwicklungsplanung, Grünflächen-Informationssystem
Anna-Margareta Bläse 
0431 901-3846