Internationales Kiel
Wir bauen Brücken

Wer sind die Personen, die die internationalen Partner­schaften Kiels prägen und voranbringen? Es sind Menschen aus den Verwaltungen, aus der Zivil­gesellschaft, aus allen Lebens­bereichen wie Kultur, Bildung oder Sport. Sie setzen sich ein für grenz­überschreitende Zusammen­arbeit und bauen Brücken in andere Kulturen.

Mehrmals im Jahr stellen wir eine*n Brückenbauer*in aus Kiel oder aus den Partnerstädten in einem Kurzinterview vor. Sie kennen Leute, die unbedingt dazugehören? Dann lassen Sie uns das gerne wissen.


Aarhus
Wolfgang Schulz - Türkische Gemeinde Schleswig-Holstein e.V. und Initiative Smart Gaarden

Freundlich blickender Herr im gestreiften Hemd und rotem Pullover.
Wolfgang Schulz, Foto: privat.

Wer bist du und was genau machst du?

Mein Name ist Wolfgang Schulz. Ich wohne in Kiel-Gaarden. Seit vier Jahren bin ich Rentner und engagiere mich sowohl im Stadtteil Gaarden wie auch im Rahmen der Städtepartnerschaft mit Aarhus. 

Zum Engagement für Aarhus bin ich aus drei Gründen gekommen:
1. Als Student war ich gelegentlich in Aarhus und fand diese Stadt von Anfang sympathisch. Auch später noch habe ich Aarhus immer mit Freude besucht.
2. Als ehemaliger Kommunalpolitiker in Kiel brachte ich einen Antrag für die Entwicklung einer Städtepartnerschaft mit Aarhus in die Kieler Ratsversammlung im Jahre 2017 mit anderen Fraktionen ein. Die Partnerschaft wurde dann im Jahre 2019 vertraglich für zunächst 5 Jahre vereinbart.
3. Nach dem Ausscheiden aus dem Kieler Stadtparlament im Jahre 2018 habe ich mich entschlossen, selbst Projekte im Rahmen der Städtepartnerschaft mit Aarhus zu entwickeln und mit Partner*innen aus Kiel und Aarhus umzusetzen.

So engagiere ich mich derzeit sowohl als Projektleiter*in der Initiative Smart Gaarden wie auch als Projektleiter*in bei der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein (TGS-H) im Rahmen von zeitlich begrenzten Projekten in den Bereichen Arbeitsmarkt, Kultur, Kreativwirtschaft und Stadtentwicklung, schwerpunktmäßig in der Zusammenarbeit mit lokalen Partner*innen in den Stadtteilen Aarhus-Sydhavnen und Aarhus-Gellerup.

Worum geht es in deinem aktuellen Projekt zwischen Kiel und Aarhus?

Gestartet bin ich ursprünglich mit einer Studienreise zu Kreativorten in Aarhus. In diesem Zusammenhang sind auch die Kontakte zu den jetzigen Projektpartner*innen in Aarhus-Gellerup und Aarhus-Sydhavnen entstanden. Derzeit stehe ich vor der spannenden Frage, die bisherigen Austausche in eine längerfristige Zusammenarbeit zu überführen. Dazu verfolge ich derzeit die folgenden Projektideen:

1. In diesem Jahr soll im Rahmen eines Projektes der TGS-H in Kooperation mit VisionPilot in Gellerup mit Akteuren aus Kiel-(Gaarden) und Aarhus-Gellerup die Möglichkeiten einer längerfristigen Kooperation im Bereich von Ausbildung und Jugendliche für den Arbeitsmarkt ausgelotet werden. Ein Auftaktworkshop dazu fand bereits im November 2023 in Kiel-Gaarden statt. 

2. Im Frühjahr 2023 haben Kolleg*innen von Kulbroens Venner aus Aarhus-Sydhavnen Kiel-Gaarden besucht und Möglichkeiten der Stadtteilentwicklung entlang der Gaardener Brücke und der Hörn erkundet sowie ihre Aktivitäten um die Kohlebrücke in Aarhus-Sydhavnen (Kulbroen) präsentiert. Beim Gegenbesuch im Herbst 2023 wurde der fachliche Austausch fortgesetzt und vertieft. 

