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Geschäftliche Mitteilung - 0916/2021
Grunddaten
- Betreff:
-
Errichtung und Betrieb öffentlicher Fahrradabstellanlagen (Drs. 0024/2021), hier: Antworten der Verwaltung
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksachenart:
- Geschäftliche Mitteilung
- Federführend:
- Tiefbauamt
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Bauausschuss
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Kenntnisnahme
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Nov 4, 2021
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Erledigt
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Ratsversammlung
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Kenntnisnahme
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Nov 18, 2021
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Sachverhalt/Begründung
Im Bauausschuss am 06.05.2021 wurde folgender einstimmiger Beschluss gefasst:
Der Beschluss des Antrags „Mehr Fahrradabstellflächen im Straßenraum schaffen“ (Drs. 0694/2008) vom 20.11.2008 wird den aktuellen Anforderungen nicht mehr vollumfänglich gerecht und bedarf einer ergänzenden Aktualisierung.
Die Verwaltung wird daher damit beauftragt, bis zur Ratsversammlung im August 2021 darzustellen, wo, in welchem Umfang und auf welche Art und Weise im Kieler Stadtgebiet öffentliche Fahrradabstellanlagen errichtet werden können, die den Bürger*innen die Möglichkeit bieten, ihre Fahrräder und Pedelecs diebstahlgesichert sowie witterungsgeschützt abzustellen. Im Rahmen dessen sollen u. a. auch die folgenden Aspekte eruiert und erörtert werden:
- Wie hoch ist aktuell der Bedarf für solche Fahrradabstellanlagen und wie wird sich der Bedarf im Zuge der (politisch gewollten) Zunahme des Radverkehrs voraussichtlich entwickeln?
- In welchen Quartieren und in welchem Umfang kann der aktuelle Bedarf bereits durch bestehende Anlagen gedeckt werden?
- In welchen Stadtteilen und Quartieren ist der Bedarf besonders groß?
- Inwieweit sind die bestehenden und geplanten Fahrradabstellanlagen dazu geeignet, Lastenfahrräder sowie Fahrradanhänger aufzunehmen?
- Kann der aktuell in Planung befindliche Zuwachs an Fahrradabstellanlagen mit dem (ggf. auch wachsenden) Bedarf mithalten?
- Wo im Stadtgebiet können Fahrradabstellanlagen entstehen?
- In welchem Tempo kann dies geschehen?
- Welcher Finanzbedarf ergibt sich daraus und kann dieser aus den für den Fahrradverkehr eingeplanten Mitteln gedeckt werden?
- Wie und durch wen können die Errichtung, Unterhaltung, Wartung und Pflege, die Verkehrssicherung sowie die Vermarktung und Vermietung der Fahrradabstellanlagen vorgenommen werden?
Aufgrund vielfältiger anderweitiger Anfragen sowie des erforderlichen Rechercheaufwands kommt die Verwaltung erst jetzt dazu, die erbetenen Antworten zu geben.
Antworten der Verwaltung:
Wie hoch ist aktuell der Bedarf für solche Fahrradabstellanlagen und wie wird sich der Bedarf im Zuge der (politisch gewollten) Zunahme des Radverkehrs voraussichtlich entwickeln?
Der Bedarf ist analog zu steigenden Radverkehrsanteilen und weiter steigenden Verkaufszahlen von Pedelecs und Lastenrädern zu erwarten. Witterungsschutz und Diebstahlsicherheit spielen in Abhängigkeit zur Wertigkeit der Räder eine entsprechend wichtigere Rolle.
In welchen Quartieren und in welchem Umfang kann der aktuelle Bedarf bereits durch bestehende Anlagen gedeckt werden?
Auf dem Blücherplatz werden 26 abschließbare Fahrradboxen zur Vermietung angeboten. Als Vermieterin tritt die Brücke SH als Betreiberin der Radstation im Umsteiger auf. Der Bedarf kann hier derzeit nicht gedeckt werden. Es gibt eine Warteliste mit ca. 50 Bewerber*innen. Anwohner*innen vom Blücherplatz fordern regelmäßig ein größeres Angebot. Hier gilt es zu überlegen, ob und wie ein zusätzliches Angebot geschaffen werden kann. Möglicherweise können weitere mobile Boxen eine Lösung darstellen.
