Internationales Kiel

Wir bauen Brücken

Wer sind die Personen, die die internationalen Partner­schaften Kiels prägen und voranbringen? Es sind Menschen aus den Verwaltungen, aus der Zivil­gesellschaft, aus allen Lebens­bereichen wie Kultur, Bildung oder Sport. Sie setzen sich ein für grenz­überschreitende Zusammen­arbeit und bauen Brücken in andere Kulturen.

Jeden Monat stellen wir eine*n Brückenbauer*in aus Kiel oder aus den Partnerstädten in einem Kurzinterview vor. Sie kennen Leute, die unbedingt dazugehören? Dann lassen Sie uns das gerne wissen.

 

Aarhus, Gdynia und Vaasa
Gerd Neuner - Neue Arbeit - Neue Kultur Kiel e.V.

Zwei ältere Herren mit Plakat in der Hand auf Holzpalletten sitzend
Gerd Neuner und Peter Dohse vom Verein "Neue Arbeit - Neue Kultur Kiel e.V.", Foto: Hannah Krist.

Wer bist du und was genau machst du?

Mein Name ist Gerd Neuner. Ich bin Vorsitzender des Vereins Neue Arbeit – Neue Kultur Kiel e.V. (NANK Kiel e.V.). Bis 2012 war ich als Programmbereichsleiter (Programmbereich Politik Mensch Gesellschaft) an der Förde-vhs tätig. Mich hat seit jeher begeistert, Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammen zu bringen, um voneinander zu lernen. Das Thema Inklusion und Theaterarbeit hat sich im Laufe der Jahre zu einem Schwerpunkt meiner Arbeit im Verein entwickelt. Für das „integrative Theater Kiel - nordbretter“ obliegt mir die organisatorische Leitung seit 2016.

Worum geht es in deinem aktuellen Projekt zwischen Kiel und den Partnerstädten Aarhus, Gdynia und Vaasa?

Das integrative Theater Kiel wird im Rahmen der Kulturregelförderung durch die Landeshauptstadt Kiel gefördert. Mit dieser Förderung ist auch der Auftrag verbunden, eine Vernetzung mit internationalen inklusiven Theatergruppen zu initiieren. 

Gestartet hat die Vernetzungsarbeit im Jahr 2017 mit einem Besuch und einer Aufführung des integrativen Theaters in Vaasa (Finnland). Dieser Start war sehr vielversprechend, sodass wir auch Kontakt mit den Theatergruppen unserer Kieler Partnerstädte Aarhus und Gdynia aufgenommen haben. 

Nach unseren Besuchen in Aarhus und Gdynia werden die Theaterleitungen der drei Partnerstädte jetzt zu uns zum includo-Theaterfestival vom 25. bis 28. August kommen und mit uns im Rahmen einer Gesprächsrunde Möglichkeiten und Details einer künftigen Kooperation erörtern.

Themenbereiche dieser kulturellen Gesprächsrunde sind:

  • Gestaltung künftiger kultureller grenzüberschreitender Zusammenarbeit.
  • Digitale Zusammenarbeit: Möglichkeiten und Voraussetzungen.
  • Gegenseitige Treffen vor Ort.
  • Umgang mit Sprachbarrieren (Kooperation und Theaterarbeit).
  • Gemeinsame Fördermittelakquise

Viele Fragen, in denen im Mittelpunkt immer die Akteure, die Schauspielerinnen und Schauspieler stehen sollen.

Acht fröhlich-bunt gekleidete Menschen spielen Theater und musizieren.
Das Splittergale Ensemble aus Aarhus in Aktion, Foto: Peter Dohse.

Weshalb findest du internationale Arbeit wichtig?

Der europäische Gedanke ist nach wie vor das treibende Motiv für mein Engagement. Der kulturelle Austausch hat mich immer in meiner Arbeit beflügelt, insbesondere weil verschiedene Kulturen unterschiedliche Blickwinkel einnehmen.

 Die von mir initiierten internationalen Kontakte in mehrere europäische Länder, das Kennenlernen anderer Menschen, anderer Sozialsysteme, anderer gesellschaftlicher Umgangsformen, insbesondere für und mit Menschen mit Behinderung, hatten für viele Beteiligte nachhaltige positive Effekte. Kulturübergreifende Zusammenarbeit fördert die Kreativität, unkonventionelle Lösungen und Innovationen können entstehen.

Interkulturelle Zusammenarbeit steht für Organisationen und Gesellschaften, in denen ein tiefes Verständnis und Respekt für alle Kulturen herrscht. Interkulturelle Kommunikation konzentriert sich auf den gegenseitigen Austausch von Ideen, kultureller Normen und die Entwicklung tiefer Beziehungen.

 Als Netzwerker habe ich viele Vereine, Verbände und Menschen, die im Bereich Inklusion tätig sind, zusammenführen und beraten können.

Was hat dich am meisten während deines Projekts mit den Partnerstädten überrascht?

Die überbordende und völlige unerwartete Gastfreundschaft hat mich sehr überrascht und beeindruckt. Außerdem bin ich sehr angetan von der Offenheit, über grenzüberschreitende theatrale Kooperationen nachzudenken.

Was würdest du anderen Engagierten, die ein internationales Projekt planen, mit auf den Weg geben?

Meine Mitstreiterinnen, Mitstreiter und ich können nur von positiven Erfahrungen und einem Gewinn an Lebensfreude berichten; deshalb die dringende positive Empfehlung: Macht Euch auf den Weg! Grenzüberschreitende Kontakte aufzubauen, ist einfacher als es auf den ersten Blick aussieht. Selbst sprachliche Hürden sind im realen Kontakt eher nebensächlich. Eines hilft einem hier bestimmt: Neugierde und Offenheit.

Interkulturelle Kompetenz gehört mittlerweile zu den wichtigsten Themen, wenn es um professionelle Qualifikation geht, sie bildet sich mit der Zeit und mit Erfahrung. Bei respektvoller Herangehensweise bietet sie Chancen auf Verständnis für andere Kulturen und deren Eigenarten und Gewohnheiten. Sie relativiert auch eigene Maßstäbe und scheinbare Selbstverständlichkeiten.

Im professionellen Bereich geht es darum, dass man die Fähigkeit aufbaut, empathisch mit anderen Menschen zu sein, die unter Umständen ganz anders ticken als man selbst. Wenn man anfängt in einem internationalen Team zu arbeiten, kann es sein, dass man am Anfang erst einmal aus der eigenen Komfortzone herauskatapultiert wird.

Denn vieles, was für einen selbstverständlich ist, an das man gewöhnt ist, egal ob es mit Arbeitsabläufen oder dem Umgang im Team zu tun hat, muss man neu überdenken. Man wird vieles in Frage stellen und sich dazu bereit erklären müssen, auf Neues offen und flexibel einzugehen und kompromissbereit zu sein.

Das Arbeiten in internationalen Teams weitet ungemein den eigenen Horizont, daran besteht aus meiner bisherigen Arbeit und Erfahrung kein Zweifel.

Mitwirkende auf der Bühne beim Includo Theaterfestival im August 2022.
Mitwirkende beim "Includo Theaterfestival" Kiel im August 2022, Foto: Peter Dohse.

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