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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0953/2023

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Beratungsfolge

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Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt

 

Das Referat Bildungsmanagement der Landeshauptstadt Kiel[1] informiert den Jugendhilfeausschuss, den Ausschuss für Schule und Sport und die Ratsversammlung über die Umsetzung der Wünsche von Eltern und Kindern beim Wechsel von der Kita in die Grundschule.

 

  1. Ausgangspunkt: Befragung von Kindern und Eltern

 

Es wurde im April 2022 die Untersuchung zur „Partizipation von Kindern und Eltern im Übergang von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule“ gestartet. Die Fach- und Lehrkräfte haben im Anschluss die Ergebnisse der Untersuchung für die pädagogische Praxis in einem ganztägigen Workshop ausgewertet.

 

Die Ergebnisse der Befragung der Kieler Kinder und Eltern am Übergang von der Kita in die Grundschule zeigen auf, was die Befragten in dieser Zeit des Wechsels beschäftigt (siehe Drs. 0753/2022).

 

Laut den Untersuchungsergebnissen ist der Übergang in der Landeshauptstadt Kiel aus der Perspektive der befragten Kinder und Eltern grundsätzlich gut organisiert. 

Die meisten Kinder freuen sich auf die Schule. Sowohl in der Kita als auch in der Schule werden die Fach- und Lehrkräfte als Personen wahrgenommen, die Kinder unterstützen und an die sie sich bei Schwierigkeiten wenden können. Das ist ein Zeichen der bisherigen guten (Zusammen-) Arbeit der Kieler Fach- und Lehrkräfte.

 

Ein wichtiges Thema für die Kinder der Untersuchung ist die Bedeutung der Freunde, die für sie eine wichtige Unterstützung bei diesem Wechsel darstellen. Durch die Verbundenheit mit den Freund*innen nehmen sie etwas Vertrautes aus dem Abschnitt mit, den sie hinter sich lassen. Die Freund*innen sind somit die größte Ressource im Übergang für die Kinder.

 

Die Ergebnisse der Befragung machen deutlich, dass für die Kinder die größte Umstellung darstellt, dass es in der Schule weniger Zeit zum Spielen gibt. Sie realisieren, dass sie in der Schule weniger frei über ihre Zeit bestimmen können, als in der Kindertageseinrichtung.
Ebenso stellen die Hausaufgaben für die Kinder in der Eingewöhnungs- und Ankommensphase eine zusätzliche Veränderung dar.

 

Außerdem beschäftigen sie die Pausen auf dem Schulhof. Sie freuen sich auf das Spielen mit ihren Freunden, erleben aber auch den Schulhof als Ort, an dem Konflikte und Auseinandersetzungen ausgetragen werden. Der Schulhof wird als eine Art „Arena“ betrachtet, in der sie ihre eigene Rolle erst finden müssen.


Die Rückmeldungen der Eltern lassen ein hohes Bedürfnis nach Information erkennen, z. B. werden konkretere Informationen zum Ablauf des Unterrichts, zur Organisation der Betreuung der Kinder im Nachmittagsbereich sowie zu konkreten Unterstützungsangeboten für das eigene Kind gewünscht.

In vielen Antworten kommt zum Ausdruck, dass sie sich eine engere Zusammenarbeit zwischen Kita und Grundschule sowie eine bessere Vorbereitung ihrer Kinder auf die Schule bzw. eine intensivere Unterstützung in der Schule wünschen.

 

Um einen Transfer der zentralen Erkenntnisse aus der Befragung in die Praxis zu ermöglichen, hat im März 2023 ein Workshop mit Kieler Fach- und Lehrkräften in sechs verschiedenen Arbeitsgruppen stattgefunden. Es wurden konkrete Lösungen erarbeitet: Was braucht es an Veränderungen oder Anpassungen in der Kita- und Schulpraxis, um den Wünschen der Kinder und Eltern gut zu begegnen? Wie kann der Weg dahin aussehen?