An den bereits vorhandenen Mobilitätsstationen gibt es eine unterschiedliche Anzahl von Abstellplätzen:
- Haltepunkt Oppendorf: 8 Plätze (eingehaust, miet-/abschließbar), 19 Plätze (überdacht, frei zugänglich).
- Tilsiter Platz: 28 Plätze (eingehaust, miet-/abschließbar), davon 4 Plätze für Lastenräder.
- Rungholtplatz: 12 Plätze (eingehaust, miet-/abschließbar), davon 2 Plätze für Lastenräder, 18 Plätze im überdachten Doppelstockparker (diese Art der Anlage wird außerhalb der Radstation erstmals in Kiel angeboten).
Aktuell im Bau befinden sich die Mobilitätstationen:
- Anleger Reventlou: 64 Plätze (eingehaust, miet-/abschließbar), davon 4 Plätze für Lastenräder, 72 Plätze (überdachte Doppelstockparker, frei zugänglich).
- Anleger Dietrichdorf: 32 Plätze (eingehaust, miet-/abschließbar), 16 Plätze (überdacht, frei zugänglich).
Die Fahrradabstellanlagen an den Mobilitätsstationen werden im Auftrag des Eigenbetriebs Parken von der Brücke SH, der Betreiberin der Radstation im Umsteiger, betreut, gepflegt bzw. unterhalten.
Die Abstellplätze an den Mobilitätsstationen werden primär vor dem Hintergrund der Verknüpfung der unterschiedlichen Verkehrsarten bzw. insbesondere an den Standorten mit Zug- bzw. Busanschluss für Pendler*innen angeboten. Es ist jedoch schon jetzt erkennbar, dass standortabhängig auch Anwohner*innen aus dem Umfeld der Stationen Abstellplätze (für Pedelecs bzw. Lastenräder) mieten.
In welchen Stadtteilen und Quartieren ist der Bedarf besonders groß?
In den Stadtteilen mit hohem und vergleichsweise überdurchschnittlichem Radverkehrsaufkommen (z. B. Westufer zwischen Innenstadt und der Wik) wird der aktuelle Bedarf als besonders groß eingeschätzt.
Inwieweit sind die bestehenden und geplanten Fahrradabstellanlagen dazu geeignet, Lastenfahrräder sowie Fahrradanhänger aufzunehmen?
Die überdachten und abschließbaren Abstellanlagen an den Mobilitätsstationen sind je nach Standort dafür geeignet, Lastenräder aufzunehmen. Die bestehenden Anlagen sind nicht bzw. nur sehr eingeschränkt für Fahrradanhänger, Handbikes etc. geeignet. Am Haltepunkt Oppendorf werden diesbezüglich erste Angebote in der überdachten, frei zugänglichen Anlage gemacht. Die Zukunft wird zeigen, ob diese Angebote die Nachfrage decken können.
Die bestehenden nicht überdachten Abstellanlagen sind dann dazu geeignet, Lastenräder aufzunehmen, wenn die Fahrradbügel weit genug auseinander stehen und der Parkdruck nicht so hoch ist, dass freie Plätze verfügbar sind.
Der Ortsbeirat Schreventeich/Hasseldieksdamm hatte um die Schaffung von Lastenradplätzen vor einem Lebensmittelmarkt in der Weißenburgstraße gebeten. Durch den Einbau zusätzlicher Fahrradbügel in ausreichend großem Abstand und der Markierung von Lastenradsymbolen auf dem Boden konnte dieser Bitte nachgekommen werden. In der Praxis ist es allerdings so, dass die Plätze von normalen Rädern belegt sind. Diese Erfahrungen werden in vielen Städten gemacht. Insofern stellt sich die Frage, wie können angebotene Lastenradplätze vor Fehlnutzungen durch normale Räder geschützt werden.
Aus Berlin ist bekannt, dass dort gesonderte Abstellplätze für Lastenräder mit einer neuen Flächenaufteilung der Abstellfläche und einem unverwechselbaren Bügel gebaut werden. Es wird interessant sein, dort die Entwicklung zu beobachten.
