Kieler Engagement zeigt Gesicht

Kieler*innen packen mit an, wenn andere Hilfe benötigen und Gemeinschaftssinn gefragt ist. Für den Zusammenhalt unserer Stadt ist das von unschätzbarem Wert.

Mit einer digitalen Plakat-Aktion würdigen die Landeshauptstadt Kiel, das nettekieler Ehrenamtsbüro und die Ströer Deutsche Städte Medien GmbH das freiwillige Engagement der Kieler*innen. An dieser Stelle stellen wir die Gesichter der Aktion vor.

 

Kontakt

nettekieler Ehrenamtsbüro
Andreas-Gayk-Str. 31, Eingang A
24103 Kiel
0431 901-5502

David Schenk ist Rechtsberater in der Refugee Law Clinics Deutschland e.V.

Der Student der Rechtswisschenschaften engagiert sich im Refugee Law Clinics Deutschland e.V. - einer Initiative von Studierenden der Universität Kiel als ehrenamtliche Rechtserater. Der   Verein bietet Ratsuchenden kostelose Rechtsberatung zu Fragen des Flüchtlingsrechts.

David Schenk am Schreibtisch; Foto: Joschka Peters-Wunnenberg

Warum engagierst du dich?

Ich engagiere mich, weil ich Menschen helfen möchte. Das klingt einfach, ist es aber gar nicht. Das richtige Ehrenamt zu finden ist schwierig, vor allem, wenn man sein Studium (Rechtswissenschaften) irgendwie mit integrieren möchte. Ich bin daher sehr froh, die Refugee Law Clinic gefunden zu haben. Nebenbei arbeite ich mit tollen, sehr engagierten Mitstreiter*innen in einem großen Team. Und wenn ich am Ende des Tages Ratsuchenden geholfen habe, springt sogar etwas für das Studium heraus: die praktische Anwendung des Gelernten in der Beratungssituation.

Wie beeinflusst dein Engagement die Einschränkungen durch die Corona-Krise oder die Gesellschaft, oder die Umwelt etc…?

Unser Beratungsangebot ist durch die Corona-Pandemie leider auf die virtuelle Beratung beschränkt. Wenn aber ratsuchende Kieler*innen zu uns kommen, geht es auch und vor allem um die Auswirkungen der Pandemie auf ihre aufenthaltsrechtliche Situation. Da stellen sich Fragen wie: Wird meine Duldung deswegen verlängert? Was passiert, wenn ich meine Ausbildung dadurch nicht fortführen kann? Wirkt es sich negativ aus, wenn ich durch die Krise keinen Termin in der Einwanderungsbehörde bekomme?

Die Probleme der ratsuchenden Menschen sind ohnehin vielschichtig, durch die Corona-Pandemie kommt da einiges hinzu, woran man vorher nicht gedacht hat. Wenn es uns daher möglich ist, helfen wir also auch da sehr intensiv weiter. 

Was macht dein Engagement mit dir? Glücksmomente? Besondere Erlebnisse?

Ich lerne einfach sehr viel, sowohl fachlich aber vor allem auch zwischenmenschlich. Besonders glücklich macht es mich, wenn man gleich beim ersten Beratungsgespräch Ängste nehmen kann. Diese entstehen immer dann, wenn durch Hörensagen falsche Vorstellungen an das Recht geknüpft werden. Wenn die Ratsuchenden sich einfach mal über ihre Erfahrungen mit dem bürokratischen System "auslassen" können und dadurch emotional entlastet werden können, ist dies schön anzusehen. Aber genau da können auch Frustrationen entstehen.

Besonders nahe gehen mir Erlebnisberichte der Ratsuchenden, die oft auch tränenreich erzählt werden. Kein Mensch hört gerne Geschichten über Folter und Misshandlungen, da mag man sich gar nicht ausmalen, was in einer Person vorgeht, die dies erlebt hat. Aber genau diese Personen sitzen einem gegenüber, die Balance zwischen Mitgefühl und Professionalität zu wahren ist da nicht immer einfach.

Was wünscht du dir für die Zukunft der Kieler Stadtgesellschaft/der Kieler*innen bezogen auf das Thema Engagement?

Ich wünsche mir insbesondere Offenheit gegenüber allen Menschen, unabhängig von ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft. Das Engagement der Kieler*innen in Bezug auf die Geflüchtetenhilfe ist schon groß, es sollte aber nicht abnehmen. Alle Menschen sind gleich und mir erschließt es sich nicht, warum man Unterschiede zwischen einzelnen Individuen macht.

Ich wünsche mir daher ein sozial starkes Kiel, das seine Kräfte auch in marginalisierte Gruppen der Gesellschaft, die Geflüchtete leider oft darstellen, investiert. Es bedarf vor allem einfachen und schnellen behördlichen Vorgängen, die sind momentan einfach nicht gegeben. Dadurch entstehen auf allen Seiten verständlicherweise Frustrationen, die vermeidbar wären. Letzten Endes steht der Mensch im Mittelpunkt unseres Engagements und ich wünsche mir die entsprechende Anerkennung durch die Gesellschaft.

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