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ALLRIS - Drucksache

Antrag der Verwaltung - 1056/2023

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Beratungsfolge

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Antrag

 

Zugestimmt wird folgendem Vorgehen:

 

  • Die PiA-Ausbildung hat sich in Kiel bewährt und soll für andere pädagogische Bereiche und eine weitere Profession ausgebaut werden.

 

  • Die PiA-Ausbildung für Erzieher*innen in der Kindertagesbetreuung wird über drei Ausbildungsjahrgänge weitergeführt.

Die Kosten in Höhe von 1.696.000 € pro Ausbildungsjahrgang werden fortgeschrieben und sind ebenso wie die Einnahmen aus der Landesförderung für das erste Ausbildungsjahr in Höhe von 240.000 € im Haushalt 2024 ff eingestellt.

 

  • Ab dem kommenden Schuljahr wird zudem die PiA für Erzieher*innen mit den Schwerpunkten „Offene Kinder- und Jugendarbeit“ sowie „Hilfen zur Erziehung“ erprobt.

Die Personalkosten entsprechen den obigen Kosten: 1.696.000 €.

Eine Deckung der Kosten erfolgt über nicht in Anspruch genommene Fördermittel für Sozialpädagog*innen im Anerkennungsjahr in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (Kostenträger 36600102, Kostenstelle 31813, Sachkonto 53180000). Zum anderen erfolgt die Kostendeckung über Entgelte in den Hilfen zur Erziehung (Kostenstelle 30046, verschiedene Kostenträger und Sachkonten).

 

  • Nach Rendsburg und Bad Oldesloe soll auch in Kiel ab dem Schuljahr 2024/25 ein PiA-Ausbildungsjahrgang für sozialpädagogische Assistent*innen starten.

Die Kosten für eine Klasse über zwei Ausbildungsjahre in Höhe von 941.000 € werden zum Teil durch eine Förderung des Landes in Höhe von insgesamt 317.000 € für beide Ausbildungsjahre finanziert. Die Restkosten in Höhe von 624.000 € können durch Rückflüsse aus der Finanzierung unbesetzter Stellen in der Kindertagesbetreuung getragen werden.

In 2024 entstehen Kosten ab dem Ausbildungsbeginn am 01.08. i.H.v. 130.000 €, in 2025 i.H.v. 312.000 € und in 2026 bis zum Ausbildungsende am 31.07. i.H.v. 182.000 €.

 

  • Die Verwaltung wird beauftragt, sich bei der Landesregierung dafür einzusetzen, auch in den anderen pädagogischen Bereichen einen vergleichbaren Finanzierungsanteil für PiA zu übernehmen. Die vorgesehene Förderung in Höhe von insgesamt 557.000 € für PiA in der Kindertagesbetreuung (Erzieher*innen und SPA) ist nicht ansatzweise kostendeckend.

 

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Sachverhalt/Begründung

 

Hintergrund

Die LH Kiel finanziert seit dem Ausbildungsjahrgang 2020/21 die Praxisintegrierte Ausbildung von Erzieher*innen im Bereich von Kindertageseinrichtungen, um so dem Fachkräftemangel zu begegnen. In den zwei darauffolgenden Jahren startete ein jeweils weiterer Ausbildungsgang. Die LH Kiel trägt die gesamte Ausbildungsvergütung der PiA Erzieher*innen für alle drei Ausbildungsjahre.

 

Seit dem Jahrgang 2022/23 beteiligt sich das Land Schleswig-Holstein an den Ausbildungskosten jeweils für das erste Ausbildungsjahr mit 400 €/Ausbildungsplatz und Monat sowie mit zunächst 25 € für eine Anleitungsstunde je Schüler*in/Woche (vgl. Drs. 0069/2020; 1072/2021 und 0761/2022). Inzwischen sind die Kosten pro Ausbildungsjahrgang von anfangs ca. 1,5 Mio. € auf 1,696 Mio. € gestiegen. Unter Berücksichtigung der Landesförderung von 240.000 € für die reine Ausbildungsvergütung trägt die LHK nun jährlich ca. 1.456.000 Mio. €.

