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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 1055/2023

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Beratungsfolge

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Sachverhalt/Begründung

Das Jugendamt informiert über den Abschlussbericht der Evaluation der Projekte „Einsatz von heil-/ pädagogischen Zusatzkräften in der Krippen- und Elementarbetreuung der Gaardener Kitas“ und „Einsatz von Zusatzkräften der Jugendhilfe in der Eingangsstufe an zwei Gaardener Grundschulen“.

 

Pädagogische Zusatzfachkräfte im Rahmen von Gaarden hoch 10

 

Bildungs-, sozial- und jugendhilfepolitische Akteure haben im Rahmen der Stadtentwicklung ‚Gaarden hoch 10‘ Strategien und Konzepte zum Ausgleich struktureller Benachteiligung auf dem Bildungsweg zusammengetragen. Daraufhin wurden Projekte von der Verwaltung entwickelt und von der Selbstverwaltung beschlossen. Hierzu zählen insbesondere der Einsatz zusätzlicher Kräfte an Gaardener Kindertagesstätten sowie an Gaardener Grundschulen. Beide Projekte werden über die Landeshauptstadt Kiel finanziert.

 

  • Pädagogische Zusatzfachkräfte in Gaardener Kitas

Seit Juni 2019 erhält jede Kitagruppe in Gaarden eine heil-/pädagogische Zusatzfachkraft im Umfang von 9 bis 10 Stunden pro Woche. Insgesamt 65 Kitagruppen in 13 Einrichtungen werden erreicht.

Das Finanzvolumen beträgt rund 880 T€ (Ist 2022) bzw. 1 Mio.€ (Plan 2023).

 

  • Pädagogische Zusatzfachkräfte in Gaardener Grundschulen

Im Schuljahr 2019/20 wurde jede erste Klasse der Hans-Christian-Andersen-Schule und der Fröbelschule mit einer pädagogischen Zusatzfachkraft ausgestattet. Seit dem Schuljahr 2020/21 profitieren alle Kinder der Eingangsstufe (1. und 2. Klasse) von einem Tandem bestehend aus der Klassenlehrkraft und der Klassenbegleitkraft.

Das Finanzvolumen beträgt rund 630 T€ (Ist 2022), bzw. 760 T€ (Plan 2023).

 

 

 

 

Damit wurde ein bedeutsamer präventiver und niedrigschwelliger Ansatz der Unterstützung innerhalb der Regeleinrichtungen etabliert, mit dem alle Kinder, die in Gaarden eine Kita oder Grundschule besuchen, erreicht werden. Bildungs- und Teilhabechancen von armutsgefährdeten Kindern und deren Familien werden substanziell gestärkt.

 

Evaluation der Fachhochschule Kiel

 

Um Entwicklungen nachzuzeichnen sowie die Wirkung und Wirksamkeit der beiden Pilotvorhaben auszuwerten, hat die Landeshauptstadt Kiel die Kieler Fachhochschule mit der wissenschaftlichen Begleitforschung beauftragt.

Die Kosten der Evaluation betrugen zwischen 2020 und 2023 insgesamt 230,4 T€.

 

In einem dreijährigen Prozess hat Prof. Dr. Kai Marquardsen mit seinem Team quantitative und qualitative Daten gesammelt. Zwischen August 2020 und Juli 2023 wurden multiperspektivisch und mehrdimensional Wechselwirkungen und Effekte analysiert.

 

Der Bericht umfasst Daten, die Aspekte des Lebens und Aufwachsens in Gaarden erhellen. Der aktuelle Stand der Etablierung und der Arbeit der Zusatzfachkräfte wird beschrieben sowie kurz- bis mittelfristig ablesbare Wirkungen auf Bildungs- und Teilhabeprozesse werden benannt. Wie auch bei der konzeptionellen Einführung und Umsetzung hatten die mit der Pandemie einhergehenden Einschränkungen einen deutlichen und schwer messbaren Einfluss.

 

Zwischenergebnisse zu den Klassenbegleitkräften wurden der Selbstverwaltung in der Drucksache 0300/2021 vorgestellt. Zu dem Einsatz von heil-/pädagogischem Zusatzpersonal wurde in der Drucksache 0912/2021 berichtet. Wesentliche Ergebnisse und Erkenntnisse des anliegenden Abschlussberichtes werden nunmehr vorgestellt.

 

Einordnung der Sozialstruktur im Bereich Bildungsvoraussetzungen

 

Die folgenden Werte zeigen exemplarisch auf, dass die Startbedingungen von Kindern und deren Familien in Gaarden im Verhältnis zum Durchschnitt des städtischen Gesamtgebietes ungleich sind. Ungleiches braucht entsprechende stützende und ausgleichende Maßnahmen zur Verbesserung von Teilhabe und Chancengleichheit.

