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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 1436/2023

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Beratungsfolge

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Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt

Die Zahl der Baustellen, insbesondere solche mit gravierenden Auswirkungen auf den Verkehr, hat in Kiel in den letzten Jahren zugenommen. Die Aufgabe der Koordination und Kommunikation von Baustellen ist dadurch erheblich komplexer und anspruchsvoller geworden.

Diese Geschäftliche Mitteilung dient dazu, die Abläufe und Verfahren bei der Planung von und Kommunikation über Baustellen zu erläutern sowie die vorgesehenen und teilweise bereits umgesetzten bzw. in Umsetzung befindlichen Optimierungsmaßnahmen darzustellen. 

 

 

  1. Warum gibt es so viele Baustellen in Kiel?

 

Am Beispiel der seit mehreren Jahren laufenden Sanierung des Theodor-Heuss-Rings einschließlich des Barkauer Kreuzes lässt sich illustrieren, wie herausfordernd die mit langwierigen Baustellen im Hauptverkehrsnetz einhergehenden verkehrlichen Einschränkungen und Belastungen für Verkehrsteilnehmer*innen und anliegende Gewerbetreibende sein können.

 

Die Baustelle in Zusammenhang mit den umfangreichen Sanierungsarbeiten an und um den Theodor-Heuss-Ring ist allerdings nur eine von jährlich insgesamt ca. 5.500 Tiefbaustellen auf öffentlichem Grund. Von diesen sind nur rund 500 städtische Baumaßnahmen. Hinzu kommen Baumaßnahmen von Versorgungsunternehmen (z.B. Stadtwerke Kiel), Verkehrsunternehmen (z.B. Bahn), Telekommunikationsunternehmen, dem Land, dem Bund sowie private Baustellen. Die Anzahl der Baustellen hat in den letzten Jahren insgesamt stark zugenommen. Noch im Jahr 2017 wurden lediglich ca. 3.400 Verkehrsanordnungen zur Absicherung von Baustellen im öffentlichen Verkehrsraum von der Straßenverkehrsbehörde gefertigt.

 

Die Gründe für diesen Anstieg sind vielfältig: Langfristig für viele Baustellen sorgt der Abbau des über Jahrzehnte entstandenen gravierenden Sanierungsstaus, der namentlich das Straßennetz und Brückenbauwerke von Bund, Land, Bahn und Stadt sowie das Abwassernetz der Stadt betrifft. Ursächlich für diesen Sanierungsstau waren auf Seiten der Stadt in der Vergangenheit die andauernde strukturelle Unterfinanzierung des städtischen Haushalts, der eine kontinuierliche Erhaltung bestehender öffentlicher Infrastruktur verhindert hat. Die Folge ist ein aufgelaufener Sanierungsstau im dreistelligen Millionenbereich.

 

Damit Kiels Straßen und Wege, aber auch Kanäle und Brücken langfristig in einem gut nutzbaren und vor allem verkehrssicheren Zustand bleiben bzw. diesen wiedererlangen, sind viele umfangreiche Baumaßnahmen und namentlich Grundsanierungen unumgänglich. Die Stadt hat vor mehreren Jahren damit begonnen, den Sanierungsstau Stück für Stück abzuarbeiten, um einen weiteren Verfall des Bestandes und die damit zwangsläufig verbundene Erhöhung von Kosten- und Zeitaufwand für eine Ertüchtigung zu verhindern. Der Abbau des Sanierungsstaus wird allerdings über mehrere Jahrzehnte hinweg erfolgen müssen. Ein Aufschieben der Sanierungen ist keine Alternative: Andernfalls drohen abrupte und langwierige Sperrungen (z.B. Vollsperrung Salzbachtalbrücke in Wiesbaden oder Teilsperrung der Rader Hochbrücke im Jahr 2013) mit noch wesentlich größeren und längeren Belastungen für Verkehrsteilnehmer*innen und den Wirtschaftsstandort.

 

Sehr umfangreich sind auch die durch die Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen der Stadtwerke Kiel ausgelösten Baustellen. Diese betreffen die Erneuerung und den Ausbau des Fernwärme- und des Trinkwassernetzes. Stark an Bedeutung gewinnt zudem die Erneuerung und Verstärkung des Stromverteilnetzes, die wegen der stark steigenden Netzlasten (z.B. Ausbau E-Mobilität, Zunahme von Wärmepumpen) notwendig sind.

