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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 1112/2020

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Beratungsfolge

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Antrag

 

 

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Sachverhalt/Begründung

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Im März 2020 ist die Verwaltung durch die Ratsversammlung beauftragt worden, auf dem von der Landeshauptstadt Kiel im Dezember 2019 angekauften Nordteil des Gewerbe- und Industriegebietes Alt-Friedrichsort („strandOrt“) einen „Lerncampus Bau“ zu entwickeln. (Drs. 0217/2020).

 

Hintergrund für den Beschluss war einerseits die Werkhalle am RBZ am Schützenpark, die sich in einem derart schlechten baulichen Zustand befindet, dass eine Sanierung nicht mehr wirtschaftlich ist und es dringend eines Ersatzbaus bedarf (Drs. 0863/2018). Andererseits befanden sich sowohl die Innung des Baugewerbes Eckernförde-Kiel-Plön als auch die Handwerkskammer Lübeck auf der Suche nach einer Fläche im Stadtgebiet Kiel für den Neubau ihrer Berufsbildungsstätten.

 

Aus den verschiedenen Sachverhalten und Bedarfen wurde die Idee entwickelt, die Bedarfe und die Flächen zu bündeln und gemeinsam in einem „Lerncampus Bau“ zu konzentrieren. Der Leitgedanke für diese Überlegungen war, in vielen Bereichen der beruflichen Bildung Synergien zu schaffen, Berufsfelder sowie Lerninhalte besser aufeinander abzustimmen und somit Lern- und Ausbildungserfolge der Schüler*innen zu maximieren.

 

In Schleswig-Holstein gibt es entsprechende innovative Modelle (Travemünder Modell und Berufsbildungszentrum Mölln), die eine enge Zusammenarbeit der überbetrieblichen Ausbildung und der schulischen Ausbildung seit Jahren praktizieren.

 

Ein möglicher Ort für den Lerncampus wurde über die Kieler Wirtschaftsförderung (KiWi) im Gewerbe- und Industriegebiet Friedrichsort („strandOrt“) auf einem rund 2,5 ha großen Grundstück gefunden. Es lag nahe, die handwerkliche Ausbildung der Schüler*innen an einem Ort stattfinden zu lassen, der zukünftig für gewerbliche und industrielle Nutzung entwickelt wird.

 

Gestützt durch den Ratsbeschluss aus dem März 2020 sind alle Beteiligten sehr ambitioniert mit dem Ziel gestartet, sowohl fachliche, pädagogische wie räumliche Synergien zu erschließen. Die herausfordernde Aufgabe stand unter einem großen Zeitdruck, da bereits bewilligte Fördermittel eines Partners zu verfallen drohten.

 

 

 

 

Eine im Spätsommer durch die KiWi für den „strandOrt“ beauftragte Machbarkeitsstudie hatte gezeigt, dass es städtebaulich durchaus Synergien gibt, wenn es gelingt, Gastronomie, Veranstaltungen und Parkmöglichkeiten gemeinschaftlich zu nutzen sowie gemeinsam flächeneffizient und wirtschaftlich in die Höhe, statt auf einer Ebene zu bauen.

 

Ergebnis:

 

Bei der Analyse der zwischenzeitlich erarbeiteten jeweiligen Raumprogramme, deren Auslastungsgrad sowie mögliche gemeinsame Nutzungen, hatte sich zum großen Bedauern aller Beteiligten schlussendlich herausgestellt, dass die erhofften und anfänglich vermuteten Synergieeffekte im pädagogischen und wirtschaftlichen Bereich nicht in ausreichendem Umfang erzielt werden konnten, um die beabsichtigte Lernortkooperation für alle Partner*innen wirtschaftlich vertretbar zu realisieren. 

 

Die Akteure werden getrennte Bauvorhaben in unterschiedlichen Zeitachsen realisieren, da sich unter dem enormen Zeitdruck nicht ausreichend räumliche Synergien entwickeln lassen, die wirtschaftlich vertretbar wären.

