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ALLRIS - Drucksache

Antrag der Verwaltung - 0152/2021

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Beratungsfolge

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Antrag

Antrag:

 

Mit dem Haushaltsplan 2020 (Produkt 573111, Zuschüsse an städtische Unternehmen) wurden erstmals Mittel zur „Schaffung einer VZ-Stelle (EG 13) in der KiWi für die gezielte Ansprache von Investoren aus Skandinavien“ bereitgestellt. Aus dem Strategieprozess der Kieler Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungs GmbH sowie im Abgleich mit der Ansiedlungsstrategie des Landes hat sich eine etwas andere Zielrichtung ergeben. Dieser Ausrichtung vor allem auf nationale (Deutschland) und internationale (Schwerpunkt Dänemark) Akquisitionen wird zugestimmt. Die Mittel werden daher freigegeben.

 

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Sachverhalt/Begründung

Begründung:

 

Strategischer Hintergrund der KiWi:

Im Rahmen der strategischen Anpassung der KiWi ist die Ansiedlung und Betreuung von Unternehmen und Investoren vom Aufsichtsrat als Kernaufgabe der Wirtschaftsförderung beschlossen worden.

Erstmalig wird mit Unterstützung eines internationalen Beratungsbüros (www.ocoglobal.com) eine Ansiedlungsstrategie des Landes (WiMi) erstellt. Das Abschlussgutachten liegt noch nicht vor. Erste Ergebnisse lassen sich aber bereits daraus formulieren, um eine Diskussionsgrundlage für eine zielorientierte Stärkung der Unternehmensansiedlung auch für Kiel und die Region zu bekommen.

Ergänzend dazu wird die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Rendsburg-Eckernförde (WfG) gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsagentur Kreis Plön (WFA) und der KiWi einen Antrag bei der Kiel Region GmbH zur Finanzierung einer auf die Kiel Region zugeschnittenen Ansiedlungsstrategie stellen, in der die Standortvorteile herausgearbeitet und Zielregionen und Branchen definiert werden.

Zudem soll die im Jahr 2021 zu entwickelnde Wirtschaftsflächenstrategie der LHK eine strategische Weiterentwicklung und Ausrichtung der Gewerbestandorte liefern. Eine inhaltliche Positionierung Kiels im Wettbewerb um Ansiedlungen sowie eine gezielte Unternehmensansprache können hier ansetzen.

Dabei sind die Schnittstellen zur Wirtschaftsförderung des Landes (WTSH) und zur Kiel Region GmbH zu definieren, um Doppelstrukturen zu vermeiden und eine effiziente Aufgabenkooperation über alle Phasen einer Ansiedlungsbetreuung zu vereinbaren.

 

Zwischenergebnisse der Ansiedlungsstrategie des Landes:

Im Rahmen der Ansiedlungsstrategie für SH sind die Standortfaktoren auf der Angebotsseite, die internationale und nationale Nachfragepotenziale beschrieben und ein Benchmark vergleichbarer Standorte in Europa vorgenommen worden. Dabei lassen sich bereits folgende Erkenntnisse gewinnen:

Aus Angebotssicht ist in SH eine starke durchschnittliche Ausprägung der Standortfaktoren im Bereich Maritim und Tourismus gegeben. Folgende 10 Alleinstellungsmerkmale (USPs) bzw. branchenunabhängige Standortfaktoren sprechen für den Wirtschaftsstandort SH:

  • Lage im Norden Deutschlands, angrenzend an der Metropole Hamburg und in unmittelbarer Nähe zu Dänemark
  • Verkehrsdrehscheibe mit Nord-Süd-Verkehrsachse nach Skandinavien (A7) sowie dem internationalen Flughafen Hamburg; zukünftige feste Fehmarnbeltquerung
  •         Nähe zum Ballungsraum Hamburg: Absatzmarkt, Ein- / Auspendlerpotenzial,
  •         direkter Zugang zu Nord- und Ostsee und Verbindung durch Nord-Ostseekanal
  • relative Kostenvorteile: viertniedrigster Gewerbesteuerhebesatz in Deutschland, günstige Lohnkosten im Verarbeitenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich
  • 99 % der ca. 123.000 Betriebe in SH sind KMUs mit < 250 Beschäftigten
  • neun staatliche und drei private Hochschulen zur Ausbildung von qualifizierten Fachkräften 
  • Forschungs- und Entwicklungsexpertise u.a. durch Fraunhofer ISIT/EMB, GEOMAR, Helmholtz-Zentrum Geesthacht, UKSH
  • Wirtschaftsförderprogramm des Landes (LPW) zur Verbesserung der allgemeinen wirtschaftsrelevanten Infrastruktur (EFRE, ITI-Westküste) und zur Ansiedlung und Stärkung gewerblicher Unternehmen (GRW Förderprogramm)
  • Exzellente Lebensqualität: Schleswig-Holstein „glücklichste“ Region in Deutschland

 

Die größte Nachfrage nach Wirtschaftsflächen kommt seit Jahren vor allem von den jungen und etablierten Bestandunternehmen in Kiel und aus der Region. Das zeigen die bundesweiten Vermarktungs- und Vernetzungsmaßnahmen sowie die regionalen Akquisitionsmaßnahmen der KiWi.