 

Ein weiterer Grund für den Anstieg der Baustellen ist der in den vergangenen Jahren rasant fortschreitende Ausbau des Glasfasernetzes auf dem Kieler Stadtgebiet. Dadurch wird auch ein erheblicher Anteil personeller Ressourcen der Straßenverkehrsbehörde gebunden, was wiederum Auswirkungen auf die städtischen Baumaßnahmen hat: Anträge des Tiefbauamts auf straßenbehördliche Anordnungen für eigene Maßnahmen können infolgedessen oft erst kurz vor Baubeginn genehmigt werden. Das erschwert eine frühzeitige und verbindliche Baustelleninformation, da die Information der Anlieger*innen und Öffentlichkeit erst erfolgen kann, wenn die Genehmigung durch die Straßenverkehrsbehörde vorliegt, da erst zu diesem Zeitpunkt davon ausgegangen werden kann, dass tatsächlich gebaut wird. Da der Glaserfaserausbau angesichts eines Ausbaustandes von mittlerweile über 80 Prozent zum Großteil geschafft ist, wird die Anzahl der Glasfaserbaustellen in den Folgejahren allmählich wieder abnehmen.

 

Auch der dringend notwendige Wohnungsbau (z.B. derzeit am Knooper Weg), der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur (z.B. der erfolgte Ausbau der Auf- und Abfahrten zur A 215, der Bau des ZOB-Parkhauses, der Ausbau der Velorouten), Baumaßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit (z.B. Umbau von gefährlichen Kreuzungen, Schaffung von Mittelinseln für Fußgänger*innen) und der gesetzlich vorgeschriebene barrierefreie Umbau von Bushaltestellen sind weitere Gründe für umfangreiche Baumaßnahmen im Verkehrsraum.

 

 

 

 

 

 

 

  1. Welche Probleme und aktuellen Herausforderungen gibt es?

 

Gerade große Baustellen führen zu Umwegen, Stau und weiteren Belastungen wie Belästigungen durch Lärm und Schmutz für Anwohner*innen oder zu Zeitverlusten und Umsatzeinbußen bei Gewerbetreibenden.

Neben der Anzahl der Baustellen spielt die Dauer und oftmals ungeplante Verzögerung von Baustellen eine zusätzliche, erschwerende Rolle. Ein wichtiger Faktor in diesem Zusammenhang ist, dass für die Planung von Baumaßnahmen häufig zwar punktuelle Daten zu vorhandenen Leitungen und beispielsweise den Bodenverhältnissen zur Verfügung stehen, aber durch die jahrhundertelange Nutzung des Siedlungsgebietes an der Förde der tatsächlich vorgefundene Zustand in der Umsetzungsphase der Maßnahme nicht immer im gesamten Baufeld mit den entnommenen Proben übereinstimmt oder der Erhaltungszustand von Leitungen schlechter als erwartet ist. Häufig werden auch alte, nicht im Planwerk verzeichnete Leitungen im Untergrund gefunden, die dann eine angepasste Planung und zusätzliche, unvorhersehbare Arbeiten erfordern.

 

Zahlreiche weitere Faktoren führen schließlich dazu, dass sich Baustellen zum Teil erheblich verzögern. Zu nennen sind schlechte Witterung, Lieferkettenprobleme, kurzfristig eintretende Insolvenzen bei den ausführenden Firmen, zunehmender Fachkräftemangel bei den Baufirmen, der Verwaltung oder den bauenden Dritten können zur Störung des eigentlich geplanten Bauablaufs und damit zu verlängerten Bauzeiten führen, so dass schließlich auch das Risiko sich überschneidender Maßnahmen in näherer räumlicher Umgebung mit entsprechend kumulierten Verkehrsbeeinträchtigungen steigt.

 

(Neue) Regelungen des Arbeitsschutzes (seit 2018) führen weiterhin dazu, dass Baumaßnahmen unter umfangreicheren Schutzmaßnahmen für die Arbeitenden auf der Baustelle durchgeführt werden, als das vorher üblich war. Das bedeutet regelmäßig größere Einschränkungen für den Straßenverkehr, da die neuen Arbeitsschutzregelungen bei kommunalen Straßen häufiger als früher zu Vollsperrungen der Fahrbahn für die Verkehrsteilnehmenden und Anlieger*innen führen.

