FAQ für Kinder & Jugendliche
Jedes Kind hat ein Recht darauf, sicher und gesund aufzuwachsen. Jeder junge Mensch hat das Recht, zu einer selbstbewussten und selbständigen Persönlichkeit heranzureifen.
In Kiel soll es allen Kindern und Jugendlichen gut gehen. Weil das nicht immer und überall der Fall ist, braucht es Menschen, die Kindern und Jugendlichen helfen.
Wir wollen dir helfen, die richtigen Leute zu finden, die mit dir bei Problemen nach Lösungen suchen und in einer Notlage zur Seite stehen.
Fragen & Antworten
Ganz oft hilft es, sich eine Weile aus dem Weg zu gehen und dann miteinander über die Dinge, die zum Streit geführt haben, zu reden. Kein Mensch ist perfekt. Alle machen mal Fehler.
Manchmal braucht man eine Person, die gut schlichten und vermitteln kann. Glücklicherweise gibt es meistens in der Familie oder im Freundeskreis Menschen, die das können und ein offenes Ohr für dich und für deine Mutter, deinen Vater oder für deine Geschwister haben.
Wenn da niemand ist, der hilft, dann sprich mit jemandem, dem du vertraust. Das kann zum Beispiel eine Lehrerin oder ein Lehrer sein. Es gibt auch Beratungsstellen, die man anrufen oder zu denen man hingehen kann.
Wenn du mehr wissen willst, schaue dir die folgenden Links an:
In Deutschland gibt es zum Schutz von Kindern und Jugendlichen verschiedene Gesetze. In den Gesetzen stehen unter anderem die Rechte und die Pflichten, die Eltern haben. Auch deshalb sollen und müssen Eltern in vielen Dingen das letzte Wort haben. Sie tragen Verantwortung und haben bis zu deiner Volljährigkeit für dich zu sorgen.
Zum Beispiel sind Eltern gesetzlich verpflichtet, dass du regelmäßig zur Schule gehst. Oder sie müssen darauf achten, dass du rechtzeitig zuhause bist und genügend Schlaf bekommst. Sie sind auch dafür verantwortlich, dass du gesund bleibst.
Sie dürfen und müssen sogar einschreiten, wenn du mit Dingen in Kontakt kommst, die dich in Gefahr bringen. Tun sie das nicht, vernachlässigen sie ihre Aufsichtspflicht und können dafür bestraft werden.
Deine Eltern können dir auch Aufgaben und Pflichten übertragen (zum Beispiel auf Geschwister aufpassen oder im Haushalt helfen). Sie dürfen dich mit diesen Aufgaben aber nicht überfordern. Das heißt, es muss beispielsweise noch genügend Freizeit bleiben, die Arbeit darf nicht zu schwer für dich sein und deine schulischen Leistungen dürfen nicht darunter leiden.
Je älter du wirst, desto mehr sollen deine Eltern dich in Entscheidungen einbeziehen und dir selbst Verantwortung für dein Leben zugestehen. Denn wer immer nur bevormundet wird, kann nicht zu "einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit" heranwachsen, so wie es im § 1 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes heißt.
Eltern versuchen manchmal ihre Verantwortung mit „Meckern“, mit Einschränkungen oder mit Verboten durchzusetzen. Das muss nicht, aber es kann durchaus angemessen und in Ordnung sein.
Hingegen haben in der Erziehung Schläge, Misshandlungen oder Beleidigungen nichts zu suchen. Sie sind verletzend und entwürdigend und im Übrigen gesetzlich verboten.
Es gibt Eltern, denen Probleme über den Kopf wachsen. Und zwar so sehr, dass sie ihren Pflichten nicht mehr nachkommen. Zum Beispiel, weil sie zu viel Alkohol trinken oder sehr krank sind.
Wer für sich selbst nicht mehr klar denken und fühlen kann, kann oft auch nicht mehr die Verantwortung für andere Menschen übernehmen. Als Kind und als Jugendlicher braucht man eine Person, auf die man sich verlassen kann und die für einen sorgt. Umgekehrt ist es nicht richtig. Eltern sollen für ihre Kinder sorgen und nicht die minderjährigen Kinder für ihre Eltern.