 

  • Bei ungefähr der Hälfte der Gaardener Kinder in den Schuleingangsuntersuchungen besaß die Mutter und/oder der Vater eine nicht-deutsche Nationalität. In Kiel insgesamt waren es nur gut ein Viertel der Mütter und Väter. Bei 44 Prozent der untersuchten Kinder war die Muttersprache nicht Deutsch. In Kiel insgesamt traf das nur auf 14,5 Prozent der Kinder zu.
  • Verglichen mit der gesamten Stadt Kiel haben mindestens drei Mal so viele Mütter und doppelt so viele Väter in Gaarden keinen Schulabschluss.
  • Kinder in Gaarden haben ein höheres Risiko, in einem Haushalt aufzuwachsen, in dem ein oder beide Elternteile keiner Berufstätigkeit nachgehen.
  • Die Zahngesundheit der Kinder an den Gaardener Kitas und Grundschulen hat sich deutlich verbessert. Dies zeigt sich in den Kitas anhand des höheren Anteils an Kindern mit naturgesunden Zähnen und in den Schulen anhand des geringeren Anteils an kariösen Zähnen.
  • Doppelt so viele Kinder wie in der gesamten Stadt Kiel erhielten bei der Schuleingangsuntersuchung eine Arztüberweisung aufgrund von Über- oder Untergewicht.
  • Der heilpädagogische Förderbedarf der Kinder in Gaarden ist zwischen 2018 und 2021 erheblich angestiegen, danach wieder gesunken. Im Vergleich wurde bei Kindern in Gaarden bei den Schuleingangsuntersuchungen mehr als zweieinhalb Mal so häufig ein hoher Förderbedarf festgestellt wie in Kiel insgesamt.
  • Für fast zwei Drittel der untersuchten Gaardener Kinder wurde im Einschulungsjahr 2022 eine schulärztliche Empfehlung zur Sprachförderung ausgesprochen.

 

 

  • Der hohe Anteil an Kindern mit Sprachstörungen in Gaarden steht im Kontrast zu einem verhältnismäßig geringen Anteil an realisierter therapeutischer Förderung.
  • Die Sprachkompetenz bei den Kindern in Gaarden mit Deutsch als Fremdsprache ist leicht gestiegen. Gleichzeitig ist der Anteil der Kinder mit Deutsch als Zweitsprache, die über keine oder lediglich rudimentäre Deutschkenntnisse verfügten, ebenfalls leicht gestiegen.
  • Die Zahl der Arztüberweisungen aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten im Zusammenhang mit der Schuleingangsuntersuchung hat sich im Zeitverlauf mehr als verdoppelt (von 6,6% in 2018/19 auf 15,6% in 2022/23).

 

Ergebnisse in den Kitas

 

Wesentliche Bausteine für das Projekt waren die bedarfsgerechte Förderung von Kindern in Kleingruppen oder im Einzelkontakt, die Intensivierung der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit den Sorgeberechtigten sowie die Arbeit mit den Fachkräfteteams, um die Sensibilität und das Know-How für die inklusive Förderung von Kindern zu unterstützen.

 

Anhand der qualitativen Befragungen der Zusatzfachkräfte sowie der Kita-Teams konnten deutliche Erfolge festgestellt werden. Beispielhaft seien einige genannt:

  • Der individuelle Blick auf die Kinder schafft mehr Möglichkeiten der Partizipation im Kita-Alltag. Die vielfältigen Bedürfnisse von Kindern werden besser gesehen. Alle Kinder haben mehr Gelegenheit, ihre Wünsche zu artikulieren und umzusetzen.
  • Durch die Arbeit der Zusatzfachkräfte finden weniger Ausgrenzungsprozesse statt.
  • Die Zusatzfachkräfte wirken als Bindeglied zwischen externen Hilfeangeboten und der Kita. Sie verstärken damit die Förderung der Kinder in der Kita.
  • Wartezeiten zwischen der Feststellung von Förderbedarfen auch außerhalb der Kita bis zum Einsetzen dieser Förderung, z.B. von Frühfördermaßnahmen, können gut überbrückt werden.
  • Die Zusatzfachkräfte wirken entlastend für die Kita-Teams, so dass diese mehr Zeit für ihre pädagogische Arbeit für einzelne Kinder und die Gruppe haben. Die Qualität der Arbeit mit den Kindern in den Kita-Teams steigt.
  • In der Kita findet ein stärkerer Austausch über inklusive Arbeit statt. Das Know-how im Team steigt.
  • Die Gestaltung der Beziehung zu den Sorgeberechtigten verbessert sich; die Zusatzfachkräfte werden als Brückenbauer*innen bezeichnet, die den Familien helfen, ihren Lebensraum zu erweitern. Familien lernen Bildungs-/Freizeit-/Förderangebote in ihrem Stadtteil besser kennen, können sich mehr Kompetenzen aneignen und erhalten mehr Möglichkeiten, ihren Alltag zu gestalten.