 

 

  1. Zentrale Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen

 

  1. Information und Vorbereitung von Kindern und Eltern auf den Übergang

 

Die Eltern wünschten sich in der Befragung frühzeitig und gut informiert zu werden. Rechtzeitige und gute Informationen geben den Eltern Sicherheit für die Zeit des Wechsels. Auch über die Kinder können Informationen und Sicherheit vermittelt werden.

 

Es gab folgende Ideen:

  • frühzeitige Elternabende mit allen Beteiligten 
  • Informationen für Eltern per Video auf der Schulhomepage     
  • frühzeitige und regelmäßige Besuche der Grundschule und der Schulkindbetreuung, um den zukünftigen Lernort Schule aktiv zu erleben
  • Kennlernbesuche von Kindern ermöglichen auch Eltern einen früheren Kontakt mit der Grundschule und deren Alltag

 

  1. Einen sanften Start in der Schule ermöglichen

 

Der Wechsel von der Kita in die Grundschule bedeutet für Kinder und Eltern viele Veränderungen in ihrem Alltag, neue Abläufe und den Aufbau neuer Beziehungen. Eltern benötigen in dieser aufregenden Zeit des Übergangs Orientierung. Das gibt letztendlich auch den Kindern Sicherheit.

 

Es gab folgende Ideen:

  • ein Leitfaden, der den Eltern als Fahrplan ausgehändigt werden kann
  • ein Tag der offenen Tür in der Grundschule und in der Schulkindbetreuung für einen ersten Eindruck
  • Schulprojekte der Kita in den Räumen der Grundschulen
  • ein gemeinsamer Informationsabend/-tag von Schule, Kita und Schulkindbetreuung bereits im September vor der Einschulung für frühzeitige Informationen und Möglichkeiten für Fragen der Eltern

 

 

 

 

  1. Raum und Regeln in der Schule: für ein friedvolles und demokratisches Miteinander

 

Viele Kinder nennen in den Befragungen zum Beispiel den Schulhof als Ort des Spiels aber auch der Konflikte. Herausgestellt wurde in der Arbeitsgruppe, dass es um eine gemeinsame Haltung aller Beteiligten bezüglich Regeln und friedvollem Miteinander geht. Eine große Bedeutung hat auch das bewusste Handeln der Fach- und Lehrkräfte als Vorbilder. Dies setzt einen guten gemeinsamen Austausch aller Beteiligten auf Augenhöhe voraus.

 

Es gab folgende Ideen:

  • Austausch und Abgleich der Regeln in Kita, Schule und Schulkindbetreuung für die Kinder
  • auf bekannte und geteilte Regeln aufbauen und diese im Laufe der Zeit für einem gemeinsamen "roten Faden" anpassen
  • Möglichkeit für die Kinder, die neuen Räume und Regeln begleitet von Fach- oder Lehrkräften kennenzulernen
  • Raum für Fragen, mögliche Unsicherheiten und Ängste der Kinder ermöglichen

 

  1. Pädagog*innen in ihrer Rolle stärken

 

Die Befragung zeigt die große Bedeutung von Fach-und Lehrkräften für die Kinder und die Eltern. Sie sind für die Kinder die ersten Ansprechpersonen in Kita und in Grundschule und begleiten diese durch den Alltag. Dabei sind sie die emotionale Stütze, geben den Kindern Orientierung und gestalten die Regeln des Miteinanders. Somit sind Fach- und Lehrkräfte so viel mehr als „nur“ die Bezugspersonen, die den Kindern neues Wissen und Kompetenzen beibringen. Umso wichtiger ist es, sie bei dieser wichtigen Aufgabe zu unterstützen, damit sie diese gut wahrnehmen können. 

