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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0384/2023

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Beratungsfolge

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Antrag

Antrag:

 

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Sachverhalt/Begründung

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Anfang 2019 hatte die Ratsversammlung mit Blick auf das Jubiläum 800 Jahre Stadtgründung im Jahr 2042 die Entwicklung einer Zukunftsstrategie „Kiel 2042“ beschlossen (Drs. 1205/2018).

Zielsetzung der Strategie war die Erstellung visionärer Zukunftsbilder in einem öffentlichen Dialog. Die Stadtgesellschaft wurde eingeladen, weit in die Zukunft zu denken und sich mit grundlegenden Zukunftsfragen aller Ebenen des Gesellschaftslebens auseinanderzusetzen. Betrachtet werden sollte, welche Trends und Entwicklungen die Landeshauptstadt langfristig prägen und wie sich das Zusammenleben in der Stadt unter den Auswirkungen sozialer, technologischer, ökologischer, ökonomischer und politischer Megatrends verändern wird.

 

Als Prozessbegleitung wurde im Sommer 2019 die Agentur Urbanista ausgewählt.

Nachstehend wird über den Sachstand sowie über das geplante weitere Verfahren im Prozess informiert.

 

 

1. Zukunftserzählungen

 

Wesentliches Ergebnis des bis jetzt stattgefundenen Prozesses sind fünf Zukunftserzählungen.

 

  • Gerechte Stadt - Kiel als ausgeglichenes und verbindendes Gemeinwesen
  • Begabte Stadt - Kiel als Standort für Ideen, Wertschöpfung und Perspektiven
  • Lebendige Stadt - Kiel als Zusammenspiel der vielfältigen Quartiere und der Zivilgesellschaft
  • Natürliche Stadt - Kiel als klimaneutrale Stadtlandschaft mit hoher Lebensqualität
  • Kooperative Stadt - Kiel als intelligent vernetzte Partnerin

 

Die Zukunftserzählungen sind ein Zusammenspiel aus Text und Illustration und machen die weit im Übermorgen liegende Zukunft des Jahres 2042 greifbar. Sie beschreiben das Stadtbild, das Selbstverständnis und den Alltag im Kiel der Zukunft, indem sie einzelne Stadtbereiche, Gebäude und Akteur*innen behandeln. Außerdem thematisieren sie die Auswirkungen von Projekten und Entscheidungen. Dabei ergänzen und überlagern sich die Erzählungen. Die Zukunftserzählungen dienen als gemeinsame Diskussionsgrundlage für den weiteren Prozessverlauf. Ergänzt werden sie durch Grundprinzipien und Ansätze, die erläutern, wie die illustrierten Szenarien erreicht werden könnten. Die Zukunftserzählungen in ihren Details nnen der Anlage 1 entnommen werden.

 

 

2. Wie sind die Zukunftserzählungen hergeleitet?

 

2.1 Prozessablauf

 

Zu Jahresbeginn 2020 war der Zukunftsdialog mit einer öffentlichkeitswirksamen Großveranstaltung, einer Zukunftskonferenz, gestartet. Diese diente insbesondere der Orientierung und Positionierung zur Gesamtstadt Kiel und dem gemeinsamen Blick über den Tellerrand. Auf der Zukunftskonferenz und parallel hierzu durch verschiedene weitere Dialogformate (online und offline) wurden die vielfältigen Perspektiven der Kieler*innen auf ihre Stadt, auf das Thema Zukunft sowie auf Zukunftstrends und ihre Auswirkungen gesammelt.

 

Bedingt durch die Einschränkungen, die von der Corona-Pandemie ausgingen, wurde der Zukunftsdialog ab Sommer 2020 durch angepasste Bausteine wie eine Ausstellung im Pop-up-Pavillon am Alten Markt, eine Online-Umfrage sowie vier Streaming-Events auf der Digitalen Woche ergänzt. Diese zusätzlichen Module dienten nicht nur der Überbrückung und Fortführung des Dialogs. Vielmehr sollten sie genutzt werden, um die Kernthemen der ersten Dialogphase durch gezielte Nachfragen zu vertiefen und zu präzisieren. Auch Fragen, die sich aus den Veränderungen durch die Pandemie ergeben haben, boten Ansätzer zusätzliche inhaltliche Schwerpunkte.

 

Im Jahr 2021 wechselte der Modus vom öffentlichen Dialog in die fachliche Ausarbeitung.

Auf Basis der Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung und einer vertiefendenden Auseinandersetzung mit langfristigen Zukunftstrends wurden durch Urbanista, durch eine Arbeitsgruppe (bestehend aus Mitarbeiter*innen verschiedener Dezernate) sowie in Workshops der Steuerungsgruppe (bestehend aus den Ratsfraktionen und der ämterübergreifenden Arbeitsgruppe) fünf mögliche Szenarien und Entwicklungsoptionen der Stadt Kiel im Jahr 2042 ausgearbeitet - und von der Illustratorin Johanna Springer visualisiert.