 

Auch in den quantitativen Untersuchungen gibt es vielversprechende Ergebnisse:

  • Die Anzahl der Einzel-Integrationsmaßnahmen ist in den Jahren 2021 und 2022 in den Gaardener Kitas deutlich zurückgegangen (von 24 Maßnahmen in 2020 auf 14 bzw. 16 Maßnahmen in 2021 und 2022).
  • Bei den Frühfördermaßnahmen ist nach einem Anstieg in 2020 im Jahr 2022 ebenfalls ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen, der noch unter dem Niveau der Fallzahlen vor Corona liegt (von 58 bzw. 61 Maßnahmen in den Jahren 2020 und 2021 auf 23 Maßnahmen in 2022).

 

Erkenntnisse im Übergang Kita / Schule:

 

In der Evaluation wird der Übergang von der Kita in die Grundschule in den Blick genommen. Als Quelle dienen im Wesentlichen Aussagen aus den Gruppendiskussionen mit den Klassenbegleiter*innen, den Lehrkräften sowie mit Schüler*innen und die Angaben aus den Expert*inneninterviews.

 

 

Dabei wird deutlich, dass unter pandemischen Bedingungen die institutionsübergreifende Kooperation generell massiv erschwert war. Die über den Einsatz der Zusatzkräfte gewünschten Effekte konnten sich in Art und Umfang entsprechend nur schrittweise und an den jeweiligen pandemischen Vorgaben orientiert entfalten. Grundsätzlich sind ein hohes Bewusstsein für die Notwendigkeit der Begleitung im Übergang sowie eine hohe Motivation und Engagement erkennbar. Einzelfall- und standortbezogen gibt es sehr gute Ansätze und Erfahrungen in der Umsetzung der Begleitung und Kooperation im Übergang.

 

Die Pandemie trug auch dazu bei, dass Sorgeberechtigte Förderempfehlungen nicht umgesetzt haben. Über die Schuleingangsuntersuchungen wurde festgestellt, dass im Vergleich zum gesamten Stadtgebiet weniger Förderungen, wie Logopädie und Ergotherapie in Anspruch genommen wurden. Als hemmende Faktoren zur Umsetzung von Förderempfehlungen werden auch fehlendes Wissen, ein hoher Aufwand und fehlende Energie benannt; viele Familien in prekären Lebenslagen befinden sich in einem „Überlebens- und Notwendigkeitsmanagement“, bei dem andere Prioritäten gesetzt werden müssen.

 

Besonders vor dem Hintergrund ist die Gestaltung eines guten Überganges immens bedeutsam. Im Bericht wird die „Brückenfunktion“ der Zusatzkräfte an Gaardener Kitas und Schulen herausgearbeitet. Hier wird Potenzial für Verbesserungen gesehen. Organisatorische Hürden und Herausforderungen müssen dabei in den Blick genommen werden. Hierzu zählt auch, dass Gaardener Kinder nicht nur auf die HCA oder die Fröbelschule wechseln, sondern an vielen weiteren Schulstandorten eingeschult werden.

 

Ergebnisse an den Schulen

 

Zu den wesentlichen Aufgaben der Klassenbegleitkräfte gehört es, situativ und unmittelbar im Schulalltag ausgleichend zu agieren. Im Fokus stehen die alltäglichen Bedarfe und die individuellen Bedürfnisse der Schüler*innen. Auf schwierige Lernausgangslagen wird im Team gemeinsam mit den Lehrkräften reagiert. Die Tandems - bestehend aus Lehrkraft und Klassenbegleitung - tragen dazu bei, dass Schule ein Ort ist, an dem sich die Kinder willkommen und angenommen fühlen, sie erleben weniger Stress und haben mehr Freude beim Lernen.