Die Impulse aus den beiden Exkursionen bilden nunmehr die Grundlage für die Entwicklung von zukünftigen Aktivitäten im Bereich Kultur, Kreativwirtschaft und Stadtentwicklung für die nächsten Jahre. 

3. Durch die Kontakte zu VisionPilot in Gellerup wurde überdies ein Besuch von Kieler Vertreter*innen auf einem Start-up-Festival in Gellerup 2023 unterstützt. Auf Grund der Erfahrungen wird derzeit zusammen mit Partner*innen aus Gellerup und Kiel geprüft, mit welchen Inhalten eine mögliche Delegation aus Kiel am Start-up-Festivals 2024 teilnehmen kann.

Blick von oben auf das Gelände der Kulbroen Venner an der alten Kohlebrücke, im Vordergrund eine Menschengruppe.
Die Projektgruppe bei Beratungen auf dem Gelände der Kulbroen Venner in Aarhus. Foto: privat.

Weshalb findest du internationale Arbeit wichtig?

Ich finde internationale Arbeit wichtig, um über den Tellerrand zu schauen und neue Impulse für eigene Aktivitäten zu erhalten. Insbesondere in den Bereichen der Stadtentwicklung, Kultur und Kreativwirtschaft sehe ich gute Möglichkeiten für einen Austausch. Auch können sich zusätzlich Impulse zur verstärkten Einbeziehung von zivilgesellschaftlichen Akteuren in die Stadtentwicklung hieraus ergeben. 

Durch die räumliche Nähe Kiels zu Aarhus (ca. 3-4 Autostunden) ist eine regelmäßige und kontinuierliche grenzüberschreitende Zusammenarbeit aufbaubar und kann gepflegt werden.
 

Was hat dich am meisten während deiner Zusammenarbeit mit Aarhus überrascht?

Die Lockerheit und Unkompliziertheit der dänischen Partner*innen. Auch bei sprachlichen Defiziten im Englischen ist eine fachlich-inhaltliche Verständigung und somit ein interkultureller Austausch gut möglich. Manchmal kommt erleichternd hinzu, dass einzelne Dän*innen auch deutsch verstehen oder sprechen. 

Darüber hinaus sind durch regelmäßige Kontakte auch Freundschaften entstanden, die eine gute Grundlage für zukünftige Aktivitäten bilden.
In beiden Stadtteilen besteht städtebaulich eine große Dynamik, an der sich aus zivilgesellschaftlichen Organisationen mit Unterstützung der Stadt Aarhus beteiligen, um die Stadtviertel zu entwickeln und zu gestalten. Hiervon sollte sich Kiel gerne anstecken lassen.

Blick auf die alte Kohlebrücke in Aarhus.
Blick auf die alte Kohlebrücke "Kulbroen" in Aarhus-Sydhavnen, die dem Kulturverein Kulbroen Venner seinen Namen gibt. Foto: Wolfgang Schulz.

Was würdest du anderen Engagierten, die ein internationales Projekt planen, mit auf den Weg geben?

Für eine kontinuierliche Zusammenarbeit im Rahmen der Städtepartnerschaften ist ein längerer Atem notwendig. Nur so lassen sich Ansatzpunkte für beidseitiges Interesse an einer Zusammenarbeit erkennen und umsetzen.

So kann zum Beispiel für eine Zusammenarbeit im Rahmen der Stadtteilentwicklung hilfreich sein, die Entwicklung in den Stadtteilen der Partner*innen längerfristig zu beobachten und begleiten. Ich selbst verfolge in dänischen Netzwerken die Aktivitäten meiner dänischen Partner*innen und die städtebaulichen Entwicklungen in den beiden Stadtteilen Aarhus-Sydhavnen und Aarhus-Gellerup. Beide Stadtteile weisen partielle strukturelle Ähnlichkeiten mit dem Stadtteil Kiel-Gaarden auf.


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