 

Leider sind naheliegende organisatorische Beschleunigungsmaßnahmen im Vergleich z.B. zu Baumaßnahmen auf Autobahnen im städtischen Verkehrsnetz oft nicht zulässig. So scheitert die Ausschreibung von Arbeiten im Zweischichtbetrieb in Kiel regelmäßig an den innerstädtisch einzuhaltenden Lärmvorschriften, die Bauarbeiten nur in der Zeit zwischen 7 Uhr und 20.00 Uhr ermöglichen.

 

Schließlich ist auf einen weiteren wichtigen Aspekt hinzuweisen, der die Belastungswirkungen von Baustellen steigert und die Baustellenkoordination vor zusätzliche Herausforderungen stellt: Die Verkehrsdichte auf den Kieler Straßen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Abpufferungskapazitäten des im Hauptverkehrsnetz ohnehin stark belasteten Kieler Straßennetzes haben dadurch spürbar abgenommen, was bei Beeinträchtigungen des Verkehrsnetzes durch Baustellen zu mehr Stau und zusätzlichen Zeitverlusten führt. Die Gründe dafür sind vielfältig. So ist der Bestand an PKW in Kiel in den letzten zehn Jahren um rund ein Prozent jährlich angestiegen, zusätzlich haben aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung Kiels sowohl die gewerblichen als auch die Pendler*innenverkehre zugenommen. Steigerungen sind auch bei den von den Fährverbindungen und dem Kreuzfahrttourismus induzierten Verkehrsbelastungen zu verzeichnen. Zuletzt haben die zahlreichen Ausfälle und Verspätungen bei sämtlichen relevanten Zugverbindungen (Richtung Lübeck, Hamburg, Eckernförde, Rendsburg, Oppendorf) zu einem vermehrten Umstieg von Nutzer*innen des ÖPNV auf den PKW geführt.

  1. Wie werden Baustellen koordiniert?

 

Um den genannten Herausforderungen möglichst vorausschauend zu begegnen und möglichst alle Belange der Vielzahl beteiligter Akteur*innen zu berücksichtigen, finden seitens des Tiefbauamts in Zusammenarbeit mit den beteiligten Ämtern umfassende Planungs- und Koordinationsprozesse statt:

 

  • Insbesondere die Großbaustellen Dritter (Bahn, LBV-SH, etc.) werden grundsätzlich in den eigenen Planungen der Stadt berücksichtigt.

 

  • Regelmäßig finden Abstimmungs- und Koordinierungsrunden mit Beteiligung des Tiefbauamts (zuständig für Kanal- und Straßenbau, Ingenieurbau, Beleuchtung und Ampelsteuerung), der Stadtwerke Kiel (zuständig für Gas-, Wasser-, Strom- und Fernwärmeversorgung), der swbBeleuchtung GmbH (Betriebsführung der Straßenbeleuchtung) sowie den Betreibern der Telekommunikationsinfrastruktur statt. Diese Runden dienen dem Informationsaustausch zu laufenden und geplanten Maßnahmen. Dort werden Planungen, geplante Bauabläufe und Zeitpläne aller Beteiligten vorgestellt und erforderlichenfalls aufeinander abgestimmt sowie gegenseitig zuverlässige Informationen bereitgestellt. So können mögliche Konflikte i.d.R. frühzeitig erkannt und gelöst werden. Alle relevanten Informationen zu den Maßnahmen werden zudem in einer Datenbank gesammelt. Wesentliche Details neuer Bauvorhaben, Veränderungen der Planungsinhalte oder Zeitabläufe werden allen Beteiligten frühzeitig schriftlich mitgeteilt.

 

  • Bei der weiteren Ausarbeitung von Planungen erfolgt eine erneute Stellungnahme durch den Gesamtverteiler im Rahmen der "Beteiligung der Träger öffentlicher Belange". Hierunter fallen beispielsweise auch Kinder- und Jugendeinrichtungen, Schulen, die Feuerwehr oder die KVG.

