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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0110/2023

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Beratungsfolge

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Antrag

 

 

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Sachverhalt/Begründung

 

Vorbemerkung

 

Die Verwaltung hat in 2021 damit begonnen, die Praxis der Aufstellung von Blumenkübeln in den Stadtteilen zu evaluieren und ein neues Konzept für die beliebten Pflanzgefäße zu entwickeln. Mit dieser Geschäftlichen Mitteilung soll der Sachstand diesbezüglich dargelegt und das weitere Vorgehen beschrieben werden.

 

Das bisherige Konzept

 

Von 2006 bis 2021 wurden den Ortsbeiräten jährlich für die Monate Mai bis September jeweils zehn Blumenkübel zur Verschönerung ihrer Bezirke zur Verfügung gestellt. Die Kübel wurden vom Grünflächenamt mit Sommerblumen bepflanzt und vor Ort aufgestellt. Die Pflege übernahmen Pflegepat*innen vor Ort, den Ortsbeiräten oblag die Auswahl der Standorte sowie der Pat*innen.

 

Die Pflanzgefäße sollten zur Verschönerung des öffentlichen Raumes, vor allem der versiegelten Bereiche in den Stadtteilen, dienen. Sie boten zugleich eine Möglichkeit des bürgerschaftlichen Engagements.

 

Bewertung des bisherigen Verfahrens

 

Die Blumenkübel wurden in den Stadtteilen sehr begrüßt. Für die Betreuung fanden sich zahlreiche Pat*innen. Die Standorte der Kübel wurden jedoch in vielen Fällen so gewählt, dass sie ihre volle Wirkung zur Verschönerung des öffentlichen Raumes nicht entfalten konnten. Zunehmend dienten sie Zwecken, die ursprünglich nicht vorgesehen waren, zum Beispiel als Abgrenzung von Verkehrsflächen.

 

Die Art der Bepflanzung aus Saisongrün sowie das verwendete Substrat müssen aus heutiger Sicht als nicht nachhaltig sowie als ressourcen- und energieintensiv bewertet werden. Die Lebensdauer der Bepflanzung war für nur eine Saison ausgelegt. Zum Ende der Saison wurden die Kübel ausgeräumt und der Inhalt entsorgt. Die Ausbringung zu Beginn der Saison erfolgte durch das Grünflächenamt, ebenso wie die Einholung zum Ende der Saison. Die Gefäße bestanden aus Holz.

 

Bei einer neuen Konzeption sollen Nachhaltigkeitsgedanken in die Art der Bepflanzung einfließen, z. B. durch eine Dauerbepflanzung aus bienenfreundlichen Stauden. Neue Substrate, die

 

 

 

eine bessere Wasserspeicherung versprechen, sind vor dem Hintergrund des Wassersparens und des sich abzeichnenden Klimawandels zu bevorzugen.

 

Zudem können die gärtnerischen tigkeiten hinsichtlich der Bepflanzung und Ausbringung fokussiert werden, wenn die Gefäße dauerhaft im öffentlichen Raum belassen werden, anstatt sie energieaufwändig mehrfach zu transportieren. Nicht zuletzt litten darunter auch die Gefäße selbst, da das Material Holz zum einen grundsätzlich nicht dauerhaft ist und durch die jeweiligen Transporte mechanisch in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Arbeitsorganisation erforderte zudem einen hohen Aufwand, da die Arbeiten in den sehr frühen oder späten Tageszeiten durchgeführt wurden, um den Zeiten des hohen Verkehrsaufkommens auszuweichen.

 

Erfahrungen aus dem Jahr 2022 ein Modellversuch anlässlich des 100-jährigen Grüngürteljubiläums

 

Im Jahr 2022 hat die Landeshauptstadt Kiel das 100-jährige Bestehen des Grüngürtels gefeiert. Anlässlich dieses Jubiläums hat das Grünflächenamt die Kübel zur Kennzeichnung des Grüngürtels vor Ort aufgestellt. Gleichzeitig wurden Inhalte zur Geschichte, gärtnerische Ideen, Anreize zum Nachahmen und interessante Fakten zum Thema Grün per QR-Code an die Kieler*innen vermittelt. Diese besondere Situation wurde genutzt, um gleichzeitig eine neue Art der Kübelgestaltung hinsichtlich der Bepflanzung und des Pflanzsubstrates auszuprobieren und erste Erfahrungen im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Praktikabilität zu sammeln.

