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ALLRIS - Drucksache

Antrag der Ratsfraktion Klima, Verkehr & Meer - 0491/2022

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Beratungsfolge

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Antrag

Das Gelingen der Energie- und Wärmewende ist in erheblichem Maß von der Leistungsfähigkeit des Handwerks abhängig. Das Zusammenwirken mehrerer ungünstiger Faktoren wie etwa einer steigenden Nachfrage nach Handwerkerleistungen bei sich verknappendem Angebot droht die Energie- und Wärmewende allerdings zunehmend auszubremsen.

 

Die Verwaltung wird daher gebeten, mit der Handwerkskammer Gespräche darüber aufzunehmen, wie das Handwerk dabei unterstützt werden kann, seine Leistungsfähigkeit zu behalten und damit unvermindert zum Erfolg der Energie- und Wärmewende beizutragen. Nachdem sich die Fachabteilungen der Verwaltung einen ersten Überblick verschafft haben, soll die Selbstverwaltung mit in die Gespräche eingebunden werden. In einem weiteren Schritt ist eine Zusammenarbeit mit der KielRegion sowie den regionalen Energieversorgern wünschenswert.

 

Erörtert werden sollen unter anderem folgende Fragen:

 

  • Fehlender Nachwuchs Wie können die Stadt und die Berufsschulen dazu beitragen, die Attraktivität der handwerklichen Ausbildung zu erhöhen und zu verbessern?

 

  • Weiterbildung Wie nnen die Stadt und die Berufsschulen die Handwerksbetriebe bei der Fortbildung ihrer Mitarbeiterinnen unterstützen? (Z. B. wenn es darum geht Anlagenmechanikerinnen für Sanitär- und Heizungsanlagen auch in Klimatechnik in Verbindung mit Fotovoltaik sowie Erdkollektoren auszubilden.)

 

  • Inwieweit können eine gemeinsame Materialbeschaffung, eine zentrale Erfassung des regionalen Ersatzteilangebots sowie ein koordiniertes Baustoffrecycling dabei helfen, Engpässe zu vermeiden?

 

  • Inwieweit können durch einendelung von Handwerksleistungen etwa durch eine quartiersweise energetische Sanierung (gegenüber Einzelgebäuden) Synergien gehoben werden?

 

  • Inwieweit kann ein reibungsloses ineinandergreifen unterschiedlicher Handwerkerleistungen durch eine Vernetzung der Betriebe erleichtert werden?
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Sachverhalt/Begründung

Begründung:

 

Wie schnell und wie gut die Energie- und Wärmewende gelingt, hängt ganz wesentlich von der Leistungsfähigkeit des Handwerks ab. Denn das Handwerk stellt letztlich jene Hände, die die Energie- und Wärmewende ins Werk setzen.

 

Bedingt durch die Steigerung bei den Energiepreisen hat die Nachfrage nach Gebäudedämmung, Fotovoltaikanlagen und Wärmepumpen rasant zugenommen. Gleichzeitig kämpft das Handwerk mit enormen Herausforderungen. Zu nennen sind hier steigende Kosten bei den Baustoffen, seit vielen Jahren immer schwerer zu besetzende Ausbildungsplätze [1] sowie ein sich beschleunigender Technologiewandel. So stellen Heizungsinstallateure laut eines Beitrags von NDR Info fest, dass die Kundennachfrage nach Gasheizungen seit Beginn des Ukrainekrieges auf nahezu null gesunken ist, während die Nachfrage nach Wärmepumpen förmlich explodiert. Dabei haben laut NDR aktuell weniger als 30 Prozent der Heizungsbauer Erfahrungen mit Wärmepumpen [2]. In Verbindung mit Fotovoltaikanlagen, Erdkollektoren und Eisspeichern erfordern Einbau, Betrieb und Wartung von Wärmepumpen dabei zunehmend auch eine Vernetzung unterschiedlicher Handwerksleistungen. Die Stadt und ihre Berufsschulen können in diesen Bereichen möglicherweise für eine Unterstützung der Betriebe sorgen.

 

Bei Leistungen, die zunehmend von mehreren Betrieben gemeinsam erbracht werden, kann eine Verbesserung der Koordination dafür sorgen, die Effizienz zu verbessern. Wo die Beschaffung von Ersatzteilen und Baustoffen sehr lange dauert und Arbeiten dadurch erheblich verzögert werden, kann es hilfreich sein, wenn sich Betriebe gegenseitig mit Bauteilen und Stoffen aushelfen, die sie gerade selbst nicht benötigen. Hier kann ein zentrales Register für Abhilfe sorgen.

 

Indem sie die baurechtlichen Voraussetzungen dafür schafft, dass energetische Sanierungen quartiersweise erfolgen, kann die Stadt das Handwerk dabei unterstützen, die Effizienz von Sanierungen deutlich zu steigern. Etwa, indem Erdkollektoren statt für Einzelhäuser für ganze Siedlungen geplant, genehmigt und errichtet werden.

 

Da die Handwerksbetriebe in Kiel auch in der KielRegion tätig sind und jene der KielRegion auch in Kiel, ist eine Zusammenarbeit der Betriebe und Kommunen der KielRegion naheliegend.

 

Im Zuge der Zunahme dezentraler Lösungen wie Wärmepumpen nimmt die Anschlussdichte an Gasanschlüssen ab. Damit werden einerseits Wärmetechniker frei, die ggf. für die Wartung von Wärmepumpen ausgebildet werden können. Für die Energieversorger ergeben sich daraus allerdings neue Herausforderungen, da der Ausbau des Gasnetzes nicht mehr lohnt und der Unterhalt bestehender Netze zunehmend teurer wird. Die Auswirkungen der Umstellung sollten daher zwischen Energieversorgern, Kommunen und den Handwerksbetrieben besprochen und entsprechend koordiniert werden.

 

Indem die Verwaltung dazu das Gespräch mit der Handwerkskammer aufnimmt und die Selbstverwaltung in einem weiteren Schritt mit in die Überlegungen einbindet, unternimmt Kiel einen ersten Schritt, um am angespannten Markt für Handwerksleistungen für Entlastung zu sorgen und die wichtigen Fortschritte bei der Energie- und Wärmewende abzusichern.

 

 

Ratsherr Rudau       f. d. R.

Ratsfraktion Klima Verkehr & Meer

 

Ratsherr Halle         

Ratsfraktion Klima Verkehr & Meer

 

 

Quellen:

 

1. DHZ Deutsche Handwerks Zeitung, r die Klimaziele fehlen zehntausende Fachkräfte, 24. März 2022: https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/im-shk-handwerk-fehlen-60-000-fachkraefte-230910/

 

2. NDR Info, So eine Wärmepumpe ist eine kleine Zauberkiste rmepumpe sind gefragt wie nie, 29.05.2022: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Klimafreundliches-Heizen-Waermepumpen-sind-gefragt-wie-nie,waermepumpen108.html

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