 

  • Die zuverlässige Abstimmung und Zusammenarbeit verschiedener bauender Akteur*innen ermöglichen es, Projekte zeitlich abzustimmen und ggf. gemeinsam mit den Leitungsträgern der Telekommunikation und/oder den Stadtwerken umzusetzen. Da es auch bei laufenden Maßnahmen zu zeitlichen Verschiebungen und planerischen Veränderungen (z. B. durch materielle/personelle Engpässe oder schlechte Witterung) kommen kann, die Einfluss auf die Bauzeit, die Verkehrsführung oder allgemein auf andere Maßnahmen haben können, wird auch während der Arbeiten ein kontinuierlicher Austausch und Informationsfluss zwischen den Beteiligten aufrechterhalten. Dort, wo im Rückblick auf eigene Baustellen oder im Zusammenspiel gemeinsamer Baustellen Optimierungspotenziale bestehen, werden Abstimmungsprozessen angepasst (s. auch unten unter F.).

 

  • Auf Basis der Planungen des Tiefbauamtes zu den eigenen Maßnahmen und den dem Tiefbauamt bekannten größeren Maßnahmen Dritter und deren Einflüsse auf den öffentlichen Verkehr finden dann regelmäßig Abstimmungen zwischen Straßenverkehrsbehörde und Tiefbauamt statt. Nach Abschluss der Planungen und Abstimmungen für jegliche Maßnahmen, die Einfluss auf den öffentlichen Verkehr haben, ist eine verkehrsrechtliche Anordnung einzuholen. Dies ist eine Genehmigung, die von der Straßenverkehrsbehörde auf Antrag erteilt wird. Für Baustellen mit geringfügigen Einschränkungen ist eine Antragsfrist von mindestens zwei Wochen gesetzlich vorgeschrieben. Je nach Größe der Auswirkungen sind Anträge mindestens vier Wochen vorher zu stellen. Die Genehmigung basiert auf Planungen zu Arbeitsraum, Beschränkungen und Umleitungen der bauenden Akteur*innen. Die verkehrsrechtliche Anordnung regelt, wie die Arbeitsstelle abzusichern, zu kennzeichnen und zu beschildern ist, um den Verkehr zu beschränken, zu leiten oder umzuleiten.

 

  • Zu einzelnen Baumaßnahmen finden je nach Zielsetzung zudem gesonderte Austauschprozesse mit Beteiligten verschiedener Entscheidungsebenen statt. Dies umfasst unter anderem Abstimmungen zur Leitungserkundung, Präsentationen geplanter Teilprojekte und zeitliche Abfolgen der Gesamtrealisierung sowie auch Abstimmungen zur haushälterischen Steuerung der Gesamtzahl gemeinsamer Projekte. Auch gemeinsame Baustellenbesprechungen zwischen beauftragten Nachunternehmen, beteiligten Ingenieurbüros und Baubevollmächtigten der Leitungsträger und der Stadt finden regelmäßig statt.

 

  • Für besonders umfangreiche Großbaustellen (wie in diesem Jahr der Theodor-Heuss-Ring), mit weitreichenden Auswirkungen für alle Verkehrsteilnehmende und Anlieger*innen finden zudem (lange vor und während der Maßnahme) regelmäßig Abstimmungsrunden (neben der ohnehin stattfindenden wöchentlichen Baubesprechung) statt, in denen Planung und Umsetzung erörtert und bei Bedarf den Möglichkeiten entsprechend angepasst werden. Während der Umsetzung von Baumaßnahmen passt sich das Baustellengeschehen den sich möglicherweise wandelnden Randbedingungen (zur Verfügung stehendes Material und Personal, Genehmigungen, neue Erkenntnisse zu Leitungen und Bodenverhältnissen, Wetter, Lieferzeiten und Anfahrtswege, u.v.m.) an.

 

 

  1. Wie minimiert die Baustellenkoordinierung Beeinträchtigungen?

 

Natürlich sind Baumaßnahmen, insbesondere durch oben genannte Herausforderungen, immer mit Einschränkungen für Verkehrsteilnehmende und Anlieger*innen verbunden. Ziel all dieser umfangreichen Planungs- und Koordinierungsprozesse ist daher immer auch die Reduzierung dieser (negativen) Auswirkungen auf ein unvermeidbares Minimum, um die geplante Baumaßnahmen möglichst zügig umsetzen zu können.

