KLIMASCHUTZSTADT KIEL.100%
Kieler Verwaltung spart Energie

Die Kieler Stadtverwaltung reagiert mit einem detaillierten Stufenplan auf die aktuelle Lage am Energiemarkt.

Der Notfallplan der Europäischen Union sieht vor, den nationalen Gasverbrauch der Mitgliedstaaten auf Grundlage ihrer durchschnittlichen Verbräuche der Jahre 2016 bis 2021 um 15 Prozent zu senken. Laut Bundesnetzagentur muss Deutschland sogar mindestens 20 Prozent Gas einsparen.

Die Landeshauptstadt hat daher im August 2022 einen Stufenplan beschlossen, von dem die Maßnahmen der Stufe I jezt schrittweise umgesetzt werden.

Die Energieeinsparungen sind zudem ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele.

Das unbeleuchtete Rathaus im Dunkeln bei der Earth Hour 2021
Quelle: Frank Peter


Städtische Liegenschaften

Rund 800 städtische Immobilien werden derzeit unter dem Aspekt der Energieeinsparung geprüft. Erste Maßnahmen sind bereits umgesetzt, zum Beispiel wird die Beleuchtung am Rathausturm abgeschaltet und auch die Wassertemperaturen in den Schwimmbädern gesenkt. Die Landeshauptstadt will zu einer deutlichen Einsparung kommen, ohne das Angebot der Einrichtungen und die Arbeit der Verwaltung qualitativ einzuschränken. 

Folgende Maßnahmen sind dabei zunächst geplant:

  1. In der kommenden Heizperiode sollen in den öffentlichen Gebäuden die Büros mit maximal 19 Grad beheizt werden. Dies sieht auch der Verordnungsentwurf des Wirtschaftsministeriums so vor. Bisher gilt nach den Arbeitsstättenvorschriften eine Mindesttemperatur von 20 Grad. In Nebenräumen und in den Fluren wird ebenfalls auf niedrigere Temperaturen abgesenkt.

    Die technischen Vorbereitungen an den städtischen Heizungsanlagen laufen bereits. Allerdings müssen diese Maßnahmen teilweise noch durch das Bundeswirtschaftsministerium und durch Verordnungen ermöglicht werden.

  2. Schon kurzfristig wird darauf verzichtet, Waschbecken durch Boiler oder Untertischgeräte mit Warmwasser zu versorgen, wenn keine zwingenden hygienischen Gründe dagegensprechen.

  3. Auch beim Stromverbrauch in den Gebäuden soll mit einem Verzicht auf nicht zwingend benötigte Elektrogeräte (beispielsweise Heizlüfter) und die auf die tatsächliche Benutzung eingeschränkte Inbetriebnahme von technischen Geräten und Beleuchtungen noch intensiver gespart werden. Dazu werden die städtischen Mitarbeiter*innen beraten, welchen Beitrag sie individuell leisten können.

  4. Die Außenbeleuchtungen der Gebäude, die rein repräsentativen Zwecken dienen, werden jetzt unmittelbar aus dem Betrieb genommen. So bleiben nachts der Kieler Rathausturm, der Warleberger Hof und das Schifffahrtsmuseum bereits unbeleuchtet und weitere Gebäude werden noch überprüft. 

  5. Auf den Sportplätzen sollen Flutlichtanlagen sparsam eingesetzt werden und es wird geprüft, ob sich die Temperaturen in den Sporthallen noch einmal reduzieren lassen.


Schulen und Kindertageseinrichtungen

Im Sinne der Kinder- und Jugendbeteiligung können sich Kinder, Jugendliche, Schüler*innen und Lehrer*innen auf freiwilliger Basis gemeinsam engagieren, um Energieeinsparungen zu erzielen. Sollte es Ideen im Einvernehmen aller geben, möchte die Landeshauptstadt diese gerne unterstützen. 

Derzeit wird in den Kultureinrichtungen geprüft, welcher Beitrag von dort erfolgen kann. 


Städtische Eigenbetriebe

  • An den Endhaltestellen soll kurzfristig eine Überprüfung der Beleuchtung erfolgen inklusive der Prüfung des Einbaus von Bewegungsmeldern sofern noch nicht vorhanden.

  • Wenn die Außenbeschilderung an der neuen Hauptwerkstatt angebracht ist, wird diese nachts ganz ausgeschaltet. 

  • Durch den Neubau der Hauptwerkstatt Werftstraße hat sich der Energieverbrauch deutlich verringert. Als Ergänzung hat die Hauptwerkstatt ein Gründach mit Photovoltaik-Anlage (99 kWp) erhalten.

  • Der neue KVG-Server im Keller der neuen Hauptwerkstatt hat ein umweltfreundlich geprüftes Kühlsystem.
 

Alle Prozesse, die an einen Arbeitsplatz im Büro gebunden sind – einschließlich der Reinigung – sollen künftig zu Tageszeiten erfolgen, die keine Beleuchtung erforderlich machen. Auch die Hafenanlagen und der Umschlag werden dahingehend überprüft.

