Infosystem Kommunalpolitik

 
 
ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0833/2021

Reduzieren

Beratungsfolge

Reduzieren

Antrag

 

Reduzieren

Sachverhalt/Begründung

Der Jugendhilfeausschuss hat die Verwaltung beauftragt, ein zweijähriges Modellprojekt „Gemeinsam Ernährungsbildung gestalten“ in insgesamt bis zu 12 Kieler Kindertagesstätten ab dem Januar 2022 zu starten. Bestandteil des Projektes soll eine wissenschaftliche Begleitung sein.

 

Ziele dieses Projektes sollen unter anderem sein, die Kindergesundheit zu fördern und den Anteil an saisonal, regional und ökologisch produzierten Lebensmitteln zu erhöhen. Hierzu soll ein täglich gesundes Frühstück sowie ein Nachmittagsimbiss für alle Kinder angeboten werden sowie die Essenszubereitung zum gemeinsamen Anliegen aller Kinder und Erwachsenen in den einzelnen Einrichtungen werden.“ (Drs. 0092/2021)

 

Das Konzept für das Modellprojekt mit der Darstellung der teilnehmenden Einrichtungen und entsprechenden Kosten ist dem Jugendhilfeausschuss im Herbst 2021 zur Beschlussfassung vorzulegen.

 

Mit dieser Geschäftlichen Mitteilung wird dem Jugendhilfeausschuss zu den konzeptionellen Überlegungen sowie dem Verfahren zur Interessenbekundung zur Auswahl der bis zu 12 Kindertageseinrichtungen berichtet.

 

 

A) Konzeptionelle Überlegungen zur Gestaltung des Modellprojektes Ernährungsbildung in Kieler KTE

 

Ein wesentlicher Baustein für die gesunde Entwicklung eines Kindes ist die Ernährung. Das Essverhalten wird von früher Kindheit an geprägt. Die Auswahl und Qualität der Speisen aber auch eine positive Atmosphäre, die Mahlzeiten als lustvolles und soziales Geschehen ermöglicht, sind wichtige Rahmenbedingungen für die gemeinsame Einnahme von Mahlzeiten in den Kindertageseinrichtungen.

 

Wichtige Eckpunkte und Rahmenbedingungen rund um die Ernährung von Kindern in den Kindertageseinrichtungen werden in der Publikation „Lecker essen gut ernähren. Qualität in der Kita-Verpflegung“ dargestellt. Sie wurde von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Sektion Schleswig-Holstein verfasst und vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein herausgegeben.

Die Befähigung der Kinder zu einem selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Essverhalten, die Zusammenarbeit mit den Eltern und die Bedeutung der Fachkräfte und Eltern als Vorbild sind hierbei ebenso ausschlaggebend, wie die Auseinandersetzung mit einer ausgewogenen und genussvollen Ernährung im Alltag der Kindertageseinrichtungen.

Zur Umsetzung einer bedarfsgerechten und ausgewogenen Ernährung bietet der DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder eine praxisnahe Orientierungshilfe. Er wurde im Rahmen des Nationalen Aktionsplans „IN FORM Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“ im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft im April 2009 erstmalig veröffentlicht.

 

Mit der Gestaltung eines Modellprojektes zur Ernährungsbildung in Kieler Kindertageseinrichtungen wird ein bundesweit aktuelles und relevantes Thema aufgegriffen und darüber hinaus ein wichtiger Beitrag zur lokalen Umsetzung der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals), denen sich die LH Kiel verpflichtet hat, geleistet.

Das Modellprojekt nimmt Aspekte der Nachhaltigkeit - insbesondere der SDGs 2, 4, 12 und 15 auf, indem

-          der Anteil an saisonal, regional und ökologisch erzeugten Lebensmitteln erhöht wird, um lange Transportwege, lange Lagerzeiten in Kühlhäusern und der Anbau in beheizten Gewächshäusern zu vermeiden.

-          ein Frühstück und Nachmittagssnackr alle Kinder der am Modellprojekt teilnehmenden KTE ermöglicht wird, als Beitrag zu einer gerechteren Gesellschaft, einer gesunden nachhaltigen Ernährung, der Förderung sozialer Gerechtigkeit, der Unterstützung der lokalen und regionalen Wirtschaft sowie der Verhinderung von Hunger.

-          Verpackungsmüll und Lebensmittelabfälle vermieden werden, als Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz sowie dem Zero Waste City Konzept.

-          Kieler Kindertageseinrichtungen zu Orten werden, an denen Bildung zu den aktuellen Themen Gesundheit, Umweltschutz, Klimawandel und globale Gerechtigkeit im Alltag von Kindern, Familien und der Fachkräfte greifbar werden.

 

Vielfältige Kooperationen im Modellprojekt mit lokalen Akteuren und Betrieben, der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sowie städtischen Ämtern der LH Kiel zu den unterschiedlichen Themen sind möglich und angestrebt.

 

Das Thema Ernährungsbildung und Ernährung soll von den teilnehmenden Kindertageseinrichtungen im Rahmen des Modellprojektes bewusst in den Fokus genommen und in ihren Einrichtungen strukturell und konzeptionell verankert werden.