 

Einige praktische Beispiele:

 

  • Das Tiefbauamt plant insbesondere Baustellen im Hauptverkehrsnetz so, dass gleichzeitige Beeinträchtigungen auf Ausweich- und Umleitungsstrecken vermieden werden. Regelmäßig wird durch die verkehrsrechtliche Genehmigung der Straßenverkehrsbehörde auch Dritten auferlegt, dass auf Ausweich- und Umleitungsstrecken keine planbaren Verkehrseinschränkungen durch Baustellen erfolgen dürfen.

 

  • Schon in der Planungsphase werden Bauabläufe so entworfen, dass beispielsweise während der Kieler Woche möglichst wenig Beeinträchtigungen durch Baumaßnahmen bestehen, damit das Kieler Verkehrsnetz dem starken Besucher*innenandrang gerecht werden kann.

 

  • Demgegenüber werden besonders intensive und beeinträchtigende Bauphasen oder Baumaßnahmen bewusst in die Ferien verlegt. In dieser Zeit ist das Verkehrsaufkommen geringer. Die Verkehrsspitzen des Berufsverkehrs zu Dienstbeginn und Feierabend fallen um bis zu 30 Prozent schwächer aus und das Verkehrsaufkommen verteilt sich gleichmäßiger über den Tag.

 

  • Nach Möglichkeit werden zudem kleinere Maßnahmen mit Auswirkungen für anliegendes Gewerbe auf Zeiträume außerhalb der Geschäftszeiten gelegt, in denen der Lieferverkehr und potenzielle Kund*innenströme wenig bis gar nicht beeinträchtigt werden.

 

  • Daneben werden häufig individuelle Lösungen zur Minimierung der Beeinträchtigungen gefunden. Wo es sinnvoll und möglich ist, werden Ampelschaltungen angepasst, um den Verkehrsfluss während der Arbeiten zu optimieren (aktuell im Grasweg). Auch die Schaffung zusätzlicher Abbiegespuren (wie in Friedrichsort) und der zeitweilige Rückbau von Fahrbahnverengungen (ebenfalls aktuell im Grasweg) tragen zu einem störungsfreieren Ablauf des Straßenverkehrs trotz Baumaßnahme bei. Wo dies in der Vergangenheit möglich war, wurden alternative Mobilitätsangebote während der Bauphase verstärkt (z.B. Zugverbindung Preetz-Kiel während Baumaßnahmen am Theodor-Heuss-Ring).

 

  • Auch die Bereitstellung von alternativen Flächen während der Bauzeit (z.B. Nutzung des Flughafengeländes für Autohändler*innen in Friedrichsort), tragen dazu bei, die regulären Geschäftsabläufe der Unternehmen auch während langwieriger Baustellen aufrecht zu erhalten.

 

 

  1. Wie wird über Baustellen informiert?

 

In Zusammenhang mit städtischen Baumaßnahmen wird nicht nur die Umsetzung durch das Tiefbaumt detailliert geplant und abgestimmt, auch die Information und Kommunikation in Zusammenhang mit diesen Baustellen wird geplant und abhängig von Größe, Dauer und Komplexität des jeweiligen Bauvorhabens angepasst. Dafür wird ein umfangreiches Instrumentarium an Kommunikationsformaten genutzt:

 

  • Alle im Hauptverkehrsnetz geplanten Baumaßnahmen werden zu Beginn des Jahres konzentriert in verschiedenen Runden und Formaten der Selbstverwaltung, der Feuerwehr, der Polizei, der KVG, der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

  • Das Tiefbauamt, das Pressereferat und das Referat für Wirtschaft koordinieren darüber hinaus regelmäßig ihre Kommunikation zu Baustellen. Umfangreiche Baumaßnahmen, insbesondere solche, bei denen anliegendes Gewerbe unmittelbar betroffen ist, werden durch das Tiefbauamt längere Zeit vor dem geplanten Baustart in einem Informationstermin vorgestellt und erläutert. Wesentliche Aspekte des Projekts, wie der Baustart, die Dauer und eventuelle Einschränkungen, werden zu diesem Zeitpunkt grob kommuniziert. Denn eine frühzeitige Information ermöglicht es den Betrieben, im Vorfeld Maßnahmen zur Sicherung der Geschäftsabläufe zu planen.