Manchmal will man auf gar keinen Fall, dass andere Leute wissen, was zuhause so passiert. Aber Sorgen und Ängste können schlimmer und schlimmer werden, wenn man sie für sich behält und nichts dagegen tut. Ein Mittel gegen Angst ist, darüber zu sprechen. So können die Dinge wieder besser werden.
Wenn dir deine Mutter oder dein Vater die Angst nicht nehmen, dann sprich mit einem Menschen, dem du vertraust. Das kann ein Schulsozialarbeiter, eine Tante, ein Lehrer, eine Nachbarin, eine Sporttrainerin, ein Arzt, eine Pastorin oder eine andere Person sein.
Manchmal muss man sich auch mehrmals anvertrauen und sagen, was mit einem los ist.
Kindern und Jugendlichen hilft es, sich an Leute zu wenden, die sich mit Rat und Unterstützung für Familien richtig gut auskennen.
Das Kinder- und Jugendtelefon kannst du kostenfrei anrufen. Du musst deinen Namen nicht nennen, sondern kannst dir auch so Tipps geben lassen.
In Kiel und sogar in den meisten Stadtteilen - also in Deiner Nähe - gibt es Beratungsstellen, an die du dich wenden kannst. Beispielsweise gibt es das Kinderschutzzentrum, es gibt Erziehungs- und Jugendberatungsstellen und es gibt das Jugendamt.
Du brauchst keine Bedenken zu haben, dass die Leute irgendwie komisch reagieren oder dich nicht ernst nehmen. Die Menschen dort helfen auch anderen Kindern und Jugendlichen und kennen sich gut damit aus.
Sie sind genau dafür da, dir und deiner Familie zu helfen - sie sind Profis.
Manchmal benötigen Eltern bei Sorgen und Problemen mit Kindern nur einen Rat. Manchmal ist die Situation in der Familie aber auch so verfahren, dass sie allein nicht mehr weiter wissen.
In diesen Situationen können sich Familien, Kinder und Jugendliche an das Jugendamt wenden. Die Menschen vom Jugendamt informieren und beraten. Sie hören zu und helfen dabei, Probleme zu sortieren und eigene Lösungen zu finden. Sie stellen den Kontakt zu anderen Beratungsstellen her.
Einige Eltern brauchen eine Zeit lang mehr Hilfe bei der Erziehung. Das Jugendamt unterstützt Eltern, damit sie mit ihren Kindern und als Familie auf Dauer zurechtkommen. Dabei helfen kann vielleicht eine Erziehungsberatung, ein Elternkurs, eine Sozialpädagogische Familienhilfe oder eine Hilfe für das Kind oder den Jugendlichen. Jede Familie ist anders; daher ist auch jede Hilfe anders und einzigartig.
Das Jugendamt stellt den Schutz von Kindern sicher. Ein weiteres Zusammenleben mit der Familie ist nicht immer möglich. Dann sucht das Jugendamt unter Beteiligung der Familie eine geeignete Pflegefamilie für das Kind oder vermittelt es in eine gute Einrichtung. Je nach Familiensituation und Vereinbarung mit den Eltern und den Kindern kann die Unterstützung vorübergehend oder auf Dauer sein.
Im Notfall erreichst Du jederzeit die Polizei unter 110.
Vielleicht kennst Du auch eine Polizeidienststelle in der Nähe.
Über die Polizei erreichst Du - auch am Abend, in der Nacht und am frühen Morgen - jemanden im Jugendamt. Die Polizei sorgt dafür, dass Du sofort Unterstützung durch das Jugendamt bekommst.
In einer Notsituation sprechen die Leute vom Jugendamt mit dir. Und sie nehmen Kontakt zu deinen Eltern auf. Sie schätzen ein, in welcher Gefahr du dich befindest und sorgen dafür, dass du in Sicherheit bist.
Das Jugendamt sucht mit dir nach Antworten auf die Frage: „Was muss passieren, damit du geschützt bist?“
Vielleicht hast du selbst auch Wünsche und Ideen, wer dir helfen kann, wenn es jetzt gerade deine Eltern nicht können. Zum Beispiel könnte es Großeltern geben oder die Eltern eines Schulfreundes, die dich unterstützen.
Aber solange du dich in Not befindest und keine Lösung weißt, wird dich ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin des Jugendamtes in Obhut nehmen.
„Inobhutnahme“ heißt, dass du erst einmal, woanders wohnen kannst. In einer Bereitschaftspflegefamilie oder in einer Jugendhilfeeinrichtung sind Leute, die für dich sorgen. Und zwar solange, bis die Situation zuhause geklärt ist und du wieder zurückkehren kannst.
