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ALLRIS - Drucksache

Antrag der Verwaltung - 0806/2020

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Beratungsfolge

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Antrag

Antrag:

 

Der Umstellung der geplanten Heizwärmeversorgung für die neu zu bauende Feuer- und Rettungswache Nord von einem Gasbrennwertkessel in Kombination mit einer Luftwärmepumpe auf Geothermie (Erdwärme) wird zugestimmt.

 

Sofern die entstehenden Mehrkosten nicht in der Gesamtmaßnahme aufgefangen werden können, ist der zusätzliche Mittelbedarf im Haushalt abzubilden.

 

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Sachverhalt/Begründung

Begründung:

 

Mit der Drucksache 0901/2019 - „Climate Emergency, erste Beschlüsse zur Resolution“ wurde unter Ziffer 4.1 b) beschlossen, dass bei bereits geplanten oder im Bau befindlichen Neubau- und Sanierungsvorhaben zu prüfen ist, ob der Einsatz von regenerativen Energieerzeugungsanlagen nachträglich noch möglich ist.

 

Unter diesem Gesichtspunkt wurde auch die bereits bestehende Planung für den Neubau der Feuer- und Rettungswache Nord überprüft.

 

Das Konzept zu Beginn der Planung:

 

Die Planung der neuen Feuer- und Rettungswache in Kiel-Holtenau hat im Januar 2019 begonnen. Als wirtschaftlichstes Konzept sowohl in der Herstellung der Anlagen als auch im Betrieb wurde ein Gasbrennwertkessel zur Wärmeversorgung in Kombination mit einer Luft-Wärmepumpe sowie eine Photovoltaikanlage gewählt.

 

Das Gebäude wird in Gänze über Fußbodenheizung betrieben, damit die Heizkreise im Niedertemperaturbereich betrieben werden können.

 

Das gewählte System erfüllt damit die Mindestanforderungen des Kieler Energiestandards.

 

 

 

 

 

 

Überarbeitung des Konzepts unter Berücksichtigung des Climate-Emergency-Beschlusses

 

Im Nachgang des Beschlusses wurden die beteiligten externen Ingenieurbüros für die technische Gebäudeausrüstung sowie der Energieberater mit der Prüfung von regenerativen Energieträgern sowie der Erarbeitung alternativer Konzepte zur Energieversorgung beauftragt.

 

Dabei wurde der Schwerpunkt auf die Heizwärmeversorgung gelegt. Aufgrund der hygienischen Anforderungen an das Trinkwasserversorgungssystem und den damit einhergehenden kurzzeitig hohen Energiebedarfen wurde der Bereich der Trinkwarmwasserversorgung vorerst aus der Betrachtung ausgeklammert.

 

Es wurden folgende Alternativen zum Gasbrennwertkessel untersucht:

 

- Blockheizkraftwerk

 

Ein Blockheizkraftwerk scheidet als Alternative aus, da die ebenfalls notwendige Nutzung von Erdgas als Energieträger die Vorgabe der Nutzung von erneuerbaren Energien nicht erfüllt.

 

- Holzpelletkessel

 

Eine Beheizung mit Feststoff (Holzpellets) wurde aufgrund der zwingend erforderlichen Versorgungssicherheit der 24/7 betriebenen Wache ausgeschlossen. Der Brennstoff kann nur bzw. muss in endlicher Menge vor Ort gelagert werden. Zudem ist der Wartungs- und Betreiberaufwand der Anlage deutlich erhöht.

 

- Eisspeicher, Erdkollektoren

 

Für einen Eisspeicher bzw. die Erdkollektoren wurde auf dem auch unterirdisch dicht bebauten Grundstück kein ausreichender Platz gefunden, der den gesetzlichen Anforderungen entsprochen hätte. Zudem wäre die Wache für die effiziente Nutzung eines Eisspeichers auch zu klein gewesen.

 

- Luft-Wärmepumpen

 

Das Prinzip der Wärmepumpe wurde allgemein anfangs zwar favorisiert, weist gegenüber der Geothermie (Erdwärme) aber eine schlechtere Heizsystemeffizienz auf, da der Bedarf an zugeführter Energie (Strom zum Betrieb der Pumpe) im Verhältnis zur umgewandelten Wärmeenergie deutlich höher ist.

 

- Geothermie (Erdwärme)

 

Aufgrund der besseren Heizsystemeffizienz wurde die Geothermie näher untersucht. Um die Planung zu festigen, ist es bei Geothermie unumgänglich, einen Geo-Response-Test durchzuführen, um festzustellen, welche Beschaffenheit und Temperaturen über die Länge der 100m langen Sonden im Boden vorliegen. Nur so kann eine belastbare Aussage zur späteren Effizienz getroffen werden. Der im Juni 2020 durchgeführte Test ergab, dass die erwarteten Werte in der Tiefe sogar noch etwas übertroffen wurden.

 

Das externe Ingenieurbüro hat ein Konzept zur wirtschaftlichen Nutzung der Geothermie zur Deckung des Heizwärmebedarfs der Wache erarbeitet. Das Konzept sieht ein Feld mit 35 Sonden vor und hat den positiven Nebeneffekt, dass ohne großen technischen Aufwand in den Sommermonaten ein Teil der Wärmeenergie aus dem Gebäude zurück ins Erdreich abtransportiert werden könnte, womit zeitgleich sowohl eine Gebäudekühlung als auch eine Rückgewinnung für den Bedarf im Winter möglich würde.

 

 

 

Die zusätzlichen Kosten für die Nutzung der Geothermie für die Feuer- und Rettungswache Nord werden aktuell auf ca. 500.000 Euro geschätzt. Eine genauere Voraussage wird erst möglich sein, wenn mit fortgeschrittener Planung der Anlage eine Kostenberechnung vorliegt. Parallel würden dann auch die Amortisationszeit der Anlage ermittelt und eventuelle Fördermöglichkeiten für den Einsatz der regenerativen Energieversorgung geprüft werden.

 

Nach Konkretisierung der Mehrkosten bleibt zu prüfen, ob diese ggf. durch günstigere Ausschreibungsergebnisse in anderen Gewerken aufgefangen werden können oder zusätzlich im Haushalt bereitzustellen wären.

 

Für die Errichtung der Anlage sind noch weitere Genehmigungen erforderlich. Um diese beantragen zu können, muss die Planung ebenfalls konkretisiert werden.

 

Damit die notwendige Planung für den Wechsel der Heizwärmeversorgung ohne weitere Verzögerung für das Gesamtprojekt in den Planungsprozess integriert werden kann, benötigt die Verwaltung aufgrund der möglichen Haushaltsauswirkungen kurzfristig die Zustimmung der Ratsversammlung.

 

 

 

 

 

Doris Grondke

Stadträtin

 

 

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