 

  • Des Weiteren werden die geplanten Baumaßnahmen, die einen Beschluss der Selbstverwaltung erfordern (z.B. Um- und Ausbau Flensburger Straße) oder von besonderem Interesse für die Öffentlichkeit sind und beispielsweise auf einen gefassten Grundsatzbeschluss (z.B. Bau von Mobilitätsstationen) zurückzuführen sind, in den betroffenen Ortsbeiräten durch Mitarbeiter*innen des Tiefbauamts vorgestellt.

 

  • Sobald die verkehrsrechtliche Anordnung für das jeweilige städtische Bauvorhaben vorliegt, werden direkte Anlieger*innen und unmittelbar Betroffene mit einem Informationsschreiben über den konkreten Baustart, die Dauer und die Einschränkungen informiert. Gleichzeitig erlaubt die verkehrsrechtliche Anordnung das Errichten der Baustellenbeschilderung, die zusätzlich ein Bauvorhaben im öffentlichen Raum ankündigt. Beides kann erst mit Vorliegen der verkehrsrechtlichen Anordnung geschehen, da erst dann die Informationen zuverlässig sind. Zusätzlich zur Baustellenbeschilderung können bei größeren Baustellen die vier neu errichteten Verkehrsinformationstafeln rund um den Theodor-Heuss-Ring genutzt werden, um im öffentlichen Raum auf bevorstehende bzw. aktuelle Baumaßnahmen hinzuweisen.

 

  • Informationen zu den städtischen, mehrtägigen Tiefbaumaßnahmen (aber auch Maßnahmen der Leitungsträger und anderer Dritter mit gravierenden Beeinträchtigungen für den Verkehr) sind auf www.kiel.de/baustellen www.kiel.de/baustellen sowie in den Social-Media-Kanälen der Landeshauptstadt Kiel verfügbar. Zusätzlich werden Baumaßnahmen von Pressemitteilungen begleitet, wenn diese für eine größere Öffentlichkeit interessant sind. Viele größere städtische Maßnahmen oder gemeinsame Maßnahmen der Stadt mit den Stadtwerken und/oder den Telekommunikationsunternehmen werden zusätzlich bei Bedarf tagesaktuell im Internet und in den Social-Media-Kanälen aktiv begleitet.

 

  • Für die städtischen Baumaßnahmen konnte im vergangenen Jahr erstmalig die Stabstelle für Baustellenkommunikation und Wirtschaftskontakte im Tiefbauamt besetzt werden. Gewerbetreibende, die von Einschränkungen durch Baumaßnahmen betroffen sind, haben seither eine zentrale Ansprechperson für ihre Fragen, Anliegen und Probleme in Zusammenhang mit der sie betreffenden Baumaßnahme und werden gesondert und möglichst frühzeitig über Bauvorhaben informiert. Auch die Zusammenarbeit mit der IHK hinsichtlich der Baustellenkommunikation konnte weiterentwickelt werden, sodass bestehende Informationskanäle effektiver genutzt werden können.

 

 

  1. Wie werden Baustellenkoordination und -kommunikation verbessert?

 

Um die Koordination von und Kommunikation über Baustellen zu verbessern sind folgende Maßnahmen vorgesehen bzw. bereits umgesetzt worden: 

 

  1. Sachliche und personelle Entlastung der Straßenverkehrsbehörde

Die angespannte personelle Situation in der Straßenverkehrsbehörde durch unbesetzte Planstellen oder längere Abwesenheiten und die besondere zusätzliche Belastung mit den Glasfaserausbau betreffenden Genehmigungen hat insbesondere in den vergangenen zwei Jahren dazu geführt, dass Bauvorhaben teilweise erst sehr kurzfristig angeordnet werden konnten. Dadurch wurden sowohl Koordination als auch Kommunikation der Baustellen erschwert. Die teilweise erfolgte und auch perspektivisch vorgesehene Wiederbesetzung von vakanten Stellen in der Sachbearbeitung sowie die vor kurzem erfolgte Besetzung der Abteilungsleitung wird perspektivisch zu deutlichen Verbesserungen führen. Zudem ist der Höhepunkt des Glasfaserausbaus überschritten, die damit verbundene Bindung von Kapazitäten wird sich verringern. Durch Digitalisierungsmaßnahmen konnten weitere zeitliche Freiräume geschaffen werden. Es ist vorgesehen, die weitere Digitalisierung von Genehmigungsverfahren mit Priorität zu forcieren, um weitere Entlastungen zu bewirken.

