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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0215/2021

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Beratungsfolge

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Antrag

 

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Sachverhalt/Begründung

Das Theater Kiel mit seinen nf Sparten Oper, Ballett, Konzert, Schauspiel und Junges Theater ist das größte Theater Schleswig-Holsteins und pulsierendes Zentrum für die darstellenden Künste in der Landeshauptstadt mit rund 1.000 Veranstaltungen und 250.000 Zuschauer*innen pro Saison. Regelmäßig werden hier große künstlerische Erfolge gefeiert, die auch überregional Beachtung finden. Neben der Leistung der Darsteller*innen auf der Bühne sind diese Erfolge auch auf die modernen theatertechnischen Gegebenheiten, insbesondere im Opernhaus, zurückzuführen.

 

Um auch für die nächsten Jahrzehnte der Landeshauptstadt Kiel und ihren Gästen ein leistungsfähiges und modernes Fünf-Sparten-Theater zu sichern, ist jedoch für den Betrieb hinter den Kulissen eine zukunftsweisende Investition notwendig.

 

Die Selbstverwaltung wird hiermit über die Handlungsbedarfe und den aktuellen Stand zum Aufbau eines Werkzentrums sowie der Sanierung des Kubus im Opernhaus informiert.

 

Ausgangssituation - Platznot und Erfordernisse im Arbeitsschutz

 

Das Opernhaus Kiel weist neben einem Sanierungsstau einen erheblichen Platzmangel auf: In fast allen Abteilungen entsprechen die Raumzuschnitte für Werkstätten, Probenräume und Büros nicht oder nicht mehr den aktuellen Erfordernissen in Bezug auf Raumzuschnitt, notwendige Fläche, erforderliche Raumhöhe oder entsprechende Belichtung.

 

Aktuell sind die Theaterwerkstätten Schlosserei, Tischlerei, Malsaal und Theaterplastik sowie Polsterei und der Damenkostümfundus im aus den 70er Jahren stammenden schwarzen Anbau des Opernhauses (»Kubus«) untergebracht, der Herrenfundus befindet sich ebenso wie das Dekorations- und Kulissenlager sowie das Ausstattungsatelier an anderen Orten.

Der Kubus wurde unter Bedingungen konzipiert, die in den 70er Jahren galten. Diese Räume werden seit fast 50 Jahren intensiv täglich genutzt ohne den sich verändernden Anforderungen angepasst worden zu sein.

Neuere Verordnungen und Standards nnen derzeit in vielen Bereichen nicht erfüllt werden. Beispielsweise ist der Chorprobenraum nach aktuellen Arbeitsschutzregeln für 22 Personen zugelassen. Eine gemeinsame Probe für den aus 38 Personen bestehenden Chor ist damit nicht durchführbar.

Außerdem ist es aufgrund der niedrigen Raumhöhe momentan nicht möglich, ein fertiges Bühnenbild mit rund acht Metern Höhe vor der Einrichtung auf der Bühne bereits zu montieren wertvolle Probenzeit geht dadurch bei jeder Neuproduktion verloren.

 

Diese Veränderungserfordernisse wurden bereits in den 90er Jahren dokumentiert. Der Sanierungsstau hat in dieser Zeit zugenommen. Die Notwendigkeit einer umfassenden Sanierung des Opernhauses wurde bereits in den 1990er Jahren festgestellt und es sind entsprechende Vorarbeiten geleistet worden: Ein Architektur- und Ingenieursbüro erstellte im Jahr 1994 ein Sanierungsgutachten. Der kürzlich aufgetretene Wasserschaden durch eine ältere Sprinkleranlage unterstreicht den Sanierungsbedarf. 1996 wurde darauf aufbauend ein umfassendes Raumprogram erarbeitet, das einen Raummangel von 37% konstatierte. 1999 wurde eine Machbarkeitsstudie für eine konkrete Raumerweiterung erarbeitet.

 

Diese Gutachten dokumentieren den Mangel und zeigen als Lösungsweg auf, die Werkstattbereiche Schlosserei, Tischlerei sowie Malsaal an einen neuen zentralen Standort auszulagern und mit bisher externen Funduslager-Kapazitäten in einem Werkzentrum zusammenzufassen.

 

hrend die theatertechnischen Anlagen in den Jahren 2002-2004 (Ober- und Untermaschinerie), 2015 (Dimmeranlage), 2016 (Schnürbodensteuerung) sowie 2020 (Prospektlagersteuerung) erneuert und auf den Stand moderner Theatertechnik gebracht wurden, hat sich die zugrundeliegende Platznot in den letzten Jahren weiter verschärft und ist durch aktuelle Arbeitssicherheitsauflagen akuter geworden.

 

Prozess der Umsetzung - Suche nach Optionen

 

Um dem strukturellen Platzmangel im Opernhaus, vor allem im Werkstätten- und Probebühnenbereich zu begegnen, hat der Vorstand des Theaters schon lange den Plan zur Lösung entwickelt: Die dezentrale Werkstätten- und Lagersituation des Hauses effizienter zusammenzuführen und ein Werkzentrum zu planen.

