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ALLRIS - Drucksache

Antrag der Verwaltung - 0349/2018

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Beratungsfolge

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Antrag

Antrag:

 

  1. Das anliegende Konzept Neue Entwicklungsperspektiven für den Ortsbeiratsbezirk Gaarden (Gaarden 10)“ zur Kenntnis genommen.
  2. Die Verwaltung wird beauftragt, zu den jeweiligen Bausteinen Umsetzungsstrategien zu entwickeln und mit Zeit- und Kostenplänen zu hinterlegen. Die Selbstverwaltung ist zu beteiligen.
  3. Dem Ortsbeirat, den zu beteiligenden Ausschüssen und der Ratsversammlung wird jährlich ein Fortschrittsbericht vorgelegt.

 

 

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Sachverhalt/Begründung

Begründung:

 

Städte wandeln sich und erfinden sich neu. Migration, neue Mobilitäts- und Arbeitsformen, Digitalisierung, wirtschaftlicher Strukturwandel, knapper werdender Wohnraum und auseinanderdriftende Milieus stellen auch Kiel vor große Herausforderungen. Mit diesem Wandel sind häufig verstärkte innerstädtische Segregationstendenzen verbunden: Einige Stadtteile bewältigen diesen Wandel gut, andere haben es schwerer.

Gaarden ist ein besonderer Kieler Stadtteil: Einer der größten und bekanntesten, ein Stadtteil mit vielen Problemen und vielen Potenzialen. Einerseits zeichnet sich Gaarden nach wie vor durch negative Sozialdaten aus, andererseits hat Gaarden erhebliche Vorzüge: Innenstadt- und Fördehe und Kiez-Qualitäten, attraktiver Altbaubestand, moderner Wissenschafts- und Bildungsstandort, Heimat vieler kleiner und großer Unternehmen, lebendiges Einkaufszentrum und mit dem Sportpark eine kielweit einmalige Freizeiteinrichtung.

Gaarden ist dabei ein bunter, ein multikultureller Stadtteil, der in den letzten Jahren deutlich an Einwohnerinnen und Einwohner gewonnen hat, ohne dass nennenswerter zusätzlicher Wohnraum geschaffen wurde. Immer häufiger sind Vermietungsmodelle anzutreffen, die darauf ausgelegt sind, möglichst viele Menschen in kleinen Wohnungen unterzubringen, um maximale Rendite zu erzielen. Durch diese Vorgehensweise wird die Ausgrenzung und Isolation der Ärmsten gefördert und Nachbarschaften werden erheblich belastet.

Aktuell zeigt sich allerdings auch, dass insbesondere größere Wohnungsgesellschaften bereit sind, ihre Wohnungsbestände weiterzuentwickeln. Hier sollten in Zukunft private und öffentliche Investitionen Hand in Hand gehen, um sich gegenseitig zu verstärken.

Die Erhöhung der Einwohnerdichte hat auch zur Folge, dass die ohnehin starke Integrationsleistung des Stadtteils immer mehr beansprucht wird. Auch wird der Druck auf die Sozialsysteme und die Kindergärten sowie Schulen, die hier schon sehr gut ausgebaut sind, immer stärker. Lösungen können nur in der Weiterentwicklung der Unterstützungssysteme sowie dem Ausbau der Infrastrukturen liegen. Gesamtstädtische Planungen werden auch daran gemessen werden müssen, ob sie zum Beispiel die verkehrliche Situation in Gaarden verbessern und die Wirkung von Unterstützungsangeboten wie zum Beispiel dem „ro Soziale Stadt Gaarden“ erhöhen können. Außerdem muss dem zunehmenden Bedürfnis nach mehr Sicherheit und nachbarschaftlichem Zusammenhalt stärker Rechnung und dem Kampf gegen die Verwahrlosung und Vermüllung öffentlicher wie privater Flächen mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Aufgrund der niedrigen Kaufkraft im Stadtteil hat sich auch das Einzelhandelszentrum der spezifischen Nachfrage angepasst. Höherwertige Waren und Geschäfte sind immer mehr verschwunden. Das Gaardener Einkaufszentrum ist zwar nach wie vor eines der größten Kiels, jedoch zeigt sich, dass es noch viel Entwicklungspotenzial hat. Hierbei wird das Wirtschaftsbüro Gaarden seine wichtige Arbeit fortsetzen. Weitere Potenziale liegen in der Kultur- und Kreativszene sowie in den Freizeitinfrastrukturen (hier vor allem dem Sport- und Begegnungspark), die auch in Zukunft einer besonderen Förderung bedürfen.

Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte zeigen, wie wichtig es ist, die Bemühungen um diesen Stadtteil nicht abbrechen zu lassen, sondern im Gegenteil noch einmal mehr Anstrengungen zu unternehmen. Die Landeshauptstadt Kiel will mit dem folgenden Entwicklungskonzept Probleme aufgreifen und Potenziale aufzeigen. Dabei ist das Konzept Gaarden 10 und das Wirksamwerden all seiner Bestandteile etwa auf die nächsten 10 Jahre ausgelegt.

 

Entstehung des Konzeptes und weiterer Umgang mit Anregungen:

Das Konzept beruht grundsätzlich auf den Erfahrungen in der Stadtteilentwicklung der letzten Jahre. Zur Vorbereitung der Konzepterstellung wurden Rundgänge und Workshops mit allen Dezernaten der Landeshauptstadt Kiel durchgeführt.

Der hieraus resultierende Entwurf wurde am 21.02.2018 auf einer Sondersitzung dem Ortsbeirat Gaarden vorgestellt und diskutiert. An der Vorstellung nahmen nicht nur der Oberbürgermeister und alle Dezernent/innen teil, sondern auch ca. 100 Personen aus dem Stadtteil.

Zum 09.03.2018 wurden die Bürger/innen und Stakeholder eingeladen, sich vertiefend mit dem Konzeptentwurf zu befassen. In Arbeitsgruppen wurden vier Themenschwerpunkte diskutiert und dokumentiert (Anlage).

Es nahmen ca. 120 Personen teil. Schriftliche Vorschläge konnten an die Stadt gesandt werden.

Die Vorschläge und Diskussionsbeiträge sind in dem Konzept dokumentiert und werden in jährlichen Fortschrittsberichten bei den einzelnen Umsetzungsplänen zu den Bestandteilen des Konzeptes aufgegriffen, sofern diese als umsetzbar bewertet werden.

Der Prozess wurde nicht nur pressetechnisch begleitet, sondern auch über www.facebook.com/kielerostufer/ und www.kieler-ostufer.de sowie www.kiel.de publiziert; über das Stadtteilmanagement wurden darüber hinaus alle relevanten Email-Verteiler bedient, so dass eine maximale Verbreitung des Prozesses gesichert war.

 

 

 

Dr. Ulf Kämpfer

 

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Anlagen

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