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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0674/2022

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Beratungsfolge

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Antrag

Antrag:

 

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Sachverhalt/Begründung

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I. Bildungsberichterstattung in der Landeshauptstadt Kiel

 

Das Bildungsmanagement der Landeshauptstadt Kiel legt den dritten Bildungsreport zum Themenschwerpunkt Elternbildung und frühkindliche Bildung vor (siehe Anlage) und informiert über die aktuellen Entwicklungen und zentralen Ergebnisse. Der vorliegende Bildungsreport ist eine Fortschreibung und knüpft an die bisherige Berichterstattung in diesem Themenschwerpunkt an. Berichtszeitraum sind die Jahre 2020 und 2021.

Die Bildungsberichterstattung Elternbildung und frühkindliche Bildung erfolgt in einem zweijährigen Turnus.

 

II. Rahmenbedingungen und Lebenslagen der Kieler Kinder unter drei Jahren seit 2019

 

Unter der Corona-Pandemie haben sich die Rahmenbedingungen für Kinder unter drei Jahren in den letzten zwei Jahren verändert: Die Anzahl der unter dreijährigen Kinder ist leicht gesunken von 6.850 auf 6.474 Kinder unter drei Jahren. Sie machen einen Anteil von 2,62 % an der Gesamtbevölkerung aus. Die meisten Kinder unter drei Jahren lebten 2021 in Gaarden, Ravensberg/Brunswik/Düsternbrook und Mettenhof. Es lebten insgesamt 1.280 Kinder unter drei Jahren in Familien mit drei und mehr Kindern. 45,44 % Kinder unter drei Jahren hatten im Jahr 2021 einen Migrationshintergrund, erstmalig seit 2015 ein abnehmender Trend zum Vorjahr. 26,69 % unter Dreijährige lebten in Bedarfsgemeinschaften und 14,03 % lebten bei einem alleinerziehenden Elternteil (Kap. 3, S. 12f.).

 

III. Aktuelle Entwicklungen in den Jahren 2020/21: zwei Jahre unter Pandemiebedingungen

 

Durch die Corona-Pandemie mussten sich alle beteiligten Akteur*innen in sehr kurzen Abständen auf immer neue Vorgaben bezüglich des Infektionsschutzes einstellen (Kap. 4, S. 20f.). Dies brachte grundlegende Veränderungen mit sich. Dabei wirkte die Coronapandemie wie ein Brennglas und brachte strukturelle Unterschiede und Ungleichheiten stärker hervor. Zur Schließung von Einrichtungen kamen u.a. Sperrungen von Spielplätzen sowie Kontaktverbote und -beschränkungen hinzu. Viele Eltern konnten dadurch bei geschlossenen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen nicht mehr auf die Unterstützung von beispielsweise Großeltern bei der Betreuung der Kinder zurückgreifen. So kam es bei gleichzeitiger Erwerbstätigkeit zu einer erheblichen Doppelbelastung der Eltern. Finanzielle und existenzielle Sorgen in den Familien waren vorherrschend (Kap. 4, S. 16f.).

 

a)      in den Frühen Hilfen

 

Im Zuge der Kontaktbeschränkungen mussten eine Vielzahl der Angebote sowie die gut etablierten Austauschrunden zur Abstimmung der Angebotslandschaft in den Frühen Hilfen zunächst eingestellt werden. Durch die Umstellung auf digitale Formate und die Umsetzung der geforderten Hygienemaßnahmen konnten Familien wieder Angebote wahrnehmen und der notwendige Austausch der Fachkräfte wieder aufgenommen werden. Mit dem Aktionsprogramm Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche konnten im Jahr 2021 bereits neue Angebote zur gezielten Unterstützung von Familien und Kleinkindern aufgebaut werden (Kap. 4 a, S. 22ff.).

