Dr. Hilde Portofée

Foto Dr. Hilde Portofée
Dr. Hilde Portofée | Foto: Nafzger/Stadtarchiv Kiel

Geboren am 20. August 1912 in Dagebüll

„Den Menschen verpflichtet zu sein“ ist der Gedanke, der Hilde Portofées Leben ausmacht. Die Sozialdemokratin prägt das „soziale Kiel“ nach dem Zweiten Weltkrieg in unterschiedlichen Funktionen; hauptsächlich sind ihr Aufbau und Erweiterung des Kieler Gesundheitswesens zu verdanken.

Als Hilde Paulsen wird sie 1912 im nordfriesischen Dagebüll geboren. Nach dem Umzug der Familie besucht Hilde Paulsen als eines der ersten zugelassenen Mädchen die Gelehrtenschule in Kiel. Bereits ab 1928 engagiert sie sich im Sozialistischen Schüler- und Studentenbund für die Weimarer Demokratie.

1932 beendet Hilde die Schule mit dem Abitur und entscheidet sich für ein Medizinstudium in Graz. Bald jedoch kehrt sie zurück nach Kiel und legt 1937 an der Christian-Albrechts-Universität das medizinische Staatsexamen ab. 1938 geht Hilde Paulsen nach Würzburg und ist dort bis Kriegsende als Ärztin tätig. Aus der Ehe, die sie 1939 in dieser Stadt schließt, gehen drei Kinder hervor; ihr Ehemann stirbt noch während des Zweiten Weltkrieges.

Kriegserfahrungen und der frühe Tod ihres Mannes bestärken Hilde Schäfer in ihrer Haltung, dass sich Diktatur und Krieg nie mehr wiederholen dürften und dass eine soziale Demokratie entstehen müsse. Direkt nach Kriegsende nimmt sie an sogenannten sozialdemokratischen Stubenzirkeln in Würzburg teil und unterstützt auch den Wiederaufbau der dortigen SPD.

Noch 1945 kehrt Hilde Schäfer nach Kiel zurück und eröffnet eine allgemeinmedizinische Arztpraxis in der Dänischen Straße.

Foto Dr. Hilde Portofee
Dr. Hilde Portofee 1950 | Foto: Nafzger/Stadtarchiv Kiel

Besonders der Auf- und Ausbau des Kieler Gesundheitswesens liegen ihr am Herzen. Schon im März 1946 wird Hilde Schäfer bürgerliches Mitglied im städtischen Unterausschuss für das Gesundheitsamt. Mit 34 Jahren kandidiert sie als jüngste Bewerberin der SPD für die Ratsversammlung, da im Oktober 1946 die erste freie Kommunalwahl stattfinden kann. Sie wird zur Ratsfrau gewählt und engagiert sich zunächst bis 1951 im Kieler Stadtparlament.

Es folgen nun insgesamt 28 Jahre, in denen Hilde Schäfer an verantwortlicher Stelle kommunalpolitisch tätig ist. Sie arbeitet in den Ausschüssen für Soziale Verwaltung und Flüchtlingsfragen, für Jugend und Wohlfahrt, für Schule, Kultur und Theater sowie hauptsächlich für das Gesundheitswesen.

1949 heiratet Hilde Schäfer den Kieler Architekten Portofée.

Ihre Arbeit und ihre Person werden 1950 mit der Wahl zur stellvertretenden Stadtpräsidentin gewürdigt.

Zu Gunsten von Familie und Arztberuf zieht sich Hilde Portofée nach Ablauf der Wahlperiode 1951 vorläufig aus der Ratsversammlung zurück, bleibt jedoch bürgerliches Mitglied im Krankenhaus- und Kriegsopferausschuss. Im August 1964 lässt sie sich erneut zur Ratsfrau vereidigen.

Unter nun veränderten Bedingungen - Wirtschaftswachstum und Gesellschaftswandel rund 20 Jahre nach Kriegsende - beginnt für Hilde Portofée eine äußerst aktive und erfolgreiche Zeit. In der Sorge um soziale Gerechtigkeit und Wohlfahrt für alle widmet sie sich der Jugend-, Sozial- und Krankenhauspolitik. Der Ausbau medizinischer Versorgung, die Kieler Kinderklinik, die Zukunft des Städtischen Krankenhauses, Gesundheitsinitiativen oder solche der medizinischen Ausbildung sind Kernpunkte ihres Einsatzes.

Raum mit Betten
Kiel Krankenanstalt um 1912 - daraus hervorgegangen ist das heutige Städtische Krankenhaus in der Metzstraße | Foto: Stadtarchiv Kiel

Ab Mai 1970 ist Hilde Portofée Dezernentin für das Städtische Krankenhaus und Vorsitzende des Gesundheitsausschusses. Es gelingt ihr, politisches Engagement, Familie und Arztberuf miteinander zu vereinbaren und eine über die Grenzen Kiels hinaus anerkannte Gesundheitspolitik zu betreiben.

Hilde Portofée erhält Auszeichnungen wie 1973 die Freiherr-vom-Stein-Medaille des Landes Schleswig-Holstein und 1976 das Bundesverdienstkreuz. Die engagierte Sozialdemokratin erfreut sich bei den KielerInnen großer Beliebtheit, gilt als gleichermaßen überzeugte wie überzeugende Politikerin und engagierte Ärztin. Nach Ablauf der Wahlperiode 1974 zieht sie sich aus der Kommunalpolitik zurück.

Sie stirbt am 6. Januar 1988 in Kiel im Alter von 75 Jahren.



(aus: Nicole Schultheiß: "Geht nicht gibt's nicht ..."
24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte. Kiel 2007)