 

Die dadurch freiwerdenden Flächen im Opernhaus sollen durch Neustrukturierung und Umbau für angepasste künstlerische Probenräume (z.B. Ballettsaal, Chorprobenraum) sowie dringend erforderliche Funktions-, Sozial- und Büroräume genutzt werden. Zudem sollte in dem Zuge auch der Kubus, da wo notwendig, saniert werden, damit sichere, gute und zukunftsfähige Arbeitsbedingungen geschaffen werden.

 

Die Theaterleitung hatte sich vor einiger Zeit auf die Suche nach einem Gelände gemacht, in dem die Werkstätten und die Fundus-Standorte zusammengeführt werden können. Es sollte die Möglichkeit bestehen, eine Halle für die Endmontage der Bühnenbilder zu errichten, und zeitgemäße und den aktuellen Vorschriften entsprechende Arbeitsplätze für rund 50 Mitarbeitende aus den verschiedenen Gewerken zu schaffen.

 

Herzstück dieses Werkzentrums soll eine zentrale Montagehalle und deren Zusammenlegung mit Werkstätten sein, in der alle Bühnenbilder komplett aufgebaut werden können und durch eine Effizienzsteigerung der Prozessabläufe bei Konstruktions-, Bau-, Transport ein Gewinn an wertvoller Bühnenzeit entsteht.

 

Es können dazu extern angemietete Räumlichkeiten aufgegeben werden, die in das Werkzentrum integriert werden könnten (Kulissenlager, Herrenfundus, Schneiderwerkstätten für das Schauspiel).

 

 

Als die Suche einer Interimsspielstätte anstand, wurde u.a. eine Option erwogen und mit geprüft, beide Vorhaben miteinander zu verknüpfen. Dies ließ sich jedoch aufgrund des hohen finanziellen Volumens nicht realisieren und als Perspektive für die Interimsspielstätte konnte die Wunderino-Arena gewonnen werden.

 

Zur Findung eines für die Errichtung des Werkzentrums geeigneten Grundstückes wurden in den letzten beiden Jahren zahlreiche Grundstücke und Hallen in und um Kiel durch die Stadtverwaltung und den Vorstand des Theaters besichtigt.

 

Schließlich wurde eine standortneutrale Raumplanung mit der Immobilienwirtschaft erstellt, um evtl. zukünftige Immobilien oder Projekte damit abgleichen zu können.

 

Werkzentrum - Eine Investition in die Zukunft

 

Nach intensiver und zeitaufwändiger Suche hat sich nun mit einem von der Immobilienwirtschaft der Landeshauptstadt Kiel und dem Theater Kiel begutachteten Betriebsgelände inkl. einer 1995 erbauten Produktionsstätte in Kiel-Wellsee ein attraktives Objekt auf dem Immobilienmarkt r die Umsetzung des Planes gefunden, das aktuell zum Verkauf steht. Die Nutzfläche des Gebäudes beträgt 5.000 qm (bestehendes Gebäude) mit einer Erweiterungsoption mit angepasster Deckenhöhe.

 

Das Gelände re sowohl aus wirtschaftlicher wie auch aus transportlogistischer Sicht sehr gut geeignet, da es die oben beschriebenen Anforderungen erfüllt. Es finden daher nach einer funktionalen Prüfung zum notwendigen Raumprogramm nun auch Prüfungen zur Statik, zu Brandschutz und Gebäudetechnik statt.

 

 

Empfehlung des Verwaltungsrates der Theater Kiel AöR

 

Der Verwaltungsrat des Theaters empfiehlt der Landeshauptstadt Kiel im Februar einstimmig den Erwerb der Immobilie in Kiel-Wellsee.

Der Verwaltungsrat empfiehlt weiterhin auf Basis des bestehenden Gebäudes, durch Um- und Anbau ein Werkzentrum für das Theater Kiel zu errichten und nach dem Auszug der Werkstätten aus dem Opernhaus die Räume zu sanieren und neu zu strukturieren.

 

Weiteres Vorgehen

 

Das geschätzte Gesamtinvestitionsvolumen sowohl für den Kauf des Grundstückes mit Halle sowie deren An- und Umbau als auch die Umbauten im Opernhaus werden derzeit aufbereitet, um zu einer ersten Kostenschätzung zu gelangen. Insgesamt scheint der Kaufr das Vorhaben eine sehr attraktive Gelegenheit.

 

Aktuell werden daher verschiedene rderprogramme und -möglichkeiten des Bundes und der EU durch die Verwaltung mit dem Theater Kiel geprüft. Da dieses Projekt über die Landeshauptstadt hinaus eine große Bedeutung für die kulturelle Infrastruktur des Landes hat, werden auch Gespräche mit der Landesregierung aufgenommen.

 

Sobald ein belastbarer Finanzierungsplan entwickelt wurde, wird ein Antrag der Verwaltung in die entsprechenden Gremien der Selbstverwaltung eingebracht, um eine Beschlussfassung zu ermöglichen.

 

 

 

 

Renate Treutel

rgermeisterin

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