 

  1. Bessere Abstimmung von räumlich und zeitlich „benachbarten“ Baustellen

Zukünftig werden die verkehrlichen Auswirkungen bei Maßnahmen noch stärker in den Fokus genommen, die aufgrund ihrer räumlichen und zeitlichen Nähe zueinander zu zusätzlichen Einschränkungen führen können, wenn sich die Fertigstellung einer Baustelle verzögert. Ziel ist, solche Maßnahmen zeitlich noch besser aufeinander abzustimmen, um die zeitliche Überschneidung von Baustellen verlässlicher zu vermeiden. Insbesondere bei gemeinsamen Maßnahmen, in denen unterschiedliche Vorhabenträger*innen tätig werden, soll noch früher als bisher Rücksicht auf die Abläufe des jeweils anderen genommen werden. Auch Pufferzeiten für unerwartete Leitungsmaßnahmen Dritter sollen zukünftig umfangreicher eingeplant werden.

 

  1. Zusätzliche personelle Verstärkung der Baustellenkommunikation

Für städtische Baumaßnahmen wird derzeit ein Großteil der Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Informationsschreiben) durch die Bauleitung selbst betrieben. Die Aufrechterhaltung eines kontinuierlichen Informationsflusses bedeutet einen enormen zeitlichen Aufwand (zusätzlich zu den übrigen Aufgaben der Bauleitung). Zur Entlastung der Bauleitung und Intensivierung der Kommunikation wurde eine neue Stelle im Tiefbauamt geschaffen, die unverzüglich besetzt werden soll. Denkbar ist u.a. in diesem Zusammenhang auch, dass zukünftig die von einer Maßnahme betroffenen Anwohner*innen, zusätzlich zu der öffentlichen Ortsbeiratssitzungseinladung, direkt über den Termin informiert werden, an dem die Verkehrsführung und die Einschränkungen während der bevorstehenden Maßnahme im Ortsbeirat vorgestellt werden. Mit Hilfe der zusätzlichen personellen Kapazität soll zukünftig frühzeitiger und umfassender über den Baufortschritt und insbesondere über Bauverzögerungen informiert werden.

 

  1. Möglichkeiten der Digitalisierung werden stärker genutzt

Dem Vorbild anderer Städte folgend soll eine Baustellen-App für Kiel etabliert werden, um die bereits vorhandenen Informationen zu verkehrlichen Änderungen oder Einschränkungen proaktiv, niedrigschwellig und möglichst personalisiert den Verkehrsteilnehmer*innen zur Verfügung zu stellen. Angestrebt wird in diesem Kontext auch die Zusammenarbeit mit dem Projekt Smarte KielRegion, um perspektivisch eine regionale Lösung anbieten zu können. Weiterhin ist vorgesehen, dass das Land Schleswig-Holstein eine Schnittstelle zwischen der dortigen Baustelleninformationssoftware und derjenigen von anderen Straßenbaulastträgern schafft, um die Wege der Kommunikation zu verkürzen und eine Koordinierung zwischen den Maßnahmen des Landes und der Stadt zu vereinfachen. Schließlich sollen die jüngst von der Stadt errichteten digitalen Verkehrsinformationstafeln stärker für die Information über geplante und bestehende Baustellen genutzt werden. Angestrebt wird auch die Nutzung der digitalen Infoscreens der Firma DSM/Ströer für kurzfristige Verkehrsinformationen.

