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ALLRIS - Drucksache

Interfraktioneller Antrag - 0863/2022

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Beratungsfolge

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Antrag

Antrag:

Immer mehr Städte in Europa gestalten Straßen, Innenstädte und urbane Räume neu, sodass sie als Lebensraum für Menschen nutzbar sind. Sie sorgen für bessere Luft, mehr Platz und machen Straßen durch Pflanzenkübel und Sitzgelegenheiten zu Orten, an denen Menschen gerne verweilen und miteinander ins Gespräch kommen. Wo selbst kleine Kinder gefahrlos mit dem Laufrad fahren können, indem das Leben in diesen Straßen beruhigt und entschleunigt wird. Kurzum: Diese Städte machen aus ihren Straßen Orte, die besser an ein sich veränderndes Klima angepasst sind und an denen Menschen gerne leben und sich wohlfühlen.

 

Beispiele dafür sind die „Superblocks“ von Barcelona, die Innenstadt von Ljubljana, die Swedenborgsgatan in Stockholm, ein verkehrsberuhigtes Wohnquartier in Köln-Nippes sowie das Projekt „Ottensen macht Platz“ in Hamburg.

 

Die Verwaltung wird gebeten zu prüfen, wo auch in Kiel Straßen und Quartiere im verdichteten urbanen Raum entsprechend umgestaltet werden können. Die Ergebnisse sollen unter Beteiligung der betreffenden Ortsbeiräte in einer Geschäftlichen Mitteilung bis Mai 2023 vorgestellt werden. Wünschenswert ist dabei die Prüfung jeweils einer Stre oder eines Quartiers an West- und Ostufer, die sich für die Umsetzung eines Pilotprojektes besonders gut eignen.

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Sachverhalt/Begründung

Begründung:

Bei einer Umfrage, die Zeit Online 2021 unter 1300 Leserinnen und Lesern durchgeführt hat, sprach sich eine überwiegende Mehrheit dafür aus, dass die Innenstädte in Deutschland lebenswerter werden sollten [1]. Dafür, dass dies sehr gut gelingen kann, gibt es in Europa schon mehrere Beispiele. Während einige Städte versuchen, zunächst ihre Innenstädte (z. B. Ljubljana [2]) oder einzelne Straßenzüge (z. B. Hamburg Ottensen [3] und Stockholm [4]) lebensfreundlicher zu gestalten, setzt Barcelona bereits darauf, ganze Quartiere in lebenswerte und erholsame Orte zu verwandeln. Die sogenannten „Superblocks“ sehen vor, dass um die Quartiere herum die Verkehrsverbindungen verlaufen, die alle Stadtbereiche miteinander verbinden, während die stark begrünten Innenbereiche der Quartiere für soziale, kulturelle, gesundheitliche sowie wirtschaftliche Aktivitäten vorgesehen sind. Die ersten SuperSeite: 1/2 Seite 51 von 1992Öffentlich zu TOP 10.4 blocks sind 2016 entstanden. Mehr als 500 dieser idealtypisch 400 mal 400 Meter messenden Quartiere will die Stadtverwaltung zukünftig erschaffen. Dem Barcelona Institute for Global Health zufolge ist die Luftverschmutzung in den Superblocks deutlich geringer. Auch der Straßenlärm und Hitzeinseln reduzieren sich. Mehrere Hundert Todesfälle im Jahr können laut dem Institut so vermieden werden. Die Besucherzahlen der Geschäfte bleiben dabei stabil und es siedeln sich insbesondere kleine Geschäfte neu an [5].

 

r Kiel würde sich eine vergleichbare Strategie in mehrfacher Hinsicht auszahlen. Lebenswerte Straßen und Quartiere im verdichteten urbanen Raum würden sich unmittelbar positiv auf die Klima- [6] und Nachhaltigkeitsziele [7] der Stadt auswirken und deren Umsetzung maßgeblich fördern. Auch das Ziel eine Stadt der kurzen Wege aus dem Masterplan Mobilität [8], die Förderung des Fußverkehrs [9] sowie eine verstärkte Begrünung [10] lassen sich damit verwirklichen.

 

Sich diesem Trend der in immer mehr europäischen Städten praktiziert wird zu verschließen, wäre auch deshalb ein Fehler, da die derzeitig dominierenden Nutzungsarten der Städte ein erhebliches Gerechtigkeitsproblem offenbaren. Längst nicht alle Menschen wollen in beengten, lauten Straßen mit schlechter Luft leben, haben aufgrund der einseitig ausgeprägten Umstände derzeit aber kaum eine Wahlmöglichkeit. In der Frage, wie wir in unseren Städten leben wollen, sollte daher sehr bald ein Kompromiss gefunden werden.

 

Die schrittweise Neugestaltung einzelner Straße und Quartiere würde einem solchen gesellschaftlichen Kompromiss entsprechen, da damit die sehr unterschiedlichen Bedürfnisse in einer bunten Stadtgesellschaft gleichberechtigt nebeneinander bestehen können. Durch die Beteiligung der zu den ausgewählten Straßen und Quartieren gehörenden Ortsbeiräte wird sichergestellt, dass auch die dort wohnenden Menschen von Anfang an informiert und mit in den Prozess einbezogen werden.

 

 

Ratsherr Halle Ratsfraktion Klima, Verkehr & Meer

 

Ratsherr Gernhuber Ratsfraktion DIE LINKE Quellen

 

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Anlagen

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