 

Hintergrund dieser Entwicklung:

 

Der Flächenbedarf der Innung des Baugewerbes Eckernförde-Kiel-Plön in Höhe von rund

10.000 m² stand zu Beginn des gemeinsamen Prozesses fest (Drs. 0217/2020), da bereits Fördermittel für den Bau eingeworben wurden .

 

Die Handwerkskammer Lübeck ist noch in der Entwicklungsphase und wird, wenn die Rahmenbedingungen genauer bekannt sind, ihren Flächen- und Raumbedarf näher konkretisieren.

 

Mit dem RBZ Schützenpark wurde entwickelt, welche Raumbedarfe entstehen, wenn sinnvollerweise die Ausbildungszweige Bau (zurzeit: Ausbaufacharbeiter*innen (Zimmerarbeiten), Bauunterstufe u. a. für die Berufe Beton- und Stahlbetonbauer*innen, Fliesen- Platten- und Mosaikleger*innen, Kanalbauer*innen, Maurer*innen und Straßenbauer*innen inkl. deren 2-jährigen Ausbildungen, Zimmerer*innen, Vermessungstechniker*innen, Tischler*innen, Fahrzeuglackierer*innen, Maler*innen) mit einer Werkhalle und entsprechenden Klassenräumen in den Lerncampus wechseln, um ein Pendeln der Auszubildenden zwischen dem Schützenpark und Friedrichsort zu vermeiden sowie fachliche und räumliche Synergien vor Ort zu heben.

Es bestand die Hoffnung, dass der auf diese Weise entstehende räumliche Mehrbedarf in Kooperation mit den anderen Partner*innen durch die pädagogische Verbindung von Berufsschul- und überbetrieblicher Ausbildung teilweise aufgefangen werden könnte.

 

Es zeigte sich im Rahmen der Machbarkeitsstudie, dass sich Synergien über die gemeinsame Nutzung von Parkflächen, der Mensa bzw. eines Gastronomiebereiches und ggf. über Veranstaltungsflächen erzielen ließen.

 

Es ergaben sich Einschränkungen in der Synergiegewinnung durch die Situation, dass lediglich die Ausbildungsberufe der Tischler*innen und der Friseur*innen zwischen Handwerkskammer Lübeck und RBZ deckungsgleich sind, während hingegen die Ausbildungsberufe des AZB und des Baubereiches des RBZ am Schützenpark übereinstimmen.

 

Zudem wurde deutlich, dass die Auslastungsquoten dieser Räumlichkeiten in Anbetracht der eigenen Anforderungen der beiden Partner*innen keine Nutzung in nennenswertem Umfang für das RBZ ermöglichen, sondern die notwendigen räumlichen Ressourcen für das RBZ alle neu geschaffen werden müssten.

Bis auf eine moderne und zukunftsfähige Werkhalle stehen diese jedoch am RBZ Schützenpark zur Verfügung.

Schlussendlich hätte es bedeutet, dass anstelle eines Ersatzbaus einer abgängigen Werkhalle ein kleines RBZ in einem nicht vertretbaren finanziellen Bauvolumen neu hätte gebaut werden müssen.

 

 

Ausblick

 

r die Kieler Bildungslandschaft ist es sehr bedauerlich, dass der geplante „Lerncampus Bau“ nicht realisiert wird. Rückblickend ist von den Akteuren aber eine Vision verfolgt worden, für die es sich gelohnt hat, diesen immensen Prüfaufwand zu betreiben. Es fiel allen denkbar schwer, diese Idee aufgrund der nicht vertretbaren Wirtschaftlichkeit loszulassen.

 

Zukünftig soll gemeinsam ausgelotet werden, wie die überbetriebliche und die Berufsschulausbildung auch über getrennte Orte im Stadtgebiet Kiel sinnvoller als bisher miteinander verzahnt werden können.

 

Das Amt für Schulen wird nun schnellstmöglich den Neubau einer Werkhalle am RBZ Schützenpark planen und dazu Gespräche mit dem RBZ am Schützenpark und der Immobilienwirtschaft aufnehmen.

 

 

 

 

 

Renate Treutel

rgermeisterin

 

 

 

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