Kann der aktuell in Planung befindliche Zuwachs an Fahrradabstellanlagen mit dem (ggf. auch wachsenden) Bedarf mithalten?
Es wird ein interaktiver Prozess sein müssen, bis sich Angebot und Nachfrage in einem ausgewogenen Zustand befinden. Derzeit sind noch Plätze in den vorhandenen Anlagen verfügbar. Um den weiter wachsenden Bedarf an Abstellanlagen in den nachfragestärksten Kieler Stadtteilen zu decken, wurde beim Land SH ein Förderantrag für Doppelstockparker und mobile Fahrrad- und Lastenradboxen gestellt.
Diese dienen einerseits dazu, den Flächenverbrauch durch Fahrradabstellanlagen zu reduzieren, aber auch diebstahlsichere mobile Fahrrad- und Lastenradboxen in Wohnquartieren ergänzend zu den erwähnten Abstellanlagen Mobilitätsstationen anbieten zu können.
Wo im Stadtgebiet können Fahrradabstellanlagen entstehen?
Überdachte und abschließbare Abstellanlagen sollten dort entstehen, wo eine Nachfrage zu erwarten ist bzw. ein Bedarf besteht. Die Ortsbeiräte und die Gremien der Selbstverwaltung haben die Möglichkeit, entsprechende Prüfaufträge zu formulieren. Standortabhängig werden im öffentlichen Straßenraum möglicherweise nicht immer geeignete Angebote gemacht werden können. Aus Sicht der Verwaltung sollten Radfahrende sich vor der Kaufentscheidung für ein Lastenrad bzw. Pedelec auch Gedanken zum Abstellen machen. Auch private Flächen können dafür in Frage kommen.
In welchem Tempo kann dies geschehen?
Überdachte und abschließbare Abstellanlagen erhöhen erwartbar den verwaltungsinternen Abstimmungsaufwand, z. B. auch bezüglich gestalterischer Aspekte oder der städtebaulichen Integration. Das Tempo der Realisierung wird davon abhängig sein.
Die erwähnten mobilen Fahrrad- und Lastenradboxen könnten ggf. dazu beitragen, dass ein Angebot zügiger eingerichtet werden kann als durch feste bauliche Anlagen. Erfahrungen sollen im Rahmen der Umsetzung der mobilen Anlagen gesammelt werden, die durch das Land SH gefördert werden. Ein entsprechender Förderantrag wurde bereits gestellt.
Welcher Finanzbedarf ergibt sich daraus und kann dieser aus den für den Fahrradverkehr eingeplanten Mitteln gedeckt werden?
Der Finanzbedarf kann derzeit nicht beziffert werden. Die Herstellungskosten sind je nach Standort, Baugrund und Ausstattung der Abstellanlage sehr unterschiedlich. Die Förderkulisse seitens des Bundes und des Landes bezüglich der Schaffung von attraktiven Abstellanlagen werden auch absehbar als eher günstig eingeschätzt. (z. B.: Die Stadt Osnabrück erhält eine 100 % Bundesförderung für zwei automatische Fahrradparkhäuser mit je 90 Abstellplätzen).
Wie und durch wen können die Errichtung, Unterhaltung, Wartung und Pflege, die Verkehrssicherung sowie die Vermarktung und Vermietung der Fahrradabstellanlagen vorgenommen werden?
Die Errichtung von Fahrradabstellanlagen im öffentlichen Straßenraum wird vom Tiefbauamt betrieben. Die Unterhaltung, Wartung, Pflege, Vermietung und Verkehrssicherung nimmt die Brücke SH im Auftrag des Eigenbetriebs Parken wahr. Die Vermarktung erfolgt durch die übliche Pressearbeit der Stadt, Einweihungsfeiern an den Mobilitätsstationen (z. B. Tilsiter Platz, Bahnhof Oppendorf, Rungholtplatz im Sommer 2021) oder Herstellung und Verteilung von Flyern.
An den Schulstandorten ist das Amt für Immobilienwirtschaft zuständig.
Abschließend wird darauf hingewiesen, dass in den vergangenen Fahrradklimatests die Landeshauptstadt Kiel in der Kategorie Abstellanlagen seit 2005 jeweils den 1. Platz erreicht hat.
Doris Grondke
Stadträtin