Zielgruppe für das Modellprojekt sind daher Einrichtungen, bei denen Ernährungsbildung ein wichtiges Anliegen der pädagogischen Fachkräfte und der Fachkräfte in der Küche in der KTE ist und die sich intensiver gemeinsam damit auseinandersetzen möchten. Die Qualität und Ausgewogenheit der Ernährung, die Rahmenbedingungen für eine genussvolle Ernährung in der KTE, Fragen der Nachhaltigkeit sowie verschiedene Maßnahmen zur Ernährungsbildung mit den Kindern und auch die Zusammenarbeit mit den Familien sollen dabei unter anderem Raum finden.

 

Ein besonderes Augenmerk soll u.a. auch auf der Abstimmung der Fachkräfte in den Küchen mit pädagogischen Fachkräften zu Ernährungsbildung, aktuell pädagogischen Themen dazu und deren Umsetzung u.a. im Speiseplan der Einrichtung liegen. Die Planung des Speiseplans inkl. Recherche zu einer ausgewogenen Ernährungsgestaltung, der Lebensmittelbeschaffung sowie die Teilnahme an Fortbildungen und die Teilnahme an einer wissenschaftlichen Begleitung bei den Fachkräften der Küche ist obligatorisch.

 

Es wird bei den KTE die Bereitschaft vorausgesetzt:

      zur Mitwirkung an der prozessorientierten wissenschaftlichen Begleitung,

      zur Fort- und Weiterbildung rund um das Thema Ernährungsbildung,

      zur Beteiligung von Kindern und Eltern,

      zur Beteiligung an der Entwicklung von Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Ernährungsbildung in Kieler Kindertageseinrichtungen.

In diesem Zusammenhang sollen auch die Fachberatungen der am Modellprojekt beteiligten Einrichtungen/Einrichtungsträger eingebunden werden.

 

Das Modellprojekt soll wissenschaftlich begleitet werden. Eine Vergabe wird nach Beschluss zur Umsetzung des Modellprojektes erfolgen.

Die wissenschaftliche Begleitung soll u.a. eine Beratung der teilnehmenden KTE in der Einrichtung, gemeinsame Fortbildungsangebote, die Teilnahme an der trägerübergreifenden Arbeitsgruppe zum Modellprojekt sowie eine Evaluation des Modellprojektes umfassen. Daraus resultierend sollen Empfehlungenr die Weiterentwicklung der Ernährungsbildung in den Kitas entstehen.

 

 

B) Interessenbekundung für Kindertageseinrichtungen für eine Teilnahme am Modellprojekt

 

r die Teilnahme an dem Modellprojekt „Ernährungsbildung gemeinsam gestalten“ wurde im Juni 2021 eine Interessenbekundung/ein Bewerbungsverfahren eröffnet. Zuvor wurde in der AG78 KTE der Beschluss des Jugendhilfeausschusses zum Modellprojekt Ernährungsbildung vorgestellt.

 

Das Amt für Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie das Jugendamt haben gemeinsam Kriterien entwickelt, nach denen die 12 Kindertageseinrichtungen ausgewählt wurden. An dem Modellprojekt sollen sowohl Kindertageseinrichtungen in städtischer und freier Trägerschaft teilnehmen. Als Bemessungsgrundlage wird der Anteil der Einrichtungen in der LH Kiel herangezogen. Demnach sollen 8 KTE in freier Trägerschaft und 4 KTE in sdtischer Trägerschaft ausgewählt werden.

 

Als Rahmen für die Auswahl wurde zudem festgelegt:

- Es sollen unterschiedliche Einrichtungsgrößen Berücksichtigung finden

- davon mind. 1 Familienzentrum,

- alle Bereiche sollten abgedeckt werden: Krippe, Elementar, Hort (nicht prioritär),

- die sechs Sozialzentrumsbezirke müssen vertreten sein: Mettenhof, Gaarden, Ost (Neumühlen-Dietrichsdorf/Wellingdorf/Ellerbek); Süd, Mitte, Nord.

 

r die Teilnahme an dem Modellprojekt haben sich insgesamt 16 Kindertageseinrichtungen beworben. Da es mehr Bewerbungen als Plätze gab, wurde vom Amt für Kinder- und Jugendeinrichtungen und dem Jugendamt ein Auswahlverfahren entsprechend der Rahmenkriterien durchgeführt. Es hatte kein Träger die Anwesenheit beim Auswahlverfahren gewünscht.

 

Besonderer Wert wurde auf die Trägervielfalt gelegt. Alle Träger konnten berücksichtigt werden. Die Übersicht zu den ausgewählten Kindertageseinrichtungen sowie den Kindertageseinrichtungen, die leider nicht berücksichtigt werden konnten, ist in der Anlage beigefügt.