 

Die Ergebnisse der ersten Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung zeigten, dass für die Teilnehmer*innen des Dialogs soziale und ökologische Themen richtungsweisend sind für Kiel:

Eine Orientierung auf das Gemeinwohl, (Chancen-)Gerechtigkeit sowie Klima- und Meeresschutz auf verschiedenen Ebenen des Zusammenlebens und wirkens nschen sich viele Kieler*innen für ihre Stadt der Zukunft. Bei den denkbaren Leitbildern für Kiel fanden die gemeinnützige, gesunde und klimaangepasste Stadt den höchsten Zuspruch. Ausgehend von diesen Ergebnissen fanden dann im Winter 2020/2021 drei aufeinander aufbauende Online-Sessions mit der Steuerungsgruppe, statt. Hierbei wurden ausgehend von den bisherigen Erkenntnissen und von Urbanista erstellten Lagebildern und Befunden Ansatzpunkte für die Weiterarbeit ermittelt und ein Schwerpunkt auf die Frage gesetzt, in welchen Bereichen die Stadt weitere strukturelle Veränderungen anstreben will und mit welcher inhaltlichen Ambition die Zukunftserzählungen erarbeitet werden sollen. Die gemeinsam mit der Selbstverwaltung so insgesamt fünf identifizierten Themenschwerpunkte wurden anschließend in dem fortlaufenden Prozess kielspezifisch ausgearbeitet und konkretisiert.

Die nun vorgelegten Zukunftserzählungen wurden in einer Sitzung der Steuerungsgruppe am 25.10.2022 unter Teilnahme von Vertreter*innen der Ratsfraktionen und Dezernate, dem Büro des Oberbürgermeisters und der Koordinierungsstelle für Mitwirkung abschließend abgestimmt.

 

Übereinstimmend wurde festgestellt, dass die entwickelten Zukunftserzählungen trotz der dynamischen politischen und gesamtgesellschaftlichen Lage seit Beginn des Prozesses inhaltlich stabil sind.

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2.2 Meilenstein Jugendwerkstatt Mission 2042 - Jugend.Macht.Zukunft.“

 

Im Herbst 2022 fand dann, auf der Grundlage der erarbeiteten Zukunftserzählungen, mit der Jugendwerkstatt „Mission 2042 Jugend.Macht.Zukunft. am 26.11.2022 ein weiterer entscheidender Baustein des Zukunftsdialoges statt.  

 

Hiermit wurden vor allem die jungen Kieler*innen in den Fokus gerückt. Denn beim Projekt Kiel 2042 ist die Meinung von jungen Menschen besonders wichtig, da es hierbei maßgeblich um ihre Zukunft geht. Sie sind es, die im Jahr 2042 neue Ideen erproben, Familien gründen, Firmen aufbauen und sich für oder gegen ein Leben in Kiel entscheiden. Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung, die Jugend von Kiel mit ihren Sichtweisen in den Prozess miteinzubeziehen. Die Jugendwerkstatt reagierte auf die Zukunftserzählungen und hat, ausgehend von diesen, Missionen für die Stadtgesellschaft formuliert. Die junge Generation definiert somit die wesentlichen Zukunftsaufgaben der Stadt maßgeblich mit. Die Dokumentation der Jugendwerkstatt befindet sich in der Anlage.

 

 

2.3 Der Zukunftsdialog bis hierher Zahlen, Daten, Fakten

 

Folgende Formate (inkl. deren Reichweite) haben bisher stattgefunden:

 


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  • Zukunftskonferenz

-          25.01.2020

-          ca. 450 Gäste

 

  • Online-Dialog

-          25.01.2020 – 08.03.2020

-          ca. 5.000 Besucher*innen

-          263 Bearbeitungen

 

  • Beteiligungs-Kits

-          25.01.2020 – 09.03.2020

-          ca. 500 Kits verteilt

-          Rücklauf: 106 Bearbeitungen

 

  • On-Tour

-          28.02., 04.03., 05.03.2020

-          Standorte: Innenstadt, Gaarden, Mettenhof

-          ca. 100 Teilnehmer*innen

 

  • Ergebnisausstellung im Pop-up Pavillon

-          04. – 19.08.2020

-          70 Besucher*innen

 

  • Online-Umfrage

-          04.08. – 30.09.2020

-          476 Teilnehmer*innen

 

  • Streaming-Events Digitale Woche 2020

-          05. – 13.09.2020

-          Vier Streaming-Events

-          Insgesamt rund 1.000 Zuschauer*innen

 

  • Jugendwerkstatt

-          26.11.2022

-          15 Kinder und Jugendliche

 

Insgesamt konnten bisher über 7.000 Menschen direkt mit den Beteiligungsformaten erreicht werden.

 

Die Teilnahme an der Jugendwerkstatt wurde im Herbst 2022 mit Fokus auf die sozialen Medien (Reichweite von 45.000 Personen auf den Kanälen der Landeshauptstadt Kiel) sowie über den Jungen Rat sowie Schulen, Schülervertretungen und Jugendtreffs intensiv beworben. Hierbei wurde dem Grundgedanken von Beteiligung Rechnung getragen, dass Veranstaltungen für den Teilnehmerkreis offen organisiert werden sollten. Die Veranstaltung zeigte, dass die Teilnehmer*innen engagiert und komplex arbeiten können und zu konstruktiven Ergebnissen gelangen. Im Zuge der Veranstaltung konnten bereits einzelne Zukunftserzählungen durch die Teilnehmer*innen priorisiert behandelt werden. Es war deutlich, dass auch ein Interesse an anderen Zukunftserzählungen bestand, die gegebenenfalls im Rahmen der Abschlussveranstaltung im Sommer/ Herbst 2023 erneut aufgerufen werden.