 

Deutschland ist der wichtigste Quellmarkt für überregionale Ansiedlungen von Unternehmen in SH. Daher sollte hier der Akquisitionsschwerpunkt liegen. Insbesondere in den Branchen Gesundheits- und Ernährungswirtschaft trifft ein ausgeprägtes Angebot in SH auf eine starke Nachfrage für hochwertige Neuansiedlungen. Insgesamt priorisiert der Gutachter fünf Fokusbranchen für SH: (1) Digital (2) Gesundheit (3) Maschinenbau (4) Energie (5) Ernährung. Aus Kieler Sicht sind in der Rubrik Maschinenbau vor allem die Maritime Wirtschaft, Bahntechnik und Elektronik zu betrachten.

Branchenübergreifende Ansiedlungspotenziale für SH durch dominierende Megatrends: (1) Digitalisierung, (2) Nachhaltigkeit und (3) innovative Technologien/Industrie 4.0. Diese Trends sind im Zuge der strategischen Anpassung als zentrale Zukunftsthemen der KiWi definiert worden.

Die Quellmärkte USA, Schweiz und China verzeichneten die höchste Anzahl an Ansiedlungen in den priorisierten Branchen. Daher sind diese Länder prioritär zu betrachten, während UK, Skandinavien und das Baltikum in zweiter Priorität hinsichtlich Akquisitionsschwerpunkt bewertet wird.

Dänemark wird als priorisiertes Nischenpotenzial betrachtet. Vor allem in den Branchen Ernährungsindustrie, Erneuerbare Energien, IKT/Digital und Maritime Industrie werden Nachfragepotenziale gesehen. Hier spielt die geographische und wirtschaftspolitische Nähe als besonderes Differenzierungsmerkmal eine wesentliche Rolle, auch wenn das Nachfragepotenzial als gering und Nischenpotenzial zu bewerten wird.

 

Operative Handlungsempfehlungen:

Grundsätzlich bestätigt auch das Gutachten des Landes die eingeschränkte Verfügbarkeit von Industrie- und Gewerbeflächen für eine aktive Ansiedlungspolitik. Daher die Empfehlung zur Entwicklung und Vorhaltung einer ausreichenden Anzahl bedarfs- bzw. nachfragegerechter, qualitativ und regional differenzierter Industrie- und Gewerbeflächen. Hier setzt die Strategie der KiWi im Zusammenhang mit der aktiven Projektentwicklung für Wirtschaftsflächen in Kiel an. Zudem liefert das regionale Gewerbeflächenentwicklungskonzept der KielRegion, das neue digitale Gewerbeflächenmonitoring und die zukünftige Wirtschaftsflächenstrategie gute Grundlagen für eine verstärkte Ansiedlungsakquise.

 

Die Akquisition von potenziellen Investoren und Unternehmen ist als ganzheitlicher integrierter Lebenszyklus mit verschiedenen, ineinandergreifenden Phasen zu betrachten. Der Ansatz hat sich für die Anwerbung insbesondere von innovativen und hochwertschöpfenden Ansiedlungen bewährt und basiert auf quantitativen und qualitativen Grundsätzen der Standort- und Potenzialanalyse.

 

Es lassen sich folgende operative Empfehlungen formulieren:

  • proaktive Direktakquise von Unternehmen / Investoren in priorisierten Quellmärkten, da der Wettbewerb um Ansiedlungen hoch ist; KiWi: Deutschland und anteilig auf das Nischenpotenzial in Dänemark; WTSH: andere internationalen Quellmärkte (USA, Schweiz, China); effiziente Gestaltung des Prozesses durch präzise Abstimmung
  •         Fokus auf die Förderung von qualitativ hochwertigen Unternehmensansiedlungen
  • abgestimmtes Zusammenspiel von Flächenvermarktung, Technologietransfer und  Fachkräftevermittlung (Kiel.Works)
  • Ausbau und Intensivierung der kontinuierlichen Bestandspflege von Investoren / Unternehmen am Standort durch die kommunale Wirtschaftsförderung
  • ganzheitliche regionale Vermarktung als „Brands“ der KielRegion: Priorisierung auf attraktive Branchen: (1) Digital, (2) Maschinenbau (Maritime Wirtschaft, Bahntechnik und Elektronik) und (3) Regenerative Energie in der Kiel Region
  • langfristiges Engagement bei Bearbeitung von Fokusbranchen und -märkten
  • Entwicklung neuer Formate (u.a. Besuch Leitmessen, themenorientierte Webinare, Kooperationen komplementärer Regionen/Cluster, gezieltes Key-Account Management Makler, Investoren, Prior 1 Unternehmen)
  • stärkere Nutzung der Marke „KielRegion“ für Ansiedlungsthemen
  • Profilschärfung der KielRegion- und der KiWi-Internetpräsenz für die Zielgruppe der ansiedlungsinteressierten Investoren (Brancheninfos, Investitionschancen, Testimonials, Nutzenargumentation, Standort-USPs je Branche)
  • Überprüfung nationaler Leitmessen vor allem in Deutschland gemäß der identifizierten Fokusbranchen zur proaktiven Direktakquisition
  • systematische Lobbyarbeit bei übergeordneten Strukturen wie Germany Trade & Invest, The Trade Council Denmark
  • Anbahnung internationaler Kooperationen mit komplementären Regionen und Clusterstrukturen in Deutschland und Dänemark
  • regionale Zusammenarbeit mit den Maklern und enge Abstimmung mit der WTSH in der Ansiedlungsbetreuung in Deutschland und Dänemark; stärkere Berücksichtigung der landeseigenen Förder- und Finanzierungsangebote (IB.SH)
  • Monitoring und Bewertung der Ansiedlungsaktivitäten

 

 

 

Dr. Ulf Kämpfer

Oberbürgermeister

 

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