 

Es gab folgende Ideen:

  • kontinuierliche Fortbildungen für die Fachkräfte aus den Bereichen Schule, Kita und Schulkindbetreuung
  • Zusammenarbeit von Kita- und Lehrkräften in Tandems für gemeinsame Absprachen und größeres gegenseitiges Verständnis
  • Einbindung der Lehrkräfte bereits in die Kitaprojekte
  • regelmäßige Besuche der Grundschule und Schulkindbetreuung von den zukünftigen Schulkindern im letzten Kitajahr
  • Erarbeitung eines Zeitplans für den Übergang sowie eine kindgerechte Infobroschüre

 

  1. Kinder als Individuen im Blick behalten

 

Auch wenn es den meisten Kindern gut gelingt den Übergang von der Kita zur Grundschule zu meistern, starten einige Kinder unter erschwerten Bedingungen. Es wurde in der Diskussion deutlich, dass die Zeit für Austausch und Gespräche am Übergang grundsätzlich und vor allem für Kinder mit besonderen Bedarfen eine Voraussetzung für einen guten Start in der Grundschule sind. Nur durch den gemeinsamen Dialog kann individuell auf die Kinder und ihre Bedürfnisse eingegangen werden. 

 

Es gab folgende Ideen:

  • mehr zeitliche und personelle Ressource für einen intensiven Austausch aller: Eltern, Fach- und Lehrkräfte aus Grundschule, Kita und Schulkindbetreuung
  • Doppelbesetzung im Unterricht für das erste Halbjahr
  • mehr Ankerklassen (siehe Drs. 0189/2021)
  • Fortführung bestehender Fördermaßnahmen der Kinder in Schule

 

  1. Schulkindbetreuung als Potential am Übergang nutzen

 

Die Befragung hat gezeigt, dass Eltern und Kinder gegenüber der Schulkindbetreuung positiv eingestellt sind. Es wurde jedoch auch deutlich, dass sie sowohl vor als auch kurz nach der Einschulung wenig Vorstellung über die konkrete Ausgestaltung der Schulkindbetreuung haben.

Es gab folgende Ideen:

  • regelmäßige Besuche in der Schulkindbetreuung von den zukünftigen Schulkindern im letzten Kitajahr
  • Fachkräfte der Schulkindbetreuung als Ressource am Übergang nutzen, z.B. als Begleitung der Schulbesuche der Kitakinder
  • ein festes Bezugserzieher*innensystem für die einzelnen Klassen in der Schulkindbetreuung für feste Ansprechpersonen für die neuen Erstklässler*innen
  • Aufwertung der Schulkindbetreuung als fester Teil der Grundschule
  • gemeinsame Elternabende von den Lehrkräften der Grundschule und den Fachkräften der Schulkindbetreuung
  • mehr Personal sowie mehr Stunden für den Austausch zwischen Kita, Grundschule und Schulkindbetreuung
  • klare Vorgaben der Zusammenarbeit zwischen den Bildungsinstitutionen
  • ausreichend Räume für die Schulkindbetreuung

 

 

  1. Fazit und Ausblick

 

Mit der Befragung der Kieler Kinder und Eltern am Übergang von der Kita in die Grundschule nimmt die Stadt Kiel konkret die Perspektive der Expert*innen in eigener Sache bei diesem Wechsel in den Blick und die gesetzlich verankerte Pflicht zur Beteiligung der Betroffenen ernst.

 

Auf der Veranstaltung konnte eine Bandbreite an Impulsen und Ideen gesammelt werden, die es nun im Sinne der Kinder und Eltern in der Praxis umzusetzen gilt.

Das Arbeitsbündnis Übergang Kita-Grundschule berücksichtigt die Studien- und Workshopergebnisse bei der Erarbeitung der Standards für die Übergangsgestaltung in Kiel. So wird beispielsweise als erste konkrete Umsetzung die Idee des Elternleitfadens vom Arbeitsbündnis aufgegriffen. Es wird für die Eltern ein Leitfaden mit einem Zeitplan sowie grundlegenden Informationen für das letzte Jahr vor der Einschulung entwickelt.

Die Ergebnisse des Workshops wurden allen Kindertageseinrichtungen, Grundschulen sowie
Einrichtungen der Schulkindbetreuung als Anregung zur Verfügung gestellt und eine Zusammenfassung auf der Internetseite Übergang Kita - Grundschule (kiel.de) veröffentlicht.
 

 

 

 

Renate Treutel

Bürgermeisterin

 

 


[1] Weiterführende Informationen zum Konzept der Bildungsregion und den Aktivitäten des Kieler Bildungsmanagements sind unter www.kiel.de/bildungsregion abrufbar.

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Anlagen

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