Bei anderen Kindern und Jugendlichen zeigt sich, dass man nach wenigen Tagen wieder nach Hause zurückkehrt. Eine Lösung kann zum Beispiel sein, dass du zuhause Hilfe bekommst.
Aber jedes Kind, jede Mutter, jeder Vater ist anders und deshalb weiß das Jugendamt natürlich nicht im Vorwege, was für genau deine Familie richtig und was falsch ist. Das wird man gemeinsam mit dir und Deinen Eltern herausfinden.
Inobhutnahmeplätze gibt es in Bereitschaftspflegefamilien, in Wohngruppen und in Kinder- und Jugendheimen. In jedem Fall ist rund um die Uhr mindestens eine erwachsene Person da, die Du ansprechen kannst und die mit Dir und für Dich Sachen regelt.
Meistens ist die Unterbringung in Kiel und in der Nähe des Zuhauses. Dadurch bleibt der Alltag so „normal wie möglich“. Das heißt der Schulbesuch läuft weiter und wichtige Termine finden statt.
Aber - wie so oft - gibt es Ausnahmen. Manchmal macht es Sinn, dass der Abstand zur Familie etwas größer ist. Von Treffen und Verabredungen mit Familie oder mit Freunden muss das Jugendamt wissen.
Fast immer hat man in der Zeit der Inobhutnahme ein Zimmer für sich alleine. Aber auch hier gilt „Ausnahmen bestätigen die Regel“. Bei der Unterbringung von Geschwisterkindern oder wenn es vorübergehend nicht anders geht, laufen die Dinge auch mal anders.
Bereitschaftspflegefamilien kümmern sich für eine begrenzte Zeit um Kinder und Jugendliche. Sie nehmen junge Menschen wie Dich in einer Krise auf und beenden ihre Unterstützung wieder, wenn Wege und Lösungen gefunden sind.
Es ist gar nicht so selten, dass Kinder und Jugendliche wieder nach Hause wollen.
Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich. Manchmal ist es die Sorge um Mutter, Vater oder um Geschwister. Mitunter reichen auch schon Zeit und Abstand aus, um neuen Mut und wieder Vertrauen zu fassen.
Wichtig ist, dass du über deine Gedanken und Überlegungen so offen, wie es dir möglich ist, sprichst. Jede Familie ist anders. Und jede Entscheidung muss überdacht werden. Dabei helfen dir die Leute vom Jugendamt.
Wenn du zurück willst und das Jugendamt keine akute Gefahr für dich dadurch sieht, dann kannst du natürlich nach Hause zurück.
Wenn gar keine sichere Lösung und keine Einigung mit den Eltern in Sicht ist, kann das Jugendamt das Familiengericht um Entscheidung bitten.
Das Gericht ersetzt dann bei einer Gefahr für einen jungen Menschen die Entscheidung der Eltern.
Wenn du nicht selbst betroffen bist, sondern du in großer Sorge um einen Freund, eine Cousine oder ein Kind aus der Nachbarschaft bist, dann gilt im Prinzip genau das Gleiche:
Sprich mit der Person; biete - wenn du eine Idee hast und es dir zutraust - Hilfe an. Frage deine Eltern um Rat oder wende dich an eine andere Vertrauensperson oder an eine Beratungsstelle, zum Beispiel an das Kinderschutz-Zentrum Kiel.
Also Du siehst, du kannst selbst aktiv werden und dir Hilfe holen, wenn du sie brauchst. Es gibt in Kiel viele Möglichkeiten für dich.
In Kiel gibt es eine Beschwerdestelle der Bürgerbeauftragten des Landes Schleswig-Holstein, an die du dich wenden kannst, wenn du dich im Jugendamt unfair behandelt fühlst, wenn du nicht ausreichend beteiligt wirst oder du nicht offen reden magst.
Wenn du bei einer Pflegefamilie oder in einer Jugendhilfeeinrichtung lebst und dort unglücklich bist, oder wenn du den Eindruck hast, es geschieht dir Unrecht und keiner hört und sieht genau hin, dann berät und unterstützt dich jemand bei der Beschwerdestelle.
Meistens gibt es eine gute Lösung. Die Beratung ist kostenlos und immer vertraulich.