 

Die Kindertageseinrichtungen/Träger wurden mit Schreiben im August über das Verfahrensergebnis informiert. Es wurde zudem mitgeteilt, dass erst nach einer Beschlussfassung mit der weiteren Planung des Modellprojektes fortgefahren werden kann, da mit dem Start des Projektes Ernährungsbildung die Bereitstellung der finanziellen Mittel im städtischen Haushalt verbunden ist.

 

 

C) Kosten des Modellprojektes

 

Zur Umsetzung des Modellprojektes würden Kosten für Lebensmittel, Personalkosten für die Küche, die wissenschaftliche Begleitung sowie eine einmalige Ausstattungskostenpauschale anfallen.

 

Es wird vorgeschlagen, mit der Umsetzung des Modellprojektes zu Beginn des Kitajahres 2022/23 zu starten. Dies würde eine gute Projektvorbereitung und konzeptionelle Rahmung gemeinsam mit den Trägern und Kindertageseinrichtungen ermöglichen.

 

 

 Rahmendaten:

-          2jähriges Modellprojekt

-          12 KTE, Gesamtkinderzahl 824 lt. Auswahl und Kinder nach Bedarfsplanung

-          Anteil an saisonal, regional und ökologisch produzierten Lebensmittel soll erhöht werden

-          Grundsatz: Von den teilnehmenden KTE wird die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Ernährungsbildung im Rahmen der pädagogischen Arbeit im Sinne einer Schwerpunktsetzung der KTE erwartet. Es gibt keine zusätzlichen Stunden für pädagogische Fachkräfte.

 

 

Übersicht über die entstehenden Kosten

 

 1. Lebensmittelkosten - Kosten für ein Frühstück und Nachmittagssnack + Erhöhung Anteil an saisonal, regional und ökologisch

 

      Pro Kind 0,70€/Tag

      240 Tage/Jahr

 

 

2. Personalkosten Küche bestehend aus einem Sockel und platzzahlbezogenem Personalaufwand, Hauswirtschaftskraft (HWK) EG 5 Mittelwerte Versorgungsausgleichkasse (VAK)

 

2.1 Sockelr alle 12 Einrichtungen gleich: 4 Std./Wo HWK EG 5 TVöD

 

Zusätzliche Aufgabenr die Küche im Projektzeitraum:

-          Zusätzliche Dokumentation Kosten für Frühstück und Nachmittagssnack, Erhebung für mind. 3 Monate, um tatsächliche Kosten für Lebensmittel zu ermitteln

-          Abstimmung mit päd. Fachkräften zu Ernährungsbildung, aktuellendagogischen Themen zur Ernährungsbildung und deren Umsetzung u.a. im Speiseplan der Einrichtung

-          Planung des Essensplans inkl. Recherche zu einer ausgewogenen Ernährungsgestaltung, ggfs. TN an Fortbildung, Teilnahme an wissenschaftlicher Begleitung Bestellung, Einkauf, Lebensmittelbeschaffung z.B. von regionalen Anbieter*innen, usw.

 

2.2 Personalaufwand abhängig von der Platzzahl der KTE: 1 min/Platz/Tag HWK EG5 TVöD

 

Zusätzliche Aufgaben derche, r das Frühstück und den Nachmittagssnack:

-          Geschirr spülen, ein- und ausräumen, bereitstellen

-          Einzelne Komponenten waschen, zubereiten/schneiden/kalte Küche

 

 

3. Ausstattungskostenpauschale

      Einmalig pauschal 5€ pro Platz

      r zum Beispiel r zusätzliches Geschirr, Milchkühler, etc., um drei Mahlzeiten in der KTE anbieten zu können

 

 

4. Wissenschaftliche Begleitung

      insg. 20.000€: u.a. Beratung, Fortbildungen, Evaluation, Empfehlungen

 

 

 

 

 

 

Zusammenfassung der Aufwendungen für 824 Kinder, 12 Einrichtungen,

gerechnet auf 2 Kitajahre

 

Art der Auf-

wendung

Aufwendungen Kitajahr

2022,

01.08-31.12.22

 

Aufwendun-

gen 2023

Aufwendungen Kitajahr 01.01. – 31.07. 2024

Gesamt-

aufwen-

dungen

für den Modell-

zeitraum 2 Jahre

Bemerkungen

Lebensmit-

telkosten

57.680€

138.432€

80.752€

276.864€

 

Personal-

kosten Kü-

che

(gerundet)

60.300€

 

147.000€

 

87.000€

 

294.300€

 

Aussta-

tungskosten-

pauschale

4120€

 

 

4120€

Einmalig zu Beginn

Wissen-

schaftliche Begleitung

4000€

10.000€

6000

20.000 €

 

Gesamt ca.

126.100€

295.432€

173.752€

595.284€

 

 

 

Eine Deckung der erforderlichen Haushaltsmittel kann nicht zur Verfügung gestellt werden.

 

Es erfolgen jedoch derzeit Aktivitäten, anteilig Fördermittel zur Umsetzung des Modellprojektes einzuwerben. Ob und in welchem Umfang dies gelingt, ist derzeit noch nicht absehbar.

 

 

 

 

 

Renate Treutel

rgermeisterin

 

Reduzieren

Anlagen

Loading...