Beispiel Hafenanlagen: Haupteinsparpotenzial ist hier die Außenbeleuchtung der Terminals. Das Dimmen der Außenbeleuchtung im Ostuferhafen spart bei einer Dimmstufe weniger die Energie von 33 Haushalten, bei zwei Dimmstufen demzufolge die Energie von 66 Haushalten (245.000 Kilowatt pro Stunde -> 82.000 Kilowatt pro Stunde). Daher wird künftig die Außenbeleuchtung, wann immer es geht und die Arbeitsabläufe im Hafen nicht erschwert werden, gedimmt.

Seit 1996 nutzt die MVK die beim Verbrennen entstehende Energie effizient zur Fernwärme- und Stromproduktion. Die MVK speist für 17.000 Kieler Haushalte etwa 20 Prozent des Jahresbedarfs an Fernwärme in das Fernwärmenetz der Kieler Stadtwerke ein. Für 10.000 Haushalte erzeugt die MVK Strom, im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre rund 223.000 Megawattstunden pro Jahr.

Bereits geplant und derzeit in Umsetzung ist die Arbeit an der Einführung eines Umweltmanagementsystems (geplante Einführung Ende 2022), bei dem ein wesentliches Thema auch die Erfassung der Energieeinsparmöglichkeiten am Standort und anschließend auch deren Realisierung sind.

In der Verbrennungsanlage werden die Primär- und die Sekundärluftgebläse der Verbrennungsanlagen in diesem Jahr von Drall- auf Frequenzregelung umgerüstet mit dem Ziel, den elektrischen Eigenbedarf der Anlage zu verringern (Erhöhung der Energieeffizienz).

Die Kieler Schwimm- und Sportstättenbetriebe haben einen Drei-Stufen-Plan vorgelegt. Zunächst greift sukzessive die erste Stufe. Mit der schrittweisen Umsetzung wird nun begonnen. Die beiden weiteren Stufen kommen erst dann zum Tragen, wenn die von der Bundesnetzagentur derzeit vorgegebene zwanzigprozentige Gaseinsparung nicht genügen sollte.

Die Maßnahmen in Stufe eins: Keine zusätzliche Beheizung des Außenbeckens, Reduzierung der Wassertemperaturen im Sportbereich: Sportbecken 25°C (vorehr 26), Lehrbecken 27 °C (vorher 28); Saunabetrieb nur von Mittwoch bis Sonntag;  Lüftung im Autmatikbetrieb; Absenkung der Duschwassertemperaturen um 8°C; Kein Betrieb des Außenbeckens im Herbst/Winter. Erwartete Auswirkungen: cica 20 Prozent Ersparnis, kaum Auswirkungen auf die Besucher*innenfrequenz zu erwarten

Darüber hinaus wird das Freibad Katzheide nicht wie geplant im kommenden Winter überdacht, sondern wie in den Vorjahren aus dem Betrieb genommen. Die Errichtung einer Traglufthalle wird aus energetischen Gründen auf einen späteren Zeitpunkt verlegt.


Wie hat Kiel bereits in der Vergangenheit Energie gespart?

Seit 1996 gibt es im städtischen Haushalt Geldmittel, die gezielt in Energiesparmaßnahmen der eigenen Liegenschaften investiert werden, wenn die Maßnahmen sich spätestens innerhalb von zehn Jahren rechnen. Die eingesparten Energiekosten stehen anschließend für weitere Energiesparmaßnahmen zur Verfügung. Besonders wirtschaftlich ist die Umrüstung der Beleuchtung auf LED-Technologie.  

Mit der Stromsparkampagne fördert die Landeshauptstadt Kiel derzeit den Austausch von Kühl- und Gefriergeräten als besonders effiziente Energiesparmaßnahme. Mit den kostenlos zur Verfügung gestellten Strommessgeräten kann die Wirtschaftlichkeit eindrucksvoll belegt werden. Allein mit dieser einen Maßnahme kann ein Kieler Haushalt den Stromverbrauch im Durchschnitt um zehn Prozent senken.

Die eigene Stromerzeugung mit Solaranlagen ist eine Maßnahme, die sich mittlerweile sehr gut rechnet. Um den Ausbau der Solarstromerzeugung im Kieler Stadtgebiet zu beschleunigen, fördert die Landeshauptstadt Privatpersonen und Unternehmen seit April dieses Jahres.

Bei dem im April gestartete Solarförderprogramm wurden bereits circa 150 Anträge eingereicht, davon überwiegend von privaten Haushalten. Zum Vergleich: Die Anzahl der insgesamt installierten Anlagen betrug 61 im Jahr 2021 und 109 im Jahr 2020.

In mehreren Kieler Stadtquartieren hat die Landeshauptstadt Mustersanierungskonzepte für die dort vorhandenen Haustypen erstellen lassen. In dem Stadtteil Elmschenhagen-Nord hat sich beispielsweise die nachträgliche Dämmung der Hohlschicht der zweischaligen Außenwand als besonders schnell und kostengünstig umsetzbare Maßnahme erwiesen. 

Auch der Austausch alter Heizungspumpen und die Nachrüstung der Heizkörper mit modernen voreinstellbaren Thermostatventilen sind Dauerbrenner der Energieberatung.