 

Bepflanzung:

 

r den Modellversuch wurden 6 verschiedene Kübelbepflanzungen zusammengestellt. Bei jedem Bepflanzungstyp wurde darauf geachtet, dass Nachhaltigkeit und Ästhetik miteinander verbunden werden. Alle sechs Pflanzzusammenstellungen bestehen aus teils wintergrünen Pflanzen und weisen eine Blüte von Frühjahr bis Herbst auf. Dadurch kann ein ganzjähriger Ziereffekt gewährleistet werden. Darüber hinaus wurde auf die Auswahl möglichst pflegeleichter Pflanzen geachtet. Die ausgewählten Stauden sind überwiegend trockenresistent, schädlingsresistent, frostresistent und erfordern nur einen einmaligen Rückschnitt im Frühjahr.

 

Eine erste Auswertung des Pflanzkonzepts hat ergeben, dass die Staudenauswahl sich grundsätzlich bewährt hat. 90% der Stauden sind gut mit den Trockenphasen im Sommer zurechtgekommen. Anders als bei der einjährigen Bepflanzung mit Sommerblumen fand kein Scdlingsbefall statt. Aktuell wird die Entwicklung der Pflanzen über den Winter beobachtet. Auch hier ist das Ergebnis positiv: die Pflanzen sehen weiterhin gut aus, die Gräser sind noch standhaft und die teilweise immergrünen Stauden bieten einen Kontrast zum grauen Winter. Da die Stauden erst im Frühjahr zurückgeschnitten werden, dienen sie Kleinstlebewesen als Rückzugsort.

 

Substrat:

 

Es ist das Ziel, zukünftig auf den Einsatz von torfhaltigem Substrat zu verzichten, um einen Beitrag zum Erhalt der Moore zu leisten und den CO2-Ausstoss zu reduzieren. r den Modellversuch wurden daher zwei verschiedene Substratmischungen verwendet, die jeweils torffrei sind. Dabei wurde die wasser- und nährstoffspeichernde Funktion des Torfs durch den Zusatz anderer Zuschlagstoffe ersetzt. Die Substratmischungen wurden von einem lokalen Substrathersteller eigens für das Grünflächenamt zusammengemischt und waren auch für den Hersteller ein Erstversuch. Beide Substrate enthalten neben Kompost feine Holzfasern, die künftig verstärkt als Torfersatz verwendet werden sollen. Darüber hinaus verfügen sie jeweils über unterschiedliche Beimischungen.      

 

 

 

 

 

 

Mischung 1 ist etwas aufwendiger zusammengesetzt. Sie enthält neben dem Kompost und der Holzfaser auch fein abgesiebte Rinde zur Verringerung des pH-Werts sowie Ernterückstände aus der Nutzhanfproduktion und in relativ kleiner Menge Bims, Lava und Zeolith in unterschiedlichen Körnungen. Zudem sind pro Kubikmeter Substrat 2 kg Hornspäne und 2 kg Tongranulat beigemischt.

 

Mischung 2 besteht ebenfalls zum großen Teil aus Kompost und Holzfaser und enthält darüber hinaus etwas Kies sowie das Hanfprodukt. Zur Verbesserung der dauerhaften Stabilität ist Lava in Körnungen von 2-8 und 8-16 mm enthalten. Pro Kubikmeter Substrat sind zudem die gleichen Anteile an feiner Rinde, Tongranulat und Hornspänen wie bei Mischung 1 enthalten.

 

hrend des Versuchszeitraums wurde deutlich, dass keine der beiden verwendeten Substratmischungen sich vollumfänglich bewährt hat. Insbesondere bei der Wiederbenetzung traten Probleme auf, die nur mithilfe eines Benetzungshelfers beseitigt werden konnten. Ehe eine dauerhafte Verwendung von torffreiem Substrat erfolgen kann, ist mindestens eine weitere Testphase mit einer oder mehreren speziell zusammengesetzten Substratmischungen erforderlich.

 

Ressourcenaufwand:

 

Das veränderte Pflanzkonzept sowie der Einsatz von torffreiem Substrat bieten ein hohes Potential zur Einsparung von Ressourcen. Darüber hinaus wird durch den Einsatz mehrjähriger Stauden auch der Verbrauch an Dünger und Pflanzschutzmitteln bei der Produktion der Pflanzen reduziert. Zudem ist der Ausfall der Pflanzen geringer, da eine dauerhafte Bepflanzung mit der Zeit ein gutes Wurzelwerk ausbildet und so die kritische Anwachsphase nur einmalig auftritt und nicht jedes Jahr aufs Neue. Die Pflanzen werden insgesamt widerstandsfähiger.

 

Dennoch ist der Wasser- und Energieverbrauch von Blumenkübeln im Vergleich zu Pflanzbeeten auf gewachsenem Boden weiterhin deutlich erhöht. Ergänzend zu dem Einsatz mehrjähriger Stauden und dem Verzicht auf torfhaltiges Substrat soll daher geprüft werden, welche zusätzlichen Ressourceneinsparungen durch den Einsatz hochwertigerer Pflanzgefäße, die ggf. vor Ort verbleiben können, erzielt werden können.

 

Die derzeit verwendeten Blumenkübel sind nicht dauerhaft witterungsbeständig und haben eine maximale Lebensdauer von ca. 3-4 Jahren, wenn sie das gesamte Jahr über am Standort verbleiben. Sie bestehen aus druckimprägnierter Lärche, die mit Lack gestrichen ist und daher aufwendig entsorgt werden muss. Die Lebensdauer kann durch das Einlagern über den Winter auf bis zu 5 Jahren erhöht werden. Die Einlagerung hat jedoch zur Folge, dass ein ressourcenintensiver Transport erforderlich wird. Darüber hinaus haben die bisher verwendeten Pflanzgefäße kein System zur Wasserspeicherung, so dass häufigeres Wässern erforderlich ist. Für die Zukunft sollten daher dauerhaft witterungsbeständige Pflanzgefäße mit einer langen Lebensdauer zum Einsatz kommen. Um den Wasserverbrauch weiter zu reduzieren, sollen möglichst Pflanzgefäße mit einem Wasserspeichersystem angeschafft werden. 

 

Zielsetzung und weiteres Vorgehen

 

Das bisherige System der temporären Blumenkübel in den Stadtteilen soll aus den dargestellten Gründen weiterentwickelt werden. Der repräsentative Anspruch einer qualitätsvollen Freiraumgestaltung soll dabei ebenso gewährleistet werden wie die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsprinzipien und die Förderung desrgerschaftlichen Engagements. Diese drei Aspekte können in einer künftigen Konzeption eine neue, veränderte Form gewinnen.

 

Das Grünflächenamt wird in der zweiten Jahreshälfte diese Konzeption sowie Maßnahmen zur Umsetzung und die ggf. erforderlichen Kosten benennen. Die erste Jahreshälfte 2023 soll dazu genutzt werden, weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Dazu sollen die entlang des Grüngürtels aufgestellten Blumenkübel bis zum Sommer vor Ort bleiben. Bis dahin kann die Entwicklung der

 

 

Stauden weiter beobachtet und die Suche nach einem geeigneten torffreien Substrat fortgesetzt werden. Bis zum Ende des Sommers können anders zusammengesetzte Substratmischungen auf ihre Wirkung hin überprüft werden. Gleichzeitig sollen geeignete Pflanzgefäße ausgesucht und gegebenenfalls in der Praxis getestet werden. Nach Abschluss dieser Testphase kann voraussichtlich im Herbst 2023 ein Konzept r den Einsatz von Pflanzgefäßen in den Kieler Stadtteilen 2024 vorgelegt werden.

 

 

 

 

 

Doris Grondke

Stadträtin

 

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