Die Landesmittel für die Anleitung werden ohne eine Kostenbeteiligung der LH Kiel durchgereicht. Sie betragen mittlerweile 50 € je Schüler*in/Woche (für 2 Stunden).

 

Alle Auszubildenden sind in der Kindertagesbetreuung beschäftigt. In der praxisintegrierten Ausbildung werden fachtheoretische und fachpraktische Ausbildungszeiten miteinander verzahnt. Durch die enge Schule-Praxis-Verknüpfung erfolgt ein durchgängiger Transfer in beide Richtungen, so dass die Schüler*innen die erlernte Fachtheorie sofort in der Praxis anwenden können, aber auch Beispiele und Situationen aus der Praxis in die Schule mitnehmen können. Sowohl die Lehrenden wie die Lernenden sind von diesem Ausbildungssystem begeistert.

 

In diesem Sommer hat der erste PiA-Ausbildungsjahrgang mit 19 Personen die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Nahezu alle Personen werden zukünftig in Kieler Kindertageseinrichtungen beschäftigt.

 

Aktuelle Situation

Seit mehr als zwei Jahren wird das Thema Fachkräftegewinnung und –bindung auf Landesebene diskutiert. Im Ergebnis wurden die Ausbildungskapazitäten an den Fachschulen landesweit deutlich erhöht. Kiel erhält ab dem Sommer 2024 die Möglichkeit, zwei zusätzliche Ausbildungsklassen an den Start zu bringen, allerdings mit einer noch geringeren Refinanzierung durch das Land.

In Vorgesprächen mit unterschiedlichen Beteiligten wurde entschieden, einen Fokus auf das Berufsfeld der SPA zu richten. Aufgrund des hohen Fachkräftebedarfs in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie den Hilfen zur Erziehung fiel die zweite Entscheidung auf dieses Tätigkeitsfeld.

 

Die Mittel, die durch die vielen eingeplanten aber unbesetzten Fachkraftstellen nicht für Personalkosten eingesetzt werden können, sollen genutzt werden, um weitere Fachkräfte auszubilden. Über diese bezahlte Form der Ausbildung werden Zielgruppen erreicht, die bislang aus wirtschaftlichen Gründen die unbezahlte, rein schulische Ausbildung nicht absolvieren können.

 

Darüber hinaus herrscht auch in weiteren Bereichen ein massiver Fachkräftemangel. Besonders hervorzuheben sind hier die Heilpädagog*innen, die vor dem Hintergrund der immer weiter ansteigenden Förderbedarfe nicht in ausreichender Zahl vorhanden sind.

Planungen und Finanzierung

 

  1. Die Praxisintegrierte Ausbildung für künftige Erzieher*innen in der Kindertagesbetreuung wird fortgeführt.

Hierfür entstehen für jeden Jahrgang mit 25 Plätzen über die drei Jahre der Ausbildung folgenden Kosten:                                                                      1.696.000 €

abzüglich der Landesförderung im ersten Ausbildungsjahr          240.000 €

Anteil der LH Kiel                                                                       1.456.000 €.

Dies entspricht in etwa den jährlichen Kosten, die für alle drei Ausbildungsjahrgänge anfallen.

Die erforderlichen Haushaltsmittel wurden in der HH-Planung ab 2024 ff. bereits berücksichtigt.

 

  1. Ab dem Sommer 2024 wurde mit der Fachschule Fachrichtung Sozialpädagogik des Regionalen Berufsbildungszentrum (RBZ) am Königsweg entwickelt, eine weitere Klasse für die Praxisintegrierte Ausbildung von 25 Erzieher*innen im Bereich der Hilfen zur Erziehung bzw. der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zu eröffnen. Auch in diesen Tätigkeitsbereichen ist ein erheblicher Fachkräftemangel zu verzeichnen.

 

Die Kosten hierfür betragen ebenfalls                                    1.696.000 €

für jeden Ausbildungsjahrgang über drei Jahre und somit        565.300 € pro Jahr.

 

Eine Finanzierungsbeteiligung durch Landesmittel ist für diese Auszubildenden nicht vorgesehen. Die Förderrichtlinie des Landes Schleswig-Holstein umfasst derzeit nur die Praxisintegrierte Ausbildung für Erzieher*innen in der Kindertagesbetreuung und ist zudem derzeit auf 240.000 € für Kiel begrenzt. Da die Personalressourcen für die Offene Kinder- und Jugendarbeit und die Hilfen zur Erziehung aktuell nicht ausreichen, wird auch in diesen Themenfeldern ein erheblicher Ausbildungsbedarf gesehen und mit dem Land eine anteilige Refinanzierung zu verhandeln sein.

 

  1. Das Land fördert zudem in einer Erprobungsphase die Praxisintegrierte Ausbildung von Sozialpädagogischen Assistent*innen mit 600 € / Platz und Monat während der gesamten zweijährigen Ausbildungszeit. Für die LH Kiel sind 22 Plätze vorgesehen.

Ab Sommer 2024 kann in Kiel ebenfalls eine Klasse für diesen Ausbildungszweig eröffnet werden.

Die Kosten betragen für zwei Jahre                                   941.000 €

abzüglich Landesförderung                                                      317.000 €

Anteil der LH Kiel                                                                      624.000 €

 

Dies entspricht 312.000 € pro Ausbildungsjahr Die Kosten können – wie die Helfenden Hände - aus unbesetzten Stellenanteilen in den Kindertageseinrichtungen getragen werden.

 

Jegliche Landesförderung unterliegt dem Haushaltsvorbehalt.

 

Zusätzlicher Förderbaustein des Landes SH:

 

  • Im Rahmen der Personalqualifikationsverordnung (PQVO) fördert das Land für bis zu acht Personen Qualifizierungsmaßnahmen in einem Umfang von 480 Stunden, um diesen Menschen zukünftig eine Beschäftigung als SPA in der Kindertagesbetreuung zu ermöglichen (Quereinstieg). Die Förderung pro Person beträgt maximal 7.200 € und dient je zur Hälfte einer Deckung der Personalkosten und der Qualifizierungskosten. Vorgesehen ist eine 6-monatige Weiterbildung.

 

  • Auch für die Freistellung von Personal für die Anleitung der PiA und der Qualifizierungsmaßnahmen nach der PQVO stehen Landesmittel zur Verfügung.

Das Sozialministerium erkennt hierbei folgende Bedarfe an:

PiA Erzieher*innen:   2 Wochenstunden/Platz im ersten Ausbildungsjahr je 50 €

PiA SPA:    2 Wochenstunden/Platz in beiden Ausbildungsjahren je 50 €

PQVO:                           2 Wochenstunden/Platz für 26 Wochen je 50 €.   

 

 

Eine zusätzliche Finanzierungsbeteiligung der LH Kiel an diesen beiden Fördermaßnahmen des Landes ist nicht vorgesehen.

 

Ausblick

 

Die gleichzeitige Förderung dreier weiterer Ausbildungsklassen ermöglicht weiteren 72 Personen pro Schuljahr eine praxisorientierte Ausbildung mit einem Ausbildungsgehalt. Die Ausrichtung auf zukünftig drei verschiedene Tätigkeitsbereiche der Kinder- und Jugendhilfe entspricht dem drängenden Bedarf und erhöht die Fachkräftegewinnung für Kindertageseinrichtungen, die Offene Kinder- und Jugendarbeit sowie die vielfältigen Hilfen zur Erziehung.

 

Ziel muss es weiterhin sein, dass die Ausbildung der pädagogischen Fachkräfte grundsätzlich vergütet wird, um diesen Ausbildungsweg insgesamt attraktiver zu machen und dem enormen Fachkräftemangel in allen Bereichen entgegentreten zu können. Es müssen weiterhin alle Anstrengungen unternommen werden, um die bedarfsgerechte Finanzierung für die praxisintegrierte Ausbildung für Erzieher*innen und Sozialpädagogische Assistent*innen gleichmäßiger verteilt über Landes- und kommunale Ebene sicherzustellen.

 

 

 

Renate Treutel

Bürgermeisterin

 

 

 

 

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