 

b)     in der Kindertagesbetreuung

 

Während im ersten Lockdown die Kindertagespflegestellen eigenständig entscheiden konnten, ob sie die Betreuung fortführen, in die Notbetreuung gehen oder die Betreuung komplett einstellen, mussten die Kindertageseinrichtungen schließen und durften lediglich eine Notbetreuung anbieten. Insgesamt wurden in Kiel in den Lockdowns 5.000 bis 6.000 Kinder in die Notbetreuung aufgenommen. Insgesamt brachten die massiven Einschränkungen unter Pandemiebedingungen große Veränderungen in der pädagogischen Praxis mit den Kindern, in der Kommunikation mit den Eltern sowie der Planung und Organisation der Abläufe mit sich (Kap. 4 b, S. 29ff.)

 

 

IV. Analyse der aktuellen Situation seit 2019

 

a)      in den Frühen Hilfen

 

Die Betrachtung der Anzahl der Angebote zeigt, dass es in den Frühen Hilfen 123 Gruppenangebote gegeben hat. Dies sind insgesamt weniger Angebote als in den Vorjahren, da teilweise Angebote gar nicht oder nur mit stark reduzierter Teilnehmendenanzahl stattfinden konnten. Insgesamt mussten 56 Angebote in einem anderen Format – z. B. digital oder draußen – durchgeführt werden. Davon haben am Meisten in Gaarden, Mettenhof und Mitte stattgefunden (Kap. 5.1 a, S. 43ff.).

 

Insgesamt zeigt die Analyse der Bildungsbeteiligung, dass 1.079 Beratungsprozesse stattgefunden haben. Es nahmen 216 Einelternfamilien an den Beratungen teil und mit Migrationshintergrund waren 776 Familien vertreten. Es nahmen 583 Familien mit niedrigem Bildungsabschluss die Beratungsangebote in Anspruch. 529 Familien, die in Bedarfsgemeinschaften lebten, wurden beraten. Alltagsunterstützende Angebote durch Fachkräfte und Ehrenamtliche konnten 60 Familien in Anspruch nehmen (Kap. 5.2 a, S. 60ff.).

 

Bei der Qualität der Angebote werden die Größe der Gruppen sowie die Qualifikation der Fachkräfte in den Frühen Hilfen analysiert. Allgemein waren die Gruppen in allen Angeboten kleiner als gewöhnlich und die Anzahl der Teilnehmenden blieb immer unter zehn Teilnehmende pro Gruppe.

Die Qualifikation der Fachkräfte in den Gruppen- und Beratungsangeboten war sehr hoch. Ein Anteil von 39,13 % der Mitarbeitenden in den Gruppenangeboten hatte eine akademische Ausbildung. In den Beratungs- und Anlaufstellen hatte ein Großteil der Mitarbeitenden mit einem Anteil von 47,06 % eine einschlägige Hochschulbildung und ein Anteil von 38,24 % an den Mitarbeitenden eine pädagogische Ausbildung (Kap. 5.3 a, S. 70ff.).

 

b)     in der Kindertagesbetreuung

 

Die Anzahl der Kinderbetreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren betrug am 31.12.2021 insgesamt 2.802 Plätze. Die meisten davon befanden sich in den Ortsteilen Mitte, Ravensberg/Brunswik/Düsternbrook und Schreventeich/Hasseldieksdamm. Die Anzahl der Plätze verteilte sich auf 445 Plätze in der Kindertagespflege und 2.357 Plätze in Kindertageseinrichtungen.

Die Versorgungsquote der unter Dreijährigen lag 2021 bei 43,28%. Die Zielmarke von 50% wurde in fünf Ortsteilen erreicht. Die Ortsteile Suchsdorf und Russee/Hammer/Demühlen überschritten die 50%, während die Ortsteile Schreventeich/Hasseldieksdamm, Mitte und Meimersdorf/Moorsee bereits eine Versorgungsquote von über 70% erreichten (Kap. 5.1 b, S. 54ff).