 

Mit Blick auf die tatsächliche Zahl der Teilnehmenden der Jugendwerkstatt ist noch zu entscheiden, ob als Ergänzung weitere Teilnehmerkreise wie z.B. konkrete Schulklassen oder Jugendgruppen angesprochen werden sollen. Dies soll im Fortgang des Prozesses entsprechend umgesetzt werden.

 

Die hohen Beteiligungszahlen am Gesamtprozess insgesamt verdeutlichen: Die Kieler*innen haben Lust auf Zukunft, trauen ihrer Stadt vieles zu und wollen die Aufgaben der Zukunft mit anpacken.

 

 


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3. Ausblick

 

Der weitere Prozessablauf sieht vor, nach der Jugendbeteiligung erneut in eine breitere öffentliche Beteiligung zu gehen. Nach der Kommunalwahl wird der neugewählten Ratsversammlung die Möglichkeit gegeben, sich in die verbleibenden Prozessbausteine einzubringen und die Zukunftsstrategie weiterzuentwickeln. Vorgesehen sind zwei Prozessbausteine:

 

Erstens wird der Oberrgermeister mit einer Einladung zum Austausch im Rathaus, Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und Politik nach der Sommerpause 2023 eine Plattform bieten. Das Ziel ist einerseits die Vertreter*innen als Partner*innen für den Abschluss des Zukunftsdialogs zu gewinnen und andererseits mögliche Kooperationen oder Allianzen zu eruieren.

 

Zweitens wird mit einer öffentlichkeitswirksamen Zukunftswerkstatt im Herbst 2023 ein nächster Meilenstein im Dialogprozess stattfinden. Bevor das Projekt in seine Umsetzungsphase startet, wird die breite Kieler Öffentlichkeit dazu eingeladen, die bisherigen Ergebnisse von Kiel 2042 zu reflektieren. Die Besucher*innen werden darüber hinaus die Möglichkeit haben, die formulierten Ziele umlich zuzuordnen und in den Stadtraum zu übersetzen. Die Veranstaltung wird die klare Botschaft aussenden, dass die Landeshauptstadt Kiel die formulierte Vision nur mit aktiver Unterstützung durch die lokale Zivilgesellschaft sowie privatwirtschaftliche Kräfte erfolgreich umsetzen kann.

 

Über diese Prozessschritte hinaus wurde auch eine Verknüpfung mit den Inhalten des Creative City Index, der kommunalen Innovationsstrategie, des Konzepts zur Entwicklung des Gründungsstandortes Kiel sowie der Agenda 2030 „r Kiel und die Welt: global denken, lokal durchstarten“ im Rahmen eines Workshops am 5. April 2023 vorangetrieben. Ziel des Workshops war es, Schnittmengen der vorliegenden Zukunftsstrategien aus der Verwaltung zu identifizieren und für die Zukunftsstrategie Kiel 2042 nutzbar zu machen, siehe hierzu auch Drs.0893/2022.

 

Zu seinem vorerst definierten Ende soll der Zukunftsdialog Kiel 2042 Ende 2023 / Anfang 2024 gelangen, wenn die Ergebnisse des Prozesses in einem integrierten Strategiepapier einschließlich eines Vorschlags für die weitere Entwicklung Kiels bis 2042 maßgebliche Schlüsselprojekte zusammengefasst als Grundlage zur Beschlussfassung an die Ratsversammlung gegeben werden. Das Ergebnispapier kann der Ratsversammlung darüber hinaus als Grundlage dienen, um die aktuellen strategischen Ziele der Landeshauptstadt Kiel weiterzuentwickeln.

 

Der komplexe ämterübergreifende Austausch im Zusammenhang mit dem Zukunftsdialog soll auch im weiteren Prozessverlauf weitergeführt werden. Neben den regelmäßigen Austauschen der Arbeitsgruppe (bestehend aus dem Büro des Oberbürgermeisters, der Koordinierungsstelle für Mitwirkung, dem Bereich Internationales und Nachhaltigkeit im Büro des Stadtpräsidenten, der Stabsstelle für Digitalisierung, dem Stadtplanungsamt, dem Umweltschutzamt, dem Referat Kreative Stadt und der Smarten KielRegion) wird Kiel 2042 auch in einem bilateralen Austausch mit dem Projekt Smarte KielRegion die Zusammenarbeit intensivieren, um ggf. die Umsetzung erster Ziele aus dem Prozess Kiel 2042 durch Maßnahmen im Rahmen der Smarten KielRegion zu beginnen.

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Ulf Kämpfer

Oberbürgermeister

 

 

 

 

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Anlagen

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