 

  1. Maßnahmen der Stadtwerke Kiel

Über die eigenen Baustellen der Stadtwerke Kiel und die gemeinsamen Baustellen mit der Stadt hat in den vergangenen Monaten ein intensiver Austausch zwischen der Stadt und den Stadtwerken stattgefunden. Folgende Maßnahmen der Stadtwerke Kiel werden die Koordination und Kommunikation von Baustellen nach innen und außen verbessern:

 

  • Das Baumanagement wird bei den Stadtwerken zum 1. Januar 2024 in einer neu geschaffenen Organisationseinheit zusammengeführt, um die Weiterentwicklung und Optimierung des Baumanagements fokussiert voranzutreiben. Im Zuge dessen werden die Abläufe, Verantwortlichkeiten und Befugnisse geschärft, um insbesondere die Zusammenarbeit mit den Bauüberwachungsdienstleistern weiterzuentwickeln.

 

  • Durch die Intensivierung des Claim-Managements und der Steuerung der Dienstleister soll die eigene Handlungsfähigkeit der Stadtwerke gegenüber den ausführenden Firmen bei Terminverzögerungen oder Qualitätsmängeln im Bauablauf erhöht werden.

 

  • Die Stadtwerke werden die Kommunikation rund um die eigenen Bautätigkeiten künftig proaktiver und umfangreicher gestalten. Zu diesem Zweck wurde eine interne Taskforce „Baustellenkommunikation“ gegründet, um die Öffentlichkeit über Baustellen, deren Hintergründe und Bauzeiten zukünftig noch transparenter zu informieren.

 

  • Ein Teil der Erneuerung der verschiedenen Leitungssysteme erfolgt im Zuge gemeinsamer Baustellen zusammen mit der Stadt. Hierbei soll auch weiterhin an bereits bewährten Vorgehensweisen zwischen den Stadtwerken und der Stadt, wie zum Beispiel die Meldung von Bauvorhaben oder gemeinsame Ausschreibungen, festgehalten und die Zusammenlegung von Baustellen insgesamt verstärkt werden.

 

  • Die Planung von gemeinsamen Baustellen insbesondere von Tiefbauamt und Stadtwerken soll künftig in noch engerer Abstimmung der beteiligten Akteure stattfinden. Zu diesem Zweck sind regelmäßige Projektgespräche und nach Möglichkeit die Beauftragung derselben Planungsbüros geplant. Des Weiteren ist es für die Erstellung von optimal abgestimmten Planungsergebnissen notwendig, die Verbindlichkeit von Abstimmungsergebnissen und miteinander vereinbarten Terminen weiter zu erhöhen. Für den Fall, dass es dennoch zu Herausforderungen und Klärungsbedarfen entlang der Planung und Bauausführung kommt, sind beidseitig klare Abstimmungs- und Eskalationswege festgelegt worden. Sowohl bei den Stadtwerken als auch bei der Stadt wurden zentrale Ansprechpartner für die Koordination der gemeinsamen Baustellen benannt.

 

  1. Zeitliche Entzerrung der Baustellenplanung

Im Rahmen des Möglichen und ohne strukturelle Verlangsamung des Sanierungstempos sollen einige städtische Baustellen zeitlich neu sortiert, d.h. erst zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt und dadurch die Gesamtbelastung der Verkehrsteilnehmenden durch Baustellen reduziert werden. Dies würde zunächst Baustellen betreffen, die bislang für das Jahr 2025 vorgesehen waren.

 

 

  1. Ausblick

 

Auch wenn mit Abschluss der mehrjährigen Sanierungsarbeiten im Bereich der Hauptfahrbahn des Theodor-Heuss-Rings im Jahr 2024 die Baustelle mit den stärksten Beeinträchtigungen ihren Abschluss findet, wird die Stadtverwaltung dem Thema Baustellenkoordination und -kommunikation auch in den Folgejahren hohe Aufmerksamkeit widmen.

Dazu gehört, die Wirksamkeit der zuvor beschriebenen Maßnahmen fortlaufend zu evaluieren, um Nachsteuerungsbedarfe zu erkennen. Die Maßnahmen sollen außer der Selbstverwaltung auch den einschlägigen Beiräten vorgestellt sowie mit Kieler Unternehmen, der IHK, der Handwerkerschaft und dem Unternehmensverband Kiel erörtert werden. Daraus können sich ggf. zusätzliche Maßnahmen ergeben.

 

 

 

Dr. Ulf Kämpfer

Oberbürgermeister

 

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