 

Bei der Bildungsbeteiligung der unter Dreijährigen zeigt sich folgendes Bild: Die 2.728 Betreuungsplätze, die am 01.03.2021 für unter Dreijährige zur Verfügung standen, wurden am 01.03.2022 von insgesamt 2.443 Kindern unter drei Jahren in Anspruch genommen. Hiervon wurden 2.232 Kinder unter drei Jahren ganztags betreut, was einer Quote von 91,36% in der Altersgruppe entspricht. Davon waren 31 Kinder unter 1, 864 Kinder zwischen ein und zwei Jahren und 1.377 Kinder zwischen zwei und drei Jahren. Die Ganztagsbetreuungsquote der Kinder unter 3 Jahren von allen Kindern in Kiel lag 2021 bei 34,48%. Die Betreuungsquote der Kinder unter drei Jahren mit Migrationshintergrund nach dem Kriterium Eltern lag bei 30,07% und die der Kinder mit Migrationshintergrund nach dem Kriterium Sprache bei 23,71% (Kap. 5.2 b, S. 60ff.).

 

In der Kindertagesbetreuung wird die Qualität der Angebote anhand der Personalschlüssel und -qualifikationen bemessen. In der Krippenbetreuung lag der Personalschlüssel bei 2,56 Planstellen und einem Fachkraft-Kind-Schlüssel von 1:3,9. Bei den altersgemischten Gruppen sieht es etwas anders aus: 2,48 Planstellen und ein Fachkraft-Kind-Schlüssel von 1:6,0. Der Personalschlüssel in der Tagespflege liegt bei 1:4,7.

In Kieler Kindertageseinrichtungen haben 56,9% der Fachkräfte einen Fachschulabschluss, 25,4% einen Berufsfachschulabschluss und 7,5% einen Hochschulabschluss (Kap. 5.3 b, S. 73ff.).

 

Ergänzungsindikator Gesundheit: Gesund aufwachsen

 

Die frühe Förderung bei (drohenden) Teilhabeeinschränkungen der Kinder und der Kompetenzen der Eltern durch heilpädagogische Förderung und familienunterstützende Maßnahmen sind wichtige Voraussetzungen für die Bildungsteilhabe von Kleinkindern. 2021 erhielten insgesamt 43 Kinder eine heilpädagogische Förderung. Dies ist ein leichter Anstieg im Vergleich zu 2019 und 2020. Außerdem wurden 88 familienorientierte ambulante Hilfen zur Erziehung mit Kindern unter drei Jahren durchgeführt (Kap. 5.4, S. 76ff.).

 

VI. Handlungsfelder in der Elternbildung und frühkindlichen Bildung

 

Insgesamt wird die Bewältigung der pandemischen Folgen in den nächsten Jahren Einfluss auf die Gestaltung der Kieler Angebotslandschaft in der Elternbildung und frühkindlichen Bildung haben. Ziel muss es sein, die Folgen der Pandemie für Kinder und Eltern durch gezielte und bedarfsgerechte Angebote abzuschwächen.

 

Eine wichtige Grundlage, um dies möglich zu machen, ist es, den Fachkräftemangel anzugehen, allerdings braucht es dazu Aktivitäten anderer wie Bund und Land. Neben attraktiven Arbeitsbedingungen und einer Aufwertung des Arbeitsfeldes ist es erforderlich, die Ausbildung der pädagogischen Fachkräfte voranzutreiben.

 

Es gibt bereits hohe Qualitätsstandards in Kiel, allerdings gilt es noch, die Betreuungsquote und den Ausbau von Betreuungseinrichtungen in einigen Stadtteilen, vor allem auf dem Ostufer, voranzutreiben.

 

Wünschenswert ist es, die Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Kieler Bildungseinrichtungen weiter zu etablieren, um den Erfordernissen der Nachhaltigkeit zu begegnen sowie die digitalen Kompetenzen der Eltern, Kinder und Fachkräfte zu stärken.

 

 

 

 

Renate Treutel

Bürgermeisterin

 

 

 

Anlage:

Bildungsreport 2021. Elternbildung und frühkindliche Bildung.

 

 

 

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Anlagen

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