 

Qualitative und quantitative Daten wurden über Befragungen der Klassenbegleitkräfte, der Klassenlehrkräfte, der Sorgeberechtigten und der Schüler*innen erhoben. Darüber hinaus fanden teilnehmende Beobachtungen und Gruppendiskussionen mit den Klassenbegleiter*innen, den Lehrkräften sowie mit Schüler*innen statt. Die Fröbelschule und die Hans-Christian-Andersen-Schule haben ferner die Zeugnisbewertungen zu den außerfachlichen Kompetenzen zur Verfügung gestellt.

 

Zu den gesichert positiven Effekten durch den Einsatz der Klassenbegleitung zählen beispielhaft:

  • Das Schul- und Klassenklima hat sich verbessert. Es ist ruhiger, stressfreier und es bleibt mehr Zeit, um auf individuelle Bedürfnisse der Schüler*innen einzugehen.
  • Der Unterricht kann plangemäß stattfinden. Bedarfe und Konflikte, die zu Unterrichtsunterbrechungen führen würden, werden umgehend bearbeitet und geschlichtet.
  • Der Unterrichtsstoff kann zumeist in der vorgesehenen Zeit vermittelt werden.
  • Selbständigkeit, Engagement und Konzentration der Kinder sind im Vergleich zu den vorherigen Jahrgängen ohne Zusatzkraft gestiegen.
  • Es erfolgt eine unmittelbare Regulierung von Konflikten; diese beeinträchtigen nicht mehr den gesamten Schulalltag
  • Gewalttätige Auseinandersetzungen sind zurückgegangen.

 

Über die Evaluation wurden ausbaufähige Gelingensfaktoren erkannt. Hierzu zählen:

  • Die Einbindung der Klassenbegleitkräfte ist eng an den täglichen Unterricht geknüpft. Die Arbeit lässt folglich wenig Zeit für den fachlichen Austausch mit den anderen Zusatzkräften.

 

 

  • Die Qualität der Kooperation der Klassenlehrkraft und der Klassenbegleitkraft auf persönlicher Ebene ist entscheidend. Entsprechend sollten Veränderungen in der Teamstruktur zügig erfolgen, wenn “die Chemie nicht stimmt“.
  • Die Brückenfunktion zur Familie erscheint – über Organisatorisches hinaus - ausbaufähig.
  • Eine Mehrsprachigkeit der Klassenbegleiter*innen erleichtert den Alltag.
  • Bei der Ganztagsbetreuung erweist es sich als vorteilhaft, wenn die Klassenbegleitungen auch am Nachmittag für die Kinder als vertraute Ansprechpersonen zur Verfügung stehen.
  • Bei der Gestaltung des Übergangs zwischen Kita und Grundschule ist die Rolle der Klassenbegleitung ausbaufähig. Hier waren die Corona-Jahre ein Handicap in der Erprobung.

 

Fazit und Empfehlung

 

Für das Forschungsteam gilt als gesichert, dass die beiden Projekte an Kita und an Schule eine deutlich positive Wirkung auf die Kinder und deren Familien haben. Gelingendes Aufwachsen wird durch die Unterstützung der Regeleinrichtungen nachweislich befördert. Die Kooperation und die Wirkung der Unterstützung wird im multiprofessionellen Team gestärkt. 

 

Die wissenschaftliche Evaluation bestätigt eindrucksvoll, was in Fachkreisen schon lange diskutiert und gefordert wurde.

 

Förderung in der Kita

 

Ein inklusives Kitasystem braucht multiprofessionelles und qualifizierte Fachkräfte, die in enger Abstimmung und Kooperation mit den Kita-Teams in den Einrichtungen tätig sind. Eine enge Verzahnung von inklusiven Impulsen und pädagogischem Know-how ermöglicht bestmögliche Förderbedingungen in den Kitas und führt zur wirkungsvollen Verbesserung von Bildungschancen.

 

Deutlich wird damit, dass für Kinder in benachteiligenden Lebensverhältnissen diese Rahmenbedingungen für einen besseren Bildungsstart sehr förderlich sind. Diesen Start gilt es demnach in Kitas in solchen Stadtteilen zu schaffen. Im Sinne von „Ungleiches ungleich behandeln“ müssen mehr Ressourcen in Kitas solcher Stadtteile zur Verfügung gestellt werden. Dann können Kinder ihre Stärken und Kompetenzen in ähnlicher Weise erfolgreich ausprägen wie Kinder in besseren Lebensverhältnissen – gleichwohl mit ungleichen Ausgangsbedingungen. Gerade vor diesem Hintergrund sind zumindest bessere Lernchancen notwendig, um Entwicklungsverzögerungen entgegenzuwirken.

 

Es stellt sich daher die Frage, wie ein Kitasystem insbesondere in Stadtteilen, in denen die Armuts-, Migrations- und Inklusionsquote (wie Gaarden, Mettenhof, Neumühlen-Dietrichsdorf oder Wellingdorf/Ellerbek) überproportional hoch ist, aufgestellt sein müsste: Der gerade im Jugendamt erfolgte Aufbau eines Kompetenzteams Inklusion, welches über Landesmittel finanziert wird, ist ein wichtiger Baustein in Richtung Inklusion. Das Kompetenzteam kann aber aufgrund der Zuständigkeit für die gesamte Stadt, also für mehr als 160 Kitas, nicht dieselben Effekte ermöglichen wie die Einbindung heilpädagogischer Kompetenz in jeder Kitagruppe einer Einrichtung. Es fehlt der alltägliche Diskurs und die Entwicklung einer Multiprofessionalität im Team.

Die Landeshauptstadt Kiel ist erheblich in Vorleistung gegangen, um den Gaardener Kindern nachweislich bessere Lernchancen zu ermöglichen.

Es sollte mit der Landesregierung geklärt werden, ob die aktuell in der Förderrichtlinie vorliegende Gewichtung zwischen den Schwerpunkten Beratung (80 %) und direkter Leistung (20 %) verändert werden kann, um zukünftig die Mitarbeitenden des Kompetenzteams in den benannten Stadtteilen analog des hier vorliegenden Konzeptes direkt in den Kitas einsetzen zu können.

 

Ein solcher Dialog muss zeitnah mit dem Land geführt werden, denn es stellt sich für die Landeshauptstadt Kiel die Frage, wie man die überaus positive Evaluation auf einen Stadtteil wie Mettenhof überträgt. Dies wird allein aus kommunalen Mitteln – auch mit Blick auf die weiteren Stadtteile

 

 

– nicht machbar sein. Die bereits in Fachgremien diskutierte Basisleistung – jede Kitagruppe erhält mittelfristig fünf Stunden heilpädagogische Förderung – wäre eine wünschenswerte Ergänzung.

 

Förderung in der Schule

 

Die mehrdimensionale und multiperspektivische Analyse des Forschungsteam belegt auch hier sehr eindrucksvoll die herausragende Bedeutung, die die Klassenbegleitkräfte an Schulen für die Lernatmosphäre zwischen Kindern und Lehrkräften haben mit deutlichen Auswirkungen auf die Lernbereitschaft sowie das Lernniveau der Grundschulkinder am Beginn ihrer Schulbiografie.

 

Die pädagogischen Zusatzkräfte sind viel mehr als Begleitkräfte. Sie stärken nicht nur den Alltag, sondern legen oftmals erst die Basis im Schulalltag und im Unterricht, auf der allen Schüler*innen Lernerfolge möglich sind. Für die Grundschulen im Stadtteil Gaarden sind die Klassenbegleitkräfte zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil von Lernerfolg für alle Kinder geworden. Sie tragen zur Erhöhung der Bildungs- und Teilhabechancengerechtigkeit bei, denn diese Kinder der ersten und zweiten Klassen starten gestärkt vom Lernerfolg in den dritten Jahrgang.

 

Es gilt die Erwartungen an ein inklusives Schulsystem, vor allem in Stadtteilen wie Gaarden, gezielt einzulösen. Auch für diese Kinder eine gelingende Beschulung sicherzustellen, ist die Aufgabe des Schulsystems und nicht der kommunalen Jugendhilfe. Es gilt im Diskurs mit dem Bildungsministerium und mit Expert*innen des IQSH und der FH zu entwickeln, wie dies gestaltet werden könnte.

 

Das Bildungsdezernat der Landeshauptstadt Kiel bietet sich gerne an, in Kooperation mit dem Schulamt und dem Bildungsministerium bereits vorhandene Ressourcen im Schulsystem entsprechend sehr zielgerichtet zusammenzuführen (z.B. Perspektivschulmittel, Startchancenprogramm des Bundes), um sie mit anderen - auch vom Land finanzierten Bausteinen - wie Schulsozialarbeit und schulischer Assistenz zielführend zu einem konzeptionell wesentlich inklusiveren Schulsystem zu verbinden.

Eine Ausweitung dieses Modellprojekts auf andere Stadtteile mithilfe von Landesmitteln wäre wünchenswert, um dort die besonders benachteiligten Kinder in ihren Bildungsbiografien fördern zu können.

 

Allen Unterstützenden dieser beiden Projekte ist - neben dem großen Erfolg für die Kinder - für das hohe Engagement, welches die Erfolge ermöglichte, herzlich zu danken.

 

 

Renate Treutel

Bürgermeisterin

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Anlagen

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