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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0813/2019

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Beratungsfolge

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Antrag

 

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Sachverhalt/Begründung

Begründung:

 

I.            Zusammenfassung

Das Amt für Soziale Dienste bietet eine Vielzahl unterschiedlicher sozialer Fachleistungen, die auf die Sicherstellung der Versorgung der Kielerinnen und Kieler abzielen.

Im Zuge des demografischen Wandels ist zu erwarten, dass immer weniger Helfende immer mehr Menschen mit Unterstützungsbedarfen gegenüberstehen werden. Um den Kielerinnen und Kielern zukunftssicher Angebote sozialer Hilfen und Unterstützungsleistungen zukommen lassen zu können sowie den Verbleib im sozialen Umfeld sicherzustellen, sind Veränderungen im Versorgungssystem notwendig.

Ein Ansatzpunkt liegt in der Weiterentwicklung der bisherigen Einzelfallhilfen zu quartiersnahen Unterstützungssystemen vor Ort. Dieser Veränderungsprozess wurde mit der Einführung des Konzepts Sozialraumorientierung im Amt für Soziale Dienste Anfang des Jahres 2019 initiiert. Er umfasst sowohl eine Veränderung der Arbeitsweise als auch der Arbeitsabufe und der Organisationsstruktur im Amt für Soziale Dienste. Sukzessive sollen in den kommenden Jahren abteilungsübergreifende Sozialraumteams gebildet werden. Diese sind zielgruppenübergreifend direkt im Ortsteil für die Bürgerinnen und Bürger fachlich präsent und vernetzen sich mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort. Hierzu gehört insbesondere auch die Kooperation mit den Anlaufstellen Nachbarschaft (anna) in den Ortsteilen, dem Allgemeinen Sozialdienst im Jugendamt sowie weiteren zuständigen Ämtern und Abteilungen der Landeshauptstadt Kiel.

Das erste Team, das im Rahmen einer Pilotphase seine Arbeit aufnehmen wird, ist das Sozialraumteam Mitte, das am 24.10. 2019 im Rahmen einer Auftaktveranstaltung seine Arbeit beginnt. Diese Pilotphase wird wissenschaftlich von der Fachhochschule Kiel begleitet.

II.            Sozialraumorientierung im Amt für Soziale Dienste

Das Ziel der Sozialraumorientierung liegt darin, die Bedingungen vor Ort gemeinsam mit den dort lebenden Menschen so zu gestalten, dass diese auch in schwierigen Lebensverhältnissen und -situationen zurechtkommen können. Dies kann gegebenenfalls mit professioneller und freiwilliger/ehrenamtlicher Unterstützung erfolgen oder dadurch, dass Unterstützungsleistungen selbst organisiert werden können.

Durch die Einführung und Umsetzung des Konzepts Sozialraumorientierung wird die Einzelfallperspektive um die Perspektive der Lebensverhältnisse und Bedingungen vor Ort erweitert. Diese sozialräumliche Perspektive ist fallunspezifisch, d.h. sie beinhaltet Aktivitäten, die unabhängig von einem Fall und einer Antragstellung auf den Ortsteil abzielen. Es geht darum Ressourcen vor Ort zu erschließen, zu aktivieren und zu pflegen sowie mehr Wissen über Themen und Bedarfslagen im Ortsteil zu erlangen. Diese fallunspezifischentigkeiten nnen dann auch der Einzelfallhilfe zugutekommen (man weiß, an wen man sich wenden kann, wer helfen kann).

Zukünftig wird das Amt für Soziale Dienste deshalb die Gestaltung wohnortnaher Hilfenetzwerke verstärkt in den Blick nehmen. Die Einzelfallhilfen werden weiterhin dort installiert, wo sie unumnglich und notwendig sind. Dort, wo auch unterstützende Angebote vorhanden sind und nachbarschaftliche/ehrenamtliche Strukturen wirken können, werden sie entbehrlich.

r jeden Ortsteil, beginnend mit dem Ortsteil Mitte, werden abteilungsübergreifende Sozialraumteams gebildet. Diese Teams arbeiten im Ortsteil und nehmen Anregungen, Ideen und Probleme der Einwohnerinnen und Einwohner auf. Jedes Sozialraumteam ist Erstanlaufs- und Beratungsstelle vor Ort. Es vernetzt sich mit den Akteuren im Ortsteil, weist den Weg weiter an externe Stellen und kooperiert mit den Anlaufstellen Nachbarschaft (anna), dem Allgemeinen Sozialen Dienst im Jugendamt sowie weiteren zuständigen Ämtern und Abteilungen der Landeshauptstadt Kiel. 

Das Sozialraumteam arbeitet präventiv sowie im Einzelfall auch aufsuchend durch Hausbesuche, wenn es erforderlich ist. Zielgruppen sind alle Einwohnerinnen und Einwohner im jeweiligen Ortsteil, insbesondere Menschen mit Behinderung sowie Seniorinnen und Senioren. Die Zuständigkeit für Kinder, Jugendliche und Familien liegt nach wie vor beim Jugendamt.

Das Sozialraumteam Mitte ist in den Räumlichkeiten des Amtes für Soziale Dienste angesiedelt Die Öffnungszeiten sind Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie am Donnerstagnachmittag von 14.00 bis 17.00 Uhr.

III.            Fazit

Im Zuge des demografischen Wandels zeichnen sich Herausforderungen ab, denen das Amt für Soziale Dienste frühzeitig begegnen will, um den Kielerinnen und Kielern auch zukunftssicher Angebote sozialer Hilfen und Unterstützungsleistungen zukommen lassen zu können. Eine wichtige Weichenstellung und Antwort auf die Herausforderungen bietet der Theorie- und Handlungsansatz der Sozialraumorientierung, der im Amt für Soziale Dienste jetzt Umsetzung findet. Zudem trägt Sozialraumorientierung auch dazu bei, die Forderungen der UN Behindertenrechtskonvention umzusetzen und konkretisiert den fachlichen Standard der Mensch-in-Umwelt-Perspektive. Dies ist vor allem in der Umsetzung des Bundesteilhabegesetztes (BTHG) in der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen (EGH nach SGB IX) wichtig. Sozialraumorientierung erfordert organisatorische und gesellschaftliche Veränderungen und ist ein wesentlicher Schritt zur Verwirklichung von Inklusion.

 

 

 

Gerwin